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Neue Hoffnung für Heroinabhängige
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Im Regionalspital Interlaken hat Chefärztin und Anästhesistin Patricia Manndorf dieses Jahr 20 Heroin- und Schmerzmittelabhängige nach einer neuen Methode behandelt. Das Pilotprojekt verläuft bisher vielversprechend, das Regionalspital Interlaken will dieses im nächsten Jahr weiterführen. Die Verantwortlichen rechnen dort mit einer Erfolgsquote von mindestens 60 Prozent. Herkömmliche Entzugsmethoden haben in 20 Prozent der Fälle Erfolg. «Die letzte Behandlungsserie im August verlief sehr erfolgreich», sagt der Berner Hausarzt und Drogenfachmann Daniel Beutler auf Anfrage. Beutler berichtet von einem langjährigen Heroinabhängigen aus der Ostschweiz, der nach dem Entzug bereits wieder voll in seinem Beruf als Baustellenleiter arbeite, suchtbefreit.
Beutler ist neben Chefärztin Patricia Manndorf eine der treibenden Kräfte, um dem medikamentösen Drogenentzug des israelischen Arztes und Intensivmediziners André Waismann hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen. Aufmerksam auf das Entzugsverfahren wurde Beutler erstmals, als die BaZ im Sommer 2011 über den früheren Militärarzt Waismann berichtete. Dieser sieht in der Heroin- oder Schmerzmittelabhängigkeit nicht in erster Linie ein psychosoziales Problem, sondern ein medizinisches. Er entwickelte auf dieser Basis vor Jahren seine Entzugsmethode, nachdem er Schwerverwundete mit starken Schmerzmitteln behandeln musste und diese so in die Abhängigkeit stürzten. Waismann forschte und fand eine Methode, die er zu Hause seit über 16 Jahren anwendet.
Gemeinnütziger Verein als Basis
Süchtige werden nach Waismanns ANR-Verfahren im Berner Oberland nach ambulanter Vorbereitung in einen fünf- bis sechsstündigen Tiefschlaf versetzt und dabei entgiftet. Die Opiaterezeptoren im Körper werden durch die Intensivmedizinerin Manndorf medikamentös blockiert, sodass die Gier nach Heroin danach verschwunden ist. Am zweiten Tag verlassen die Behandelten das Spitalbett und werden noch drei Tage ambulant begleitet. Ein individuell dosiertes Medikament (Naltrexon) müssen die Behandelten noch während zehn bis 14 Monaten einnehmen, je nach Abhängigkeitsgrad. ANR steht dabei für «accelerated neuroregulation», was auf Deutsch «beschleunigte Regulierung des Nervensystems» bedeutet.
Die nächsten Behandlungen in Interlaken sollen im Januar stattfinden. Waismann wird als Supervisor dabei sein, wie zuvor bei den ersten Behandlungen in der Schweiz auch. Um dem Projekt eine erfolgversprechende Basis zu geben, wurde ein gemeinnütziger Verein gegründet. Weil die wenigsten Abhängigen die Behandlung für über 15 000 Franken selbst tragen können, dient der Verein der Geldbeschaffung. Mittelfristig will der Verein ANR- Schweiz für ANR die Krankenkassenzulassung erhalten.
Dazu nötig ist eine wissenschaftliche Studie, die Bedingung ist für eine Zulassung. Die Studie wird von Medizinprofessor Peter Jüni begleitet, dem Vorsitzenden des Lehrstuhls für klinische Epidemiologie und Biostatistik an der Universität Bern. «Die bescheidene Anzahl Behandelter erlaubt bisher keine statistische Aussage», sagt Beutler dazu. Sieben der insgesamt 22 Patienten hätten die Behandlung vorzeitig abgebrochen. Die ersten beiden Schweizer, unter ihnen ein Chefbeamter, wurden 2012 in Israel erfolgreich entwöhnt. (Basler Zeitung)
Erstellt: 19.11.2013, 10:03 Uhr
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