Mobbing an den namibischen Schulen

Das Mobben von Lehrern und Mitschülern kann bei Kindern und Jugendlichen zu schweren psychischen sowie physischen Beschwerden führen.

Windhoek-Auf diversen Internetforen wird Mobbing im allgemein als anpöbeln (vom englischen „to mob“) definiert. Doch nach der Meinung einer Psychologie-Studentin, ist das eigentliche Ziel von den Mobbern (Täter), ist es den oder die Gemobbte (Opfer) sozial zu isolieren. In anderen Worten: Es sind nicht die alltäglichen, kleinen Neckereien und Späße unter Schul- und Klassenkameraden gemeint, sondern das systematische Ausgrenzen einer Person über eine längere Zeit hinweg.

Am häufigsten kommt das Mobbing an Schulen vor, wo es laut Peter Schlenther, Schulleiter der DSW (Delta Schule Windhoek), von den Schülern bis hin zu den Lehrern reicht. Hierbei sind die Klassenstufen 6 bis 9 am schlimmsten betroffen, wobei die Zehnte bis Zwölfte nicht weit dahinter liegt.

Einige Arten des Mobbing wären: Das Lästern und Verbreiten von Gerüchten über eine Person sowie das Erpressen zum Schweigen durch Gewalt oder Cybermobbing. Beim letzteren handelt es sich um das Mobben über verschiedene soziale Internetplattformen wie es von Schülern der DSW der AZ bestätigt wurde. Dies alles beginnt oft schon in der Unterstufe mit kleinen Neckereien, wie das Verstecken der Federtasche oder sogar des ganzen Ranzen.

Die Gründe der Täter, glauben viele, sind einfach: Sie wollen sich stark fühlen. Stimmt zum Großteil auch, laut einer Psychologie-Studentin, man muss sich aber fragen weshalb sie das wollen. Obwohl ein Mobber es nicht zugeben würde, hat er noch weniger Selbstbewusstsein als seine Opfer, da sie laut dieser Studentin von den Eltern ähnlich behandelt werden. Deshalb trifft man sie hauptsächlich in Gruppen und selten allein an, denn gemeinsam fühlen sie sich stark. Dadurch bekommen sie die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die sie im Elternhaus nicht erhalten. „Etwas, das sich leicht herausstellen lässt, wenn man sich von ihnen nicht brechen lässt“, erklärte sie der AZ.

Ihre Opfer suchen sie sich meist nach Lust und Laune aus, zum Beispiel die Neue in der Klasse. Einfach jemanden, von dem sie meinen, er sei schwächer als sie, das typische Opfer, doch es kann jeden treffen.

Auf die Frage, was sie unternehmen in einem Mobbingfall, antworteten die DSW Schüler: „Wir haben oft zu viel Angst selber zum Gemobbten zu werden und sehen einfach nur zu.“ Die Lehrer greifen, laut den Schülern, selten ein, sollten ihnen doch Fälle gemeldet werden.
Ob jemand ein Opfer ist, kann man ganz leicht anhand der Symptome erkennen, über welche man sich auf dem Internet schlau machen kann oder man fragt einen Psychologen. Kinder und Jugendliche weisen zum Beispiel psychosomatische Reaktionen (Bauchschmerzen, Albträume, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit) auf. Bei vielen von ihnen werden diese nicht ernst genommen oder bleiben sogar unbemerkt, was zu Depressionen sowie Selbstmordversuchen führen kann. Laut Psychologie-Studien tragen Mobbingopfer ein Leben lang die psychischen und physischen Narben (durch Selbstmordversuche und systematisches Ritzen der Arme mit Rasiermessern) mit sich. Dies lässt sie oft distanziert und misstrauisch wirken.
Daher ist es für Eltern und Lehrer wichtig, diese Anzeichen zu erkennen und dagegen zu handeln, bevor die Situation ausartet. Nicht immer leicht, wenn die Betroffenen nichts sagen, sich von der Außenwelt isolieren und sich niemandem anvertrauen, da ihr Selbstvertrauen zerstört ist. Grund dafür ist, dass vor allem Kinder die Fehler bei sich selbst suchen sowie zu eingeschüchtert sind, um sich jemandem anzuvertrauen, erläutert eine Studentin der Psychologie der AZ.

In solchen Fällen sollte man sich langsam vorarbeiten, um das Selbstvertrauen des Betroffenen wieder aufzubauen. Das kann durch Einzelstunden oder in Gruppen wie im Unterricht der DSW, mit einem Vertrauenslehrer beziehungsweise Schulpsychologen getan werden. Opfer können sich unter anderem mit Gleichgesinnten auf Internetforen (zum Beispiel www.mobbing-schluss-damit.de) unterhalten. Auf solchen Internetplattformen lernen die Gemobbten, dass sie nicht allein sind und dass man wieder aus der „Opferspirale“ herauskommen kann.

In Schulen sollten Projekte gestartet werden, anhand welcher allen Schülern klar wird, dass etwas gegen das Mobbing unternommen wird. Es sollte von Schülern gewählte Vertrauenslehrer geben, mit denen sie vertraulich sprechen können, hier sind sich die Schüler der DSW einig. Alles was das Schulklima verbessert ist erlaubt. Allerdings darf eine Regel nie vergessen werden: Opfermerkmale dürfen nicht ignoriert werden und Schüler müssen ernst genommen werden, ermahnt die Psychologie-Stundentin.

Im zweiten Teil wird die AZ über die Aussagen, Meinungen und Erfahrungen von Eltern und Schülern sowie Schulleitern und Lehrern berichten. Es ist jedem gestattet der AZ diese anhand der E-Mailadresse praktikant@az.com.na oder telefonisch unter (+61) 297 2314 zukommen zu lassen. Es werden keine Namen oder persönliche Details veröffentlicht werden, wie zum Beispiel von der genannten Psychologie-Studentin und den Schülern der DSW.

Von Carla Rattay

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