Nicht nur Studenten protestieren gegen Wissenschaftsplan 2020


Bremen - Von Simone Schnase. Mehr als 500 Studenten der Uni und der Hochschule haben gestern symbolträchtig gegen den Wissenschaftsplan 2020 von Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) demonstriert.

Um 11.55 Uhr – also sprichwörtlich fünf vor zwölf – setzten sich Studenten von der Uni per Fahrrad und der Hochschule zu Fuß Richtung Hauptbahnhof in Bewegung, von wo aus sie gemeinsam zur Bürgerschaft zogen. Dort rissen sie eine zuvor aus Pappkartons errichtete „Bildungsmauer“ nieder – nicht ohne „Die Mauer muss weg“ zu skandieren.


Der Wissenschaftsplan 2020 soll den finanziellen und strukturellen Rahmen der Hochschullandschaft Bremens für die nächsten fünf Jahre vorgeben. Für Kritik sorgen hier vorgesehene Schließungen einzelner Studiengänge wie Journalistik oder Politikmanagement. Vor allem gegen das Aus des Fachbereichs Psychologie richtete sich der gestrige Protest; in Bremen sind rund 1000 Studenten für das Fach eingeschrieben.

Auch die Psychotherapeutenkammer schloss sich dem Demonstrationszug an, und „der Bremer Verein Täter-Opfer-Ausgleich hat uns gesagt, er könnte seinen Betrieb ohne Psychologie-Studis nicht aufrechterhalten“, sagte ein Asta-Vertreter. Das Fach werde bereits jetzt gezielt „heruntergespart“, berichtete eine Studentin. „Ganze Lehrmodule finden nicht statt, es gibt einfach zu wenig Lehrkräfte–das spricht für einen Ausbau und nicht für Schließung“, findet sie. Dem schließen sich mit der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokraten im Gesundheitswesen (ASG) ausgerechnet Parteigenossen der Bildungssenatorin an. Wilfried Bolles, ASG-Landesvorsitzender und seit über zehn Jahren Lehrbeauftragter für Pflegewissenschaften und Public Health an der Bremer Uni, hat im Namen der ASG vor einer Woche einen Brief an Quante-Brandt verfasst. Dort heißt es: „Wir lehnen ganz entschieden die Schließung des Bachelorstudiengangs Psychologie an der Universität Bremen ab. Wir fordern den eigenständigen Studiengang Psychologie zu erhalten und sachgerecht auszustatten.“

Ihm sei bewusst, so Bolles, „dass es da Probleme gibt“. Seit Jahren gibt es nur noch befristete Professoren-Stellen, vier von sechs Lehrstühlen werden in Kürze aus Altersgründen frei.

Des Weiteren müsse nicht nur die Zusammenarbeit mit Fächern wie Informatik und Wirtschaft, sondern auch mit Pflegewissenschaften und Public Health „deutlich verbessert werden“. Angesichts der steigenden Zahl alter und dementer Menschen, so Bolles, seien psychosoziale Fachkenntnisse im Gesundheitswesen gefragter denn je. Daher lautet das Fazit der ASG: „Wichtig ist deshalb nicht nur der Erhalt des Bachelorstudienganges Psychologie, sondern eine konzeptionell gut vorbereitete Weiterentwicklung. Die zur Zeit überlegte Schließung wäre unter Beachtung der Interessen der Uni, der Studenten und vor allem des Gesamtinteresses des Landes Bremen ein grundsätzlicher Fehler.“

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