Null Bock auf Politik?

09.08.2012 - (idw) Friedrich-Schiller-Universitt Jena

Psychologen der Universitt Jena untersuchen, wann sich Jugendliche politisch engagieren wollen
Politik und Politiker haben bei Jugendlichen derzeit nicht den besten Stand. Sie gelten als abgehoben und stehen im Ruf, zu wenig fr die Jugend und ihre Interessen zu tun. Zwar sehen auch heute viele Jugendliche politisches Engagement als wichtige Aufgabe eines guten Staatsbrgers an, wei Dr. Katharina Eckstein von der Friedrich-Schiller-Universitt Jena. Allerdings beteiligen sich immer weniger junge Menschen in den traditionellen Formen der Politik.

Die Psychologin ist jetzt gemeinsam mit ihren Fachkollegen Prof. Dr. Peter Noack und Dr. Burkhard Gniewosz der Frage nachgegangen, wie Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren in ihre Rolle als gute Staatsbrger hineinwachsen und ihre Einstellung zu politischem Engagement entwickeln. Wir wollten herausfinden, welche Faktoren diese Entwicklungen beeinflussen, so Eckstein. Die Wissenschaftler haben rund 1.000 Jugendliche in Thringen ber einen Zeitraum von vier Jahren regelmig nach ihrer Einstellung zu Politik und nach ihrer Bereitschaft, sich politisch zu engagieren, gefragt. Die Ergebnisse sind gerade in der Fachzeitschrift Journal of Adolescence erschienen (DOI: 10.1016/j.adolescence.201107002).

Wir hatten erwartet, dass das politische Engagement mit zunehmendem Alter wchst, sagt Dr. Katharina Eckstein. Schlielich kommen die Jugendlichen in dieser Zeit immer hufiger mit politischen Themen in Berhrung und sie werden offener fr uere Einflsse. Der Anteil derjenigen, die Politik wichtig finden und sich politisch engagieren wollen, bleibt aber ber die vier Jahre weitgehend konstant. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede konnten die Psychologen nicht ausmachen. Obwohl die Politik bis heute eher mnnlich dominiert ist, scheint die Einstellung gegenber politischem Engagement und die Bereitschaft, sich am politischen Geschehen zu beteiligen, bei Jungen und Mdchen hnlich ausgeprgt zu sein, so Eckstein.

Deutliche Unterschiede fanden die Psychologen der Uni Jena allerdings, als sie die Ergebnisse getrennt nach Schulformen betrachteten. So besucht etwa die Hlfte der befragten Jugendlichen ein Gymnasium, die andere Hlfte eine Regelschule. Bezieht man den Schultyp in unsere Analysen ein, so ergibt sich ein anderes Bild, macht Prof. Noack deutlich. Whrend die Gymnasiasten mit zunehmendem Alter eine positivere Einstellung zu politischem Engagement entwickeln und auch ihre Bereitschaft wchst, selbst politisch aktiv zu werden, sehen wir bei den Regelschlern diese Entwicklung nicht, so der Professor fr Pdagogische Psychologie der Universitt Jena. Bei ihnen stagniere das Ansehen politischen Engagements mit dem Alter der Jugendlichen, ebenso die eigene Bereitschaft, sich politisch zu engagieren.

Fr die Psychologen ist dieses Ergebnis ein Warnsignal. Das Alter zwischen 12 und 16 ist entwicklungspsychologisch eine wichtige Phase, unterstreicht Dr. Eckstein. In dieser Zeit entwickele sich die eigene Identitt heraus, suchen die Jugendlichen verstrkt nach Sinn und loten die eigenen Spielrume aus. Wie unsere Studie zeigt, gilt das auch fr ihre politische Orientierung. Wenn sich hier eine Schere zwischen Jugendlichen in unterschiedlichen Bildungsschichten aufmache, sei das problematisch. Von einer Zweiklassengesellschaft des politischen Interesses knne man anhand der Befunde zwar nicht sprechen. Dennoch legten diese nahe, Schlerinnen und Schler mit niedrigeren Bildungschancen auch in Sachen politischer Teilhabe besonders zu untersttzen, damit sie den Anschluss an ihre Altersgenossen nicht verpassen.

Original-Publikation:
Eckstein K. et al.: Attitudes towards political engagement and willingness to participate in politics: Trajectories throughout adolescence, Journal of Adolescence 2012, 35: 485-495, DOI: 10.1016/j.adolescence.201107002

Kontakt:
Dr. Katharina Eckstein, Prof. Dr. Peter Noack
Institut fr Psychologie der Friedrich-Schiller-Universitt Jena
Humboldtstrae 27, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945244, 03641 / 945241
E-Mail: katharina.eckstein[at]uni-jena.de, s7nope[at]rz.uni-jena.de

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Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

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