In den ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt ist für das Neugeborene der Hautkontakt besonders wichtig“, sagt Roswitha Laminger-Purgstaller, Pädagogin bei SOS-Kinderdorf. „Kinderpsychologen empfehlen deshalb, Eltern mit ihrem Kind diese Zeit unbedingt zu geben und sie nicht zu stören. Durch dieses Spüren wird die Basis für die Entwicklung des Urvertrauens gelegt.“ Dem Neugeborenen Roland junior und seiner Mutter Estibaliz C. wurde dies wie berichtet verwehrt ( siehe auch S. 20) .
„Grundsätzlich ist eine Bezugsperson ab der ersten Stunde wichtig und notwendig“, betont auch Entwicklungspsychologin Claudia Rupp vom Berufsverband der Psychologen. Wenn nicht anders möglich, etwa bei einer anonymen Geburt, müsse zumindest eine „konstante Person“ diese Funktion übernehmen. „Emotional macht es für den Säugling keinen Unterschied, wer für ihn da ist.“ Eine Bezugsperson müsse sich so intensiv mit dem Kind auseinandersetzen, dass sie zu einer Bindungsperson wird. „Ab dem dritten Monat beginnt sich das Baby dann an diese Person zu binden.“
Was macht in der Praxis so eine Bindungsperson aus? „Sie sollte in allen Situationen verfügbar sein und alle Bedürfnisse des Kindes befriedigen. Da geht es um Körperkontakt, Zuwendung und Versorgung – es entsteht ein emotionales Band.“ Je früher eine stabile Bindung zu einer Bezugsperson aufgebaut wird, desto besser.