Neue OZ: Kommentar zu Psychotherapeuten

Es ist ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen: Die Zulassungsbegrenzungen für Psychotherapeuten beruhen auf Berechnungen aus dem Jahr 1999. Heute, 2014, erkrankt ein Drittel der Menschen, aufs Jahr gerechnet, an einer psychischen Störung, und die Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund von psychischen Erkrankungen steigen stetig. Wer einen Therapieplatz braucht, muss wochenlang auf eine Erstbehandlung, monatelang auf den Therapiebeginn warten.

Dieser Zustand ist unhaltbar. Experten auf dem Gebiet der Psychotherapie haben die Lage längst erfasst. Haben die Politiker wegen zusätzlicher Kosten nicht gehandelt? Dabei ist unübersehbar, dass die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen einer psychischen Erkrankung früher in Rente gehen, in den vergangenen zehn Jahren um 25 000 gestiegen ist. Burn-out und Depression sind so präsent, dass die Begriffe zum alltäglichen Sprachgebrauch gehören. Betroffene sind heute auch viel eher als früher bereit, eine Therapie in Anspruch zu nehmen. Das darf ihnen nicht länger verwehrt bleiben.

Zahlen lügen nicht, aber Zahlen veralten: Nach 15 Jahren muss die Zahl der Psychotherapeuten an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Denn psychische Erkrankungen sind oft schwerer zu behandeln als ein gebrochener Arm, und haben schlimmere Auswirkungen. Und wer würde schon mit einem Armbruch Wochen auf einen Termin zum Röntgen und Monate auf den Gips warten?

Nadine Grunewald

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