Monopoly wird 80 | Psychologie eines Spieleklassikers

Zu Pappe gepresster Kapitalismus

Monopoly ist während der Weltwirtschaftskrise vom US-Amerikaner Charles Brace Darrow erfunden worden. Die erste Version hatte der arbeitslose Holzbauingenieur noch selbst aus Haushaltsmaterialien zusammengebastelt – übrigens damals noch mit rundem statt quadratischem Spielfeld. Allerdings war das Spielprinzip in den 1930ern schon keine wirkliche Innovation mehr: Darrow übernahm es größtenteils von “The Landlord’s Game”, das seine Landsfrau Lizzie J. Magie bereits 1903 beim US-Patentamt angemeldet hatte.

Wollte Lizzie Magie – laut ihrer Biographin – gerade auf die Gefahren von Kapitalkonzentration hinweisen, die Macht von Großkapitalisten kritisieren und den breiten Schichten ökonomische Sachverhalte nahebringen, erfahren die kapitalistischen Prinzipien im Erben des “Landlord’s Game”, in “Monopoly”, fast kultische Verehrung. Das eigene Vermögen anhäufen und vermehren, die Rivalen ausnehmen, unseriöse Deals forcieren, die bisher noch auf jedem Spieleabend für Diskussionen gesorgt haben dürften – Monopoly zwingt jeden dazu, Bekanntschaft mit dem inneren Kapitalisten zu machen.

Bretter, die fast viermal die Welt umrunden

Heute vor achtzig Jahren, am 19. März 1935, konnte Charles Darrow dann die Rechte am Spiel nach langem Hin und Her an den Spielwarenhersteller Parker Brothers verkaufen. Damit ist Monopoly in seiner heutigen Form geboren. Parker ist dann 1991 vom Verlag Hasbro aufgekauft worden, der den Geburtstag des Bestsellers nun zum Anlass für eine umfangreiche Werbekampagne nimmt.

So hat der Verlag für das Jubiläum in einer Broschüre achtzig Fakten zum Spiel zusammengetragen. Neben den zu erwartenden PR-Passagen ist dort ist unter anderem nachzulesen, dass Johnny Depp seine Schauspielkarriere angeblich einer Monopoly-Partie mit Nicolas Cage verdankt, Erfinder Darrow die Straßennamen aus Atlantic City übernahm und alle verkauften Monopoly-Spielbretter aneinandergelegt fast vier Mal die Welt umrunden würden.

Psychologie eines Spieleklassikers

Im Grunde manifestiert sich der amerikanische Traum in diesem Spiel: Dass man durch Unnachgiebigkeit und Geschick zu finanziellem Erfolg kommen kann. Und für jeden ist das ein Traum – reich zu werden. (…) Das ist in unserer Gesellschaft sehr verankert, der Drang nach Wachstum und Erfolg. – Medienpsychologe und Spielforscher Christian Roth

Monopoly erfreut sich seit achtzig Jahren großer Beliebtheit. Fragt sich nur: Warum eigentlich? Was macht dieses Spiel mit uns? Welche psychologischen Effekte treten auf, wenn wir “Frei parken” einkassieren, rote Miniatur-Hotels auf der Schlossallee platzieren und uns direkt ins Gefängnis begeben, ohne vorher wenigstens über Los zu gehen?

Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit dem Medienpsychologen und Spieleforscher Christian Roth gesprochen.

Christian RothMonopoly ist so ein Renner, weil es einen starken Bezug zu unserer Lebenswirklichkeit hat.Christian Rotherklärt die Monopoly-Erfolgsgeschichte mit unserer Sehnsucht nach Wachstum und Erfolg. Foto: privat 

Redaktion: Lucas Kreling

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