Ohne Freundschaft keine Lebensqualität

Vielbeschäftigter Mann
Philipp Johner ist ein vielbeschäftigter Mann. Einem solchen kann es wirklich passieren, dass der Zeitplan nicht immer ganz genau im Auge behalten wird. So kam der grossgewachsene, gutaussehende Mann (muss hier einfach gesagt werden!) ein paar Minuten zu spät, direkt von einem anderen Anlass. Schliesslich wollte er die erwartungsvollen Frauen und Männer im Kellerlokal des Restaurants Park nicht bis 21.00 warten lassen, wie es anfänglich ausgesehen hatte.

Einstieg mit einer Art Fabel
Philipp Johner stieg mit der Kurzfassung der Geschichte im Film „It’s A Wonderful Life“ mit dem unvergesslichen James Stuart und seiner Filmpartnerin Donna Reed ein. Stuart spielte einen verzweifelten Mann, der nicht mehr leben wollte. Im Himmel beteten sie für den Mann. Dennoch wollte er von einer Brücke springen und seinem Leben ein Ende bereiten. Ein Engel wollte dies verhindern. Aber wie?

Der Engel entschied sich, sich als Erster in den Fluss zu stürzen. So musste der Filmheld ihn retten, was ihn für einen Augenblick seine eigene Verzweiflung vergessen liess. Auf die Frage des Helden: „Woher kanntest du meine Absicht?“ antwortete der Engel: “Du hast immer dein Bestes gegeben. Überleg dir einmal, wie die Welt ohne dich aussehen würde.“

Da spürte der Mann, dass auf der Welt ganz viel gefehlt hätte, wäre er nie geboren. Die Freundschaft, die er in seinem Leben anderen Menschen erwiesen hatte, rettete ihn auch finanziell, indem ihm eine Frau Geld anbot. „Das habe ich für eine eventuelle Scheidung gespart, falls ich mal heiraten würde!“

Humorvolle Ausführungen
Philipp Johner hatte bereits mit diesem Einstieg die Zuhörerschaft im Sack. Er verstand es ausgezeichnet, wirklich wichtige Lebenserkenntnisse mit einer Prise Humor unter die Leute zu bringen. Die Frage: „What makes peoples cklick?“ oder auf Deutsch: „Was kann im Leben schiefgehen, was kann es hemmen?“ trieb ihn um. Immer mehr fiel ihm auf, dass die an der Universität vermittelte Psychologie sich vor allem auf Defizite und Schwächen bezog.

Sigmund Freud, Carl Gustav Jung oder auch Alfred Adler hatten sich vor allem mit krankhaften Erscheinungsformen beschäftigt. Als Erstes frage doch der Doktor immer: „Ja, wo fehlt es (uns) denn?“ Er aber wollte eine ressourcenorientierte, stärkenbezogene Psychologie betreiben, welcher er den Namen „Positive Psychologie“ gab.

Schon der Vorname ist Programm
Philipp heisst „der Pferdefreund“. Der Referent gab allerdings zu, dass ihn eher die Pferde unter der Motorhaube begeistern würden. Aber als Freund würde er sich gerne bezeichnen lassen. Er erzählte von seiner langjährigen Freundschaft zu seinem Vater, der Pfarrer gewesen sei. Und er habe schon lange vor John Gray herausgefunden, dass Frauen anders seien als Männer. Viele Menschen seien in Bezug auf Beziehungen Analphabeten.

Bezeichnend war, dass er nicht einmal wusste, was sein Buch im Buchhandel koste. Wichtig scheint ihm vor allem seine Botschaft zu sein. Freundschaft ist DAS Schmiermittel der Beziehungen, erleichtert die Zusammenarbeit, beschenkt aber auch beide Seiten. Denn Freundschaft ist ein auf Gegenseitigkeit beruhendes „Prinzip“. Man begegnet sich auf Augenhöhe.

Was ist das Wesen der Freundschaft?
Ein Freund, ob männlich oder weiblich, nimmt mich als Mensch so, wie ich bin. Er spiegelt mich, freut sich an meinem Erfolg. Er kann mir aber auch ins Gesicht sagen, wenn er etwas voll daneben findet. Weil er mein Freund ist, darf er das tun, das tut der Freundschaft keinen Abbruch. Wahrhaftigkeit ist ein wichtiges Element in einer Freundschaft. Mein Freund, meine Freundin ist Anwalt meiner Zukunft. Das kann Facebook allerdings nicht bieten, denn diese „Freunde“ sind nicht da, wenn man sie braucht, es ist ein oberflächliches Medium, findet Johner.

Mit seinem wunderschön von Rudolf Mirer illustrierten Buch FREUNDSCHAFT wollte er ein Zeichen setzen. Kürzlich kam das umfangreiche Werk auch als Taschenbuch heraus. Bezeichnend war, dass Johner nicht einmal wusste, was sein Buch im Buchhandel koste. Wichtig scheint ihm vor allem seine Botschaft zu sein. Die Freundschaft mit sich selber ist DER Schlüssel zum Erfolg.

Aufgaben eines Coachs
Philipp Johner bringt heute seine Erkenntnisse mit einem ganzen Team von Mitarbeitern unter die Leute. Er berät Firmen, sucht das Potenzial, d.h. die individuellen Stärken der einzelnen Mitarbeiter. Fragen wie: „Wer hat welche Talente, wer welche Art von Energie? Wie kann man einen Menschen ins Team einbinden?“ bestimmen seine Motivation, Firmen mit seiner Beratungstätigkeit weiterzubringen. Es geht darum, Pässe zuzuspielen, positive Rückmeldungen – Fachbegriff „Feedback“ – zu geben und natürlich auch, Dinge zu produzieren, die Freude machen und gerne gekauft werden.

Sport als Vorbild
Immer wieder kam Johner auf sportliche Vorbilder zu sprechen. So beschwor beispielsweise Sepp Herberger, legendärer deutscher Fussballtrainer (1897 – 1977 - Das Wunder von Bern) seine Mannschaft mit den Worten: „Elf Freunde müsst ihr sein.“ Fussballer – und mit ihnen alle Teamsportler – wissen genau, dass ihr Sieg von allen abhängt, dass es wichtig ist, für jeden zu laufen, sich auch einmal zurückzunehmen. Da gehört auch Bescheidenheit, ja Demut dazu. Ein guter Coach setzt jeden Spieler genau dort ein, wo dieser sein grösstes Talent hat.

IST und SOLL
Auf einem Flipchart zeichnete der Referent sein Bild einer geglückten Verbindung vom Zustand des IST – heutige Sachlage – zum SOLL, dem Möglichen, dem Potenzial. Er nennt dies TRANSFORMATION. Es braucht eine sachorientierte, aber auch eine kulturelle Seite. Auf der Sachebene zollte Johner vielen Unternehmen Respekt. Doch auf der Beziehungsebene harze es leider oft. Was wird für das persönliche Wachstum der Mitarbeitenden getan? Hofft man da einfach auf den gesunden Menschenverstand?
Das SOLL ist die Fantasie des IST. Sogar ein Budget ist aus dieser Sicht einzig und allein nur Fantasie. Alles wird in die Zukunft projiziert. Das Lebensziel bestimme den Lebensstil, führte Johner weiter aus.

Lebensplanung in der Beziehung
Es wäre wichtig, auch in einer Partnerschaft Ziele anzustreben. Ist man verliebt, dann ist alles OK, das IST und das SOLL liegt nahe beieinander. Die Identität eines Menschen wird definiert mit: „Du bist, was du bist, aber auch das, was du sein könntest.“ Man schaut sein Gegenüber so an, wie es sein könnte. Ein richtiger Freund hat keine Krise, wenn ich eine habe. Er baut mich im Gegenteil neu auf, wird zu meinem Fürsprecher.

Bezug zur christlichen Botschaft
Philipp Johner arbeitet aus einer christlichen Werthaltung heraus. Jesus hat im Neuen Testament seinen Jüngern angeboten: „Nehmt mich nicht mehr als Meister wahr, fortan will ich euer Freund sein.“ Auf die Frage, wie er als gebildeter Mensch an Gott glauben und das auch vertreten könne, antworte er nur: „Gott hat mein Potenzial gesehen, ich will dieses ausschöpfen.“ Dies sei sein täglicher Auftrag und seine Erfüllung. Wer den Referenten an diesem Abend erlebt hat, wurde durch diese offene Aussage zusätzlich berührt.

Diskussion
In der kurzen Fragerunde kamen zusätzliche Elemente zur Sprache. So fragte ein Mann, wie es möglich sein solle, alle Mitarbeitenden als Freunde zu behandeln. Geschäft und Privates solle doch nicht vermischt werden. Doch Philipp Johner ist felsenfest überzeugt, dass ein freundschaftlicher Umgang mit den Angestellten diesen tiefe Befriedigung und Sinn und der Firma ausserdem Erfolg und Wachstum bringt.

Auch das Verhältnis Eltern-Kinder und Lehrer-Schüler wurde angesprochen. Eine Lehrkraft, die in einem Kind sein Potenzial aufspürt und fördert, wird Vorbild fürs Leben bleiben.

Freundschaft ist das wichtigste Lebenselixier überhaupt, davon ist Philipp Johner felsenfest überzeugt. Am Abend im Nachtcafé mochte ihm da auch niemand zu widersprechen, zu feurig und nachvollziehbar hatte der Mann ein Plädoyer für die Freundschaft gehalten.

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