Nicht ins Kinderzimmer!

Prof. Helmut Lukesch, Ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Psychologie an der Uni Regensburg

Prof. Helmut Lukesch, Ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Psychologie an der Uni Regensburg

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Regensburg
Kann man Fernsehen als erzieherisches Mittel zur Strafe oder Belohnung einsetzen?

Wird Fernsehen zur Belohnung eingesetzt, dann wird dieses Medium für die Kinder automatisch wertvoller. Dem Fernsehen kann man bekanntlich seit langem nicht mehr aus dem Weg gehen, aber ein sinnvoller Einsatz schaut so aus, dass man zuerst überlegt, welche Sendungen von Interesse sein könnten, und dann diese anschaut. Damit lässt sich auch die Frage der Dauer des Fernsehens klären – eine Sendung und dann Pause! Keineswegs sollte das Fernsehen für Kinder zur Dauerberieselung eingesetzt werden.

Macht das Fernsehen schon früh Kinder einsam und realitätsfern?

Kinder können einsam werden, wenn sich die Eltern nicht um sie kümmern. Wenn man also verantwortungsvoll mit dem Fernsehen umgehen will, dann sollte man Sendungen gemeinsam anschauen; das hat auch den Vorteil, dass man Erklärungen geben kann oder mit den Kindern auftretende Fragen besprechen kann. Man kann den Kindern dabei auch leicht erklären, dass Filme fiktional sind, also kein Abbild der Wirklichkeit darstellen, sondern eine gestaltete Wirklichkeit nach den Absichten der Fernsehmacher sind. Es sind also die Erwachsenen (Eltern, Großeltern), die hier gegensteuern können, indem sie die Kinder nicht vor den Einflüssen der bisweilen überwältigenden Bilder allein lassen.

Viele Kinder haben schon früh einen Fernseher im Kinderzimmer? Was halten Sie davon?

Ein Fernseher gehört nicht in ein Kinderzimmer. Natürlich kann man durch die Auflösung des gemeinsamen Sehens (jedes Familienmitglied hat seinen eigenen Fernseher oder einen entsprechend eingerichteten Computer) Konflikte über die Programmwahl vermeiden, es gehen damit aber auch Bindungen zwischen den Familienmitgliedern verloren. Wenn in der Familie zunehmend Gemeinsamkeiten aufgegeben werden (zum Beispiel gemeinsames Frühstück oder Abendessen, gemeinsames Kochen statt Anschauen einer Kochsendung im TV), dann sollten sich Eltern nicht wundern, dass sie Einfluss auf ihre Kinder verlieren.

Welche Rolle spielt das Vorbild der Eltern beim Fernsehverhalten?

Es gibt den Zusammenhang, dass vielsehende Eltern auch vielsehende Kinder haben. Das elterliche Vorbild spielt also eine Rolle, zudem ist das Fernsehen für die Erwachsenen ein Mittel zur Tagesgestaltung. Es bilden sich Routinen aus, die nicht mehr hinterfragt werden beziehungsweise man überlegt sich für sich und für seine Kinder keine Alternativen mehr zum Abend vor der Glotze.

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