Nach Bayern-Drama: DFB-Team gewarnt – Löw als Psychologe

Nach Bayern-Drama: DFB-Team gewarnt - Löw als Psychologe

Tourrettes - Die Niederlage des FC Bayern im Finale der Champions League hat einen dunklen Schatten auf die EM-Vorbereitungen geworfen: Löw muss nun als Psychologe fungieren. Bierhoff warnt.

© dpa

DFB-Coach Joachim Löw (l.) wird bei den Bayern-Spielern psychologie Aufbauarbeit leisten müssen. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff hingegen sieht ein warndendes Beispiel aus dem Champions-League-Finale.

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In der Nacht zum Sonntag lagen die Bayern-Nationalspieler noch weinend auf dem Rasen in München, ab Freitag sollen die paralysierten Bastian Schweinsteiger und Co. in Tourrettes die Mission EM-Titel anführen: Die Niederlage von Bayern München im Finale der Champions League gegen den FC Chelsea hat einen dunklen Schatten auf die EM-Vorbereitung geworfen und die Arbeit von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw um ein Vielfaches schwerer gemacht. Im französischen Trainingslager ist Löw nun als Psychologe gefordert, um die Münchner Profis bis zum ersten EM-Spiel am 9. Juni wieder aufzurichten.

Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff hat schon am Sonntag mit der psychologischen Arbeit begonnen. „Wir haben keinen Zaubertrank, der alle sofort wieder aufbaut. Das ist ein Prozess, wir müssen den Spielern ein paar Tage gönnen“, sagte Bierhoff mit Blick auf die Niederlage der Münchner im Elfmeterschießen: „Wir werden die Jungs wieder aufbauen. Die Luftveränderung wird ihnen gut tun. Mit uns können sie ja noch einen Titel gewinnen.“

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Die 17 in Frankreich versammelten Nationalspieler hatten sich die Partie gemeinsam mit der kompletten Delegation und dem Trainerstab im Mannschaftsraum des Teamhotels angeschaut. Nach dem Abpfiff herrschte gedämpfte Stimmung, der Raum leerte sich zügig. „Es war eine große Stille und Betroffenheit da“, berichtete Bierhoff, der erst am Montag Kontakt mit den Münchnern aufnehmen will. Außerdem fügte er hinzu: “Es kann auch ein großer Warnschuss für die Europameisterschaft sein“. Dieses Finale von München und der Erfolg des FC Chelsea hätten gezeigt, “das nicht immer der Favorit oder die beste Mannschaft nach vorne rücken“, betonte Bierhoff mit Blick auf das EM-Turnier in Polen und der Ukraine, das am 8. Juni beginnt.

“Schönspielen ist auch wichtig“, unterstrich der Manager: “Aber man muss auch effizient sein.“ Die Warnung gelte für alle, die vor der EM nur noch darüber diskutieren würden, ob Spanien oder Deutschland Europameister würde. “Es werden viele andere auch eine Rolle spielen“, sagte Bierhoff - auch Nationen, die nicht die Mittel wie die Favoriten hätten.

Wie Bierhoff stärkte auch Löw den Bayern-Spielern, die am Dienstag mit ihrem Klub noch die umstrittene Partie gegen die Niederlande absolvieren müssen (Bierhoff: „Den Sinn dieses Spiels habe ich nie gesehen“), verbal den Rücken. „Fußball ist manchmal brutal. Natürlich sind wir jetzt erst mal alle enttäuscht und traurig“, ließ Löw ausrichten: „Ich gratuliere dem FC Bayern trotz der Niederlage zu einer klasse Champions-League-Saison.“

Trösten konnte Löw die Münchner Nationalspieler Schweinsteiger, Philipp Lahm, Manuel Neuer, Jerome Boateng, Holger Badstuber, Toni Kroos, Thomas Müller und Mario Gomez damit aber kaum. Vor allem der nach seinem verschossenen Elfmeter am Boden zerstörte Schweinsteiger und der konsternierte Kapitän Lahm waren gedanklich noch meilenweit von der Nationalmannschaft entfernt. „Daran denke ich noch keine Sekunde, dafür habe ich keinen Kopf“, sagte Lahm.

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Auch die Bayern-Verantwortlichen glauben nicht, dass die Profis das Erlebte schnell aus den Kleidern schütteln können. „So eine Niederlage kann man nicht an einem Abend abstreifen, das wird die Spieler lange verfolgen“, äußerte Sportdirektor Christian Nerlinger. Trainer Jupp Heynckes sorgte sich vor allem um Schweinsteiger: „Wenn so ein renommierter Nationalspieler verschießt, muss er es erstmal verkraften. Das wird dauern.“

Wie genau die Bayern-Spieler in den Nationalmannschafts-Kader integriert werden, ist noch offen. Derzeit gilt nach wie vor der Plan, dass die Münchner am Freitag in Frankreich, wo auch Team-Psychologe Hans-Dieter Herrmann für sie da sein wird, ankommen sollen. Wie viele Bayern-Spieler zum Spiel am Samstag in die Schweiz (18.00 Uhr/ZDF) reisen werden, ist noch offen. „Ich glaube nicht, dass es viele sein werden“, sagte Bierhoff.

Obwohl Erinnerungen an das Jahr 2002 wach wurden, glaubt Bierhoff nicht an allzu große Auswirkungen der Bayern-Niederlage auf die EM-Endrunde. „Ich bin überzeugt, dass die Köpfe frei sein werden, wenn wie EM beginnt“, sagte der Europameister von 1996. Vor zehn Jahren hatte auch Bayer Leverkusen das „Vize-Triple“ geholt. Fünf Leverkusener Spieler wurden anschließend bei der WM auch Vize-Weltmeister.

Obwohl die Bayern-Niederlage das beherrschende Thema war, ging gleichzeitig der Kampf um EM-Tickets innerhalb des Teams richtig los. Löw, der am Sonntagabend Mesut Özil und Sami Khedira von Real Madrid im Trainingslager begrüßen konnte, vergeudete mit Blick auf die Nominierung seines endgültigen Kaders am 29. Mai zu Beginn der zweiten Vorbereitungs-Phase keine Zeit. An den ersten drei Tagen in Tourrettes standen gleich vier Einheiten auf dem Programm.

sid/dpa

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