Nie mehr Angst vor Spinnen!

Niederländische Forscherinnen entwickeln eine Blitzkur: Zwei Minuten reichen, um dauerhafte Wirkung zu erzielen

Amsterdam/Wien – Mit Pech kann einen die Spinnenangst sogar in die Schlagzeilen bringen: Wie vor zwei Wochen in Sydney, als die Polizei zu einer Wohnung gerufen wurde, aus der die Nachbarn schrille Schreie, gebrüllte Todesdrohungen und Möbelgepolter dringen hörten. Wie sich herausstellte, stammten sämtliche Geräuschkomponenten des vermeintlichen Ehestreits von einem Mann, der im Zweikampf mit einer Spinne lag.

Erfolgreiches Experiment

Nun präsentieren zwei niederländische Forscherinnen im Fachmagazin "Biological Psychiatry" eine Abhilfe, die vor allem mit ihrem Tempo verblüfft: Eine einzige Therapiesitzung von zwei Minuten Länge soll ausreichend sein, Arachnophobikern dauerhaft ihre irrationale Angst vor Spinnen zu nehmen.

Für ihr Experiment konfrontierten die Psychologinnen Marieke Soeter und Merel Kindt von der Universität Amsterdam arachnophobe Probanden kurz mit einer Vogelspinne. Danach verabreichten sie einem Teil der 45 Versuchspersonen eine Dosis des Betablockers Propranolol, während die Kontrollgruppe nur ein Placebo erhielt. Der Vergleich zeigte, dass der Betablocker tatsächlich gegen Angst wirkt.

Propranolol wird in der Medizin gegen Bluthochdruck eingesetzt, hat aber auch einige andere Effekte. Einen davon, der mit der Blockierung angstauslösender Erinnerungen zusammenhängt, machten sich nun Soeter und Kindt zunutze. Der Stoff bewirkt gewissermaßen eine Amnesie gegenüber dem furchtauslösenden Reiz. Die Probanden, die den Betablocker erhalten hatten, zeigten in weiterer Folge deutlich verringerte Vermeidungsreaktionen beim Anblick von Spinnen – und das noch ein Jahr nach Verabreichung.

Bisherige Behandlungen von Phobien sind mittel- bis langfristig angelegt und bedürfen wiederholter Sitzungen. Die zeit- und damit auch geldsparende Methode der beiden Niederländerinnen kommt hingegen mit minimalem Aufwand aus. Laut Kindt dürfe man eher von einem chirurgischen Eingriff als von einer Therapie sprechen. (jdo, 11.12.2015)

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