Pädagogik gegen Antikommunismus – Scharf

Pädagogik gegen Antikommunismus


Bildmontage: HF

15.01.12
Antifaschismus, News 

 

von Reinhold Schramm (Bereitstellung)

Ziele, Mittel und Methoden der antikommunistischen Manipulation der Jugend

von A. Kossakowski ¹
   
Die Medien, Internet, Presse, Film, Fernsehen, Rundfunk und Bildungseinrichtungen werden zielstrebig eingesetzt, um die Menschen glauben zu machen, dass die gesamte Bevölkerung in den imperialistischen Staaten über einen außerordentlich hohen und ständig steigenden Lebensstandard verfüge. Emanzipatorische Vorstellungen über die Gesellschaft werden diffamiert und verleumdet. Dabei wird besonders intensiv versucht, auf die Jugend einzuwirken.

Um den Kampf gegen die ideologisch-psychologische Diversion erfolgreich führen zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, die Taktik des antihumanistischen Feindes zu durchschauen und seine hinterhältigen Mittel und Methoden zu entlarven.

»Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass der Gegner unter skrupelloser Ausnutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse, besonders der Psychologie, der Soziologie, der Pädagogik und anderer Wissenschaften systematisch und gezielt vorgeht und sich eines raffiniert ausgeklügelten und riesigen Agitations- und Propagandaapparates bedient.

Für eine systematische ideologische Diversion nach außen (aber auch für die nach innen gerichtete Manipulierung der gesamten Bevölkerung, insbesondere der eigenen Jugend) entwickelte der Ideologe der US-Army, Linebarger, die sogenannte „STASM-Formel“, eine Abkürzung für die in der Propagandatätigkeit zu berücksichtigenden Hauptfaktoren. Es sind dies: die Quelle (source), die Zeit (time), die Adressaten (audience), das Thema (subjekt) und die Aufgabe (mission).

Ergänzt wird diese STASM-Formel durch ein System von Darstellungstechniken, wie Suggestion von Vorurteilen, Frappierung, einstellungskonträre Argumentation, Schockierung, Faszination u. a.

Im folgenden sollen einige der genannten Komponenten näher charakterisiert werden, um damit dieses raffinierte und gefährliche System deutlich zu machen.«

Ideologische Diversion und geistige Manipulierung

   
»Hinsichtlich der Quelle unterscheidet man zwischen „weißer“, „grauer“ und „schwarzer“ Propaganda. In der ideologischen Diversion sowie im Manipulierungsprozess bedient man sich besonders der „schwarzen“ Propaganda, bei der die wirkliche Quelle eine andere als die angegebene ist, die meist anonym durch Gerüchte usw. in Erscheinung tritt und die durch eine Mischung von tendenziösen Wahrheiten, Halbwahrheiten und bewussten Lügen besonders für Fehlinformationen und Desorientierungen geeignet erscheint.

Was den Faktor Zeit  anbelangt, so geht es vor allem darum, den Adressaten pausenlos zu beeinflussen, dabei aber gleichzeitig das bekannte Phänomen der psychischen Sättigung zu vermeiden. Nach Linebarger müssen die beeinflussenden Informationen dem Menschen wie ein Schatten folgen, ihn vom frühen Morgen bis zum späten Abend begleiten, dabei aber stets ihr Gewand wechseln. Er sagt: „Die Propaganda muss abwechselnd die Sprache der Mutter, des Schullehrers, des Liebhabers, des Zuhälters, des Polizisten, des Schauspielers, des Geistlichen, des Kumpels und des Publizisten gebrauchen.“ [2] -

Es werden auch über längere Zeiträume sich erstreckende Propagandawellen gefordert, die geeignet sind, die Einstellung nachhaltig unter bestimmten Zielstellungen zu manipulieren. Mit dem Zeitfaktor ist auch ein etappenweises Vorgehen gemeint, wobei in einzelnen Abschnitten unterschiedliche methodische Grundfragen eingesetzt werden sollen. [3]

Besondere Aufmerksamkeit wendet man dem Hauptfaktor, dem Adressaten, zu. Deshalb spielen exakte Analysen der Meinungen und Verhaltensweisen bestimmter Adressatengruppen eine bedeutsame Rolle im Mechanismus der systematischen Diversion und Manipulation. Es werden ganze Typologien von Adressatengruppen entwickelt, und die ideologische Beeinflussung wird gezielt auf die Besonderheiten der gezielten Adressatengruppe abgestimmt.

Um die ideologische Diversion gegen die Bürger der DDR zielgerichteter führen zu können, charakterisierte Schroers 1961 folgende Verhaltenstypen:
 
- ideologisches Verhalten,
- loyales Verhalten,
- naives Verhalten,
- einseitig technisch-sachliches Verhalten,
- rentnerhaftes Verhalten,
- agentenhaftes Verhalten und
- partisanenhaftes Verhalten. [4]

Die Abstufung wird deutlich, und entsprechend soll auch die Einwirkungsrichtung aussehen. Während es nach Meinung Schroers nicht lohne, auf Menschen mit „ideologischen Verhalten“ einzuwirken, da sie so gefestigt seien, dass auch die raffiniertesten Methoden unwirksam blieben, sei es besonders leicht, Personen mit einseitig technisch-sachlichen und rentnerhaftem Verhalten zu beeinflussen, da sich diese einseitig von materiellen Vorteilen bzw. von technischer Brillanz leiten ließen. Der politische Auftraggeber werde beliebig gewechselt. In gewissem Grade treffe dies auch für den loyalen Verhaltenstyp zu.

Der vorher von Linebarger angeführte Wandel der Sprache des Propagandisten in Fernsehen, Rundfunk, Presse usw. [IT] wird auch für das Ansprechen unterschiedlicher Adressatengruppen sowohl im eigenen Machtbereich als auch in den sozialistischen Ländern gefordert. [Quelle: 1972]

Für die Diversion unter Jugendlichen wird vor allem die Berücksichtigung solcher Eigenschaften von Jugendlichen wie starke Gefühlsansprechbarkeit, Geltungsstreben, Opposition gegenüber Erwachsenen und deren Ideologie, Abenteuer- und Sensationslust, Hang zum Neuen, Modernen, Extremen usw. empfohlen.

Es wird auch in skrupelloser Offenheit zum Ausdruck gebracht, dass man die Unerfahrenheit, die innere Unsicherheit und die weltanschaulichen Schwankungen der Jugendlichen für die Diversion und Manipulierung nutzen müsse.

Bezüglich der Themenwahl sei jedes Thema recht, wenn es nur destruktiv auf den Hörerkreis wirke.

Von der Ablenkung durch Musik-, Mode- und Sexthemen über die Abstumpfung durch billige Krimis, Horrorfilme und sadistische Themen bis zu direkter antikommunistischer Beeinflussung werden alle Themen genutzt. Wie skrupellos dabei vorgegangen wird, sagt Linebarger: „Ein Propagandist, der das Böse vermeidet, leistet nur halbe Arbeit.“ [5]

Eine weit verbreitete Methode ist die der Verunsicherung des Adressaten durch ein Überangebot von nebensächlichen Informationen, die von wesentlichen Vorgängen ablenken, zumindest aber eine progressive Orientierung erschweren sollen.«

Methoden der psychischen Verwirrung
   
»Im Sinne der thematischen Verwirrung werden ferner folgende Methoden häufig angewendet:

  • Gelenkte Nichtbenutzung und Ersetzen unbequemer und den Volksmassen nicht immer geläufige Begriffe (Kapitalismus wird zu „moderner Industriegesellschaft“ [- bzw. „Freie Marktwirtschaft“ und/oder „Soziale Marktwirtschaft“ etc.], Ausbeuter und Ausgebeuteter werden zu „Sozialpartnern“ [Bourgeois und Administration werden zu „Arbeitgebern“ und Lohnabhängige zu „Arbeitnehmern“] usw.).
  • Bewusstes „Verfälschen“ (Umfunktionieren) von Begriffen. Beispiel: „Freiheit ist das, was wir hier im Westen haben und was die dort drüben hinter dem ,Eisernen Vorhang’ nicht haben“ (Ristow).
  • Systematische Vergiftung bestimmter Begriffe, die bei Gegnern des Imperialismus einen positiven Bedeutungsgehalt besitzen (z. B. wird der Begriff „rot“ in der imperialistischen Propaganda stets mit Begriffen wie Terror, Schrecken usw. assoziiert).
  • Diffamierung progressiver und gegen den Imperialismus gerichteter gesellschaftlicher Erscheinungen durch Belegen mit emotional negativen Bezeichnungen. So werden z. B. Bürgerrechtskämpfe in den USA mit dem Begriff „Negerkrawalle“, unsere Staatsgrenze zu Westberlin [- 1972 -] mit dem Begriff „Schandmauer“ diffamiert usw.

Unter den Darstellungstechniken sind systematische Suggestionen von Vorurteilen durch raffinierte großaufgemachte Fehlmeldungen und ihre halbe Zurücknahme, durch Verbreitung von Meinungen von „Autoritätspersonen“, die von dem betreffenden Sachverhalt in Wirklichkeit nichts verstehen oder ihn bewusst entstellen, durch Vertuschung der politischen Hintergründe eines Ereignisses und die Hervorhebung persönlicher, subjektiver gefärbter „Erlebnisse“ u. a. sehr verbreitet. -

Als z. B. die imperialistische Verschwörung gegen die Republik Guinea zerschlagen und die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland aufgedeckt wurde, bombardierte man die Hörer des Westfunks mit Aussagen von angeblichen Freunden und Bekannten der Mittäter über deren „persönliche Lauterkeit“, „geschäftliche Korrektheit“, „soziale Hilfsbereitschaft“ usw.

Zur bewussten Desorientierung gehört auch die so genannte „Frappierung“, bei der der Adressat auf raffinierte Weise mit einer „völlig neuen Sichtweise“ für einen an sich klaren und feststehenden Sachverhalt mit dem Ziel überrascht wird, seine eigene Meinung zu verunsichern. Besonders gegenüber Jugendlichen, die weder die Absicht eines solchen Vorgehens noch den Sachverhalt ohne weiteres selbst zu durchschauen vermögen, ist das eine besonders niederträchtige Methode.

Gleiches gilt auch für die Praktiken der einstellungskonträren Argumentation, in denen Jugendliche aufgefordert werden, einmal „ganz sachlich“ alle Argumente zusammenzutragen, die gegen ihre Meinung sprechen könnten. Wie psychologische Untersuchungen ergeben haben, führt ein solches Verfahren in den meisten Fällen zu einer Einstellungsänderung in Richtung der konträren Argumente!

Bei der „Schockierungsmethode“, die auch unter dem Begriff der „Eskalation“ bekannt ist, wird durch eine drastische Maßnahme ein Einstellungsschock herbeigeführt, der durch Wiederholung zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führen kann. Die Adressaten sollen sozusagen zwangsläufig in die angestrebte Richtung mitgerissen werden. *

* [Anmerkung: Heute unter anderem auch über die  (moderne) soziale Repression,  z. B. über den Hartz-IV-Vollzug bei der „gesetzlichen“ legalen Menschenverwertung: Gelegenheitsarbeit, Billigentlohnung, „Minijobs“, Zeitarbeit und Leiharbeit, vorzeitige Armutsrente - mit entspr. Kürzungen etc./R.S.]

Ein besonders drastisches Beispiel der Anwendung dieser Methode [„Schockierungsmethode“]  ist die zweimalige Auslösung von Atomalarm innerhalb von 48 Stunden in einigen US-amerikanischen Großstädten Mitte Februar 1971. -

Der immer weiter um sich greifende Widerstand breiter Teile der amerikanischen Bevölkerung gegen den Krieg in Südostasien sollte durch die schockierende Wirkung des Atomalarms als Hinweis auf die angeblich ständige Bedrohung durch den Kommunismus gebrochen werden. Die Ablenkung von den Gräueltaten amerikanischer Soldaten in vielen Staaten Südostasiens und die Absicht, gleichzeitig den Kommunisten den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben, war ein entscheidendes Ziel dieser Methode.

Die „Faszination“, die vor allem durch eine verlockende Darstellungsweise von Idolen erreicht wird, die als Schlagersänger, Musik- und Tanzfans sowie Play-boys das „wahre“, „freie“, „süße“ Leben verkörperten, soll die Jugend von politischen Fragen und von ihrer Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in imperialistischen Staaten ablenken. Sie soll den Jugendlichen {...} Traumbilder vorgaukeln, die völlig der harten kapitalistischen Realität widersprechen.

Mit dem hier angedeuteten System von Methoden und Techniken der geistigen Manipulierung und der ideologischen Diversion soll - besonders ein etappenweiser Abbau {...} sozialistischer Einstellungen und Verhaltensweisen erzielt werden. [-1972-] Nach Erreichen einer allgemeinen Verunsicherung und Labilisierung soll dann schließlich eine konterrevolutionäre Aktivierung erfolgen.  

Der Hauptweg ist dabei - psychologisch gesehen - zunächst die systematische Behinderung einer wissenschaftlich fundierten Standpunktbildung beziehungsweise die Verunsicherung eines bereits erarbeitenden Standpunktes durch bewusste Desorientierung der Jugendlichen. -

Der nächste Schritt soll im Aufbau antisozialistischer Einstellungen und Verhaltensweisen durch scheinrationales Argumentieren, besonders aber durch „emotionale Verseuchung“, bestehen. -

Dazu wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein ganzer „Wissenschaftszweig“, die Psychologie, entwickelt, worunter ihre Begründer die Macht verstehen, „Gefühle und Gedanken ... durch Methoden, die sich nicht an die Vernunft wenden, zu beeinflussen und zu lenken“[6]. Auf diese Weise wird eine unterschwellige Beeinflussung erreicht, die von manipulierenden Adressaten kaum noch wahrgenommen wird.

Der westdeutsche Psychologe Hofstätter sagte bereits 1949 dazu, man könnte die bürgerliche Propaganda „als auf das subkortikale Wesen gerichtet auffassen, das vom kritischen, die Resonanz dämpfenden Einfluss des Großhirns befreit werden soll“[7].
 
Es wird hier deutlich, wie die Psychologie unter den Bedingungen der spätbürgerlichen Gesellschaft von der herrschenden Klasse für ihre Zwecke skrupellos missbraucht wird!«

Aufklärung vs. Diversion
 
»Man muss diese menschenfeindlichen Ziele, Mittel und Methoden der ideologischen Diversion allen Lehrern und Erziehern und den Jugendlichen selbst vor Augen führen, damit sie deren ganze Skrupellosigkeit und Gefährlichkeit erkennen und ihr bewusst entgegentreten.  

  • Die effektivste Form des Kampfes gegen die ideologische Diversion ist die Entwicklung fester politisch-weltanschaulicher Überzeugungen, eines festen Klassenstandpunktes in allen Fragen des Lebens und die Herausbildung entsprechender sozialistischer Verhaltensweisen. Dies wird übrigens auch von den Agenten der ideologischen Diversion so eingeschätzt. [1972]
  • Darüber hinaus müssen gezielte, systematische Auseinandersetzungen mit gegnerischen Argumenten geführt und den Jugendlichen die Ziele und Praktiken der ideologischen Diversion  {...} bewusst gemacht werden.
  • Besonders wichtig ist die Befähigung der Jugendlichen zu selbständiger bewusster Auseinandersetzung mit gegnerischen Argumenten und mit Altersgenossen, die sich der Feindpropaganda offenbar nicht immer entziehen können.

Die gegenseitige Erziehung der Jugendlichen wird gerade in diesem wichtigen Bereich zu einer wichtigen Frage, weil im Jugendalter die „öffentliche Meinung“ des jeweiligen Kollektivs für die Einstellungsentwicklung sowie für das Verhalten Jugendlicher von großer Bedeutung ist.

Ein gut entwickeltes Kollektiv besitzt auch intensivere und direktere Möglichkeiten der erzieherischen Einwirkungen als Erwachsene bzw. berufliche Erzieher.«  
   
[Ein modifizierter Auszug. Vgl. Quelle, 1972]
   
Anmerkungen
   
1  Die Ausführungen stützten sich auf ein umfangreiches Material, das von W. Kaiser und O. Raak ausgearbeitet wurde. Es wurde unter dem Titel „Missbrauchte Psychologie“ für eine Publikation beim Deutschen Verlag der Wissenschaften, Berlin, vorbereitet. [1972]

2  P. A. M. Linebarger: Der psychologische Krieg. Washington 1954. Übersetzt ins Russische. Moskau 1962, S. 211.

3  Vgl. G. Ohme: Die Beeinflussung von Menschen im psychologischen Kampf. In: „Wehrkunde“, München, H. 10/1965.

4  R. Schroers: Der Partisan. Köln, (West-)Berlin 1961.

5  P. A. M. Linebarger: A. a. O., S. 173.

6  A. Böhm: Macht und Kontrolle. In: „Rheinischer Merkur“, Köln, Nr. 8/1969, S. 38.

7  P. R. Hofstätter: Psychologie der öffentlichen Meinung. Wien 1949, S. 113.

Quelle: Pädagogik gegen Antikommunismus. Volk und Wissen, Volkseigener Verlag Berlin 1972. Vgl. Prof. Dr. habil. Adolf Kossakowski: Ziele, Mittel und Methoden der antikommunistischen Manipulierung der Jugend.

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