Neue Formel soll Forscher-Karrieren vorhersagen können

Berechnungsmethode misst und prognostiziert wissenschaftlichen Erfolg

Ein Psychologe von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg hat eine Formel entwickelt, mit der sich wissenschaftlicher Erfolg messen und auch vorhersagen lassen soll. Die von Claus-Christian Carbon, Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Psychologie und Methodenlehre, erarbeitete Formel basiert unter anderem auf der Anzahl der Publikationen eines Wissenschafters oder auf der Häufigkeit, mit der seine Arbeiten zitiert wurden, ergänzt mit dem Faktor Forschungsalter.

Im Jahr 2005 entwickelte der amerikanische Physiker Jorge E. Hirsch den sogenannten h-Index, der die Anzahl (h) der Publikationen eines Autors angibt, die jeweils mindestens h mal zitiert worden sind. Ein hoher h-Index spricht dem zur Folge für eine starke Durchdringung der eigenen Artikel in der Wissenschaftswelt, wird also als hohe Reputation eines Wissenschafters interpretiert. In den vergangenen Jahren hat sich diese Formel als Standardmaßstab zur Beurteilung wissenschaftlichen Erfolgs etabliert.

h-Index steigt selbst nach dem Tod noch an

Ein großes Problem des Index besteht jedoch darin, dass der h-Index mit fortschreitendem Forschungsalter selbst dann wachsen kann, wenn ein Wissenschafter kaum oder gar nicht mehr publiziert - Carbon kann zeigen, dass der h-Index sogar bei bereits gestorbenen Wissenschaftlern über die ersten Jahre nach ihrem Tod weiterhin nahezu linear ansteigt. Bei der Beurteilung wissenschaftlicher Reputation von forschungsälteren Wissenschaftern entsteht dadurch eine systematische Verzerrung, die sie gegenüber jüngeren Kolleginnen und Kollegen bevorteilt. Dies ist vor allem dann problematisch, wenn junge Wissenschaftskarrieren evaluiert werden sollen wie z.B. im Fall von Neubesetzungen oder Berufungen.

An diesem Punkt setzt Carbon an. In seinem aktuellen Forschungsartikel erweitert er die Formel von Hirsch um die wichtige Dimension des Forschungsalters. Im sogenannten Carbon_h-factor wird der h-Index an der Anzahl der forschungsaktiven Jahre (Zeitraum zwischen aktueller Messung und erster zitationserfassbaren Publikation) relativiert. Es resultiert ein Steigungsfaktor für den h-Index, der angibt, mit welcher Geschwindigkeit sich der h-Index entwickelt.

Karrieren berechnen

Carbon untersuchte 120 Karrieren und fand eine nahezu lineare Entwicklungskurve für insgesamt vier verschieden Fachbereiche, für die er unterschiedliche Performanz-Niveaus berechnete. Auf Basis dieser Daten ist es möglich, innerhalb der Interpretationsmöglichkeiten des h-Index, Vergleiche auch zwischen Wissenschaftern in unterschiedlichen Karriereabschnitten und über unterschiedliche Wissenschaftsgebiete systematisch durchzuführen. Dies soll dazu beitragen, auch Karrieren im jungen Forschungsalter adäquat einzuschätzen und entsprechend zu fördern. Carbon veröffentlichte seine Forschungsergebnisse im Fachjournal PLoS ONE. (red)


Abstract
PLoS ONE: The Carbon_h-Factor: Predicting Individuals' Research Impact at Early Stages of Their Career

Leave a Reply