«Mit Wissen vollgestopft»

16. November 2011, 10:15, NZZ Online

Interview mit Studiums-Abbrecher Peter Stamm

Autor und Journalist Peter Stamm: Ein Studiums-Abbrecher. (Bild: Imago)

Der freie Autor und Journalist Peter Stamm absolvierte erst eine kaufmännische Lehre und studierte danach «einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie», wie er es auf seiner Homepage lapidar umschreibt.

Anja Knabenhans

Peter Stamm, wie lange haben Sie studiert?

Ich habe fünf Semester lang ausschliesslich studiert, war aber davor und danach noch während einiger Semester ziemlich aktiver Hörer.

Warum haben Sie sich für das Studium entscheiden?

Ich habe immer im Hinblick auf das literarische Schreiben studiert. Also ging es mir nie um einen Studienabschluss, sondern von Anfang an darum, das zu lernen, was ich für das Schreiben gebrauchen konnte. Deshalb habe ich neben meinen Pflichtstunden immer auch ganz viele Vorlesungen anderer Fakultäten besucht.

Haben Sie sich an der Uni wohlgefühlt?

Die Vorlesungen haben mich oft begeistert, aber als Werkstudent hatte ich nicht sehr viel Zeit, das Studentenleben zu geniessen. Ausserdem habe ich daneben immer auch an meinen literarischen Texten gearbeitet. Es war eine sehr strenge Zeit.

Weshalb haben Sie ihr Studium ohne Abschluss beendet?

Ich habe abgebrochen, als ich den Eindruck bekam, die Vertiefung würde mir für mein Schreiben nichts mehr bringen. Der Abbruch war ein Sprung ins kalte Wasser und darin bin ich dann ziemlich lange rumgeschwommen.

Fiel der Abbruch schwer oder gab die KV-Ausbildung Ihnen die Sicherheit, schon etwas «im Sack» zu haben?

Schwer fiel mir der Entscheid eigentlich nicht. Die Alternative wäre gewesen, Psychologe zu werden und das wollte ich nicht.

Hat Ihnen das Fehlen eines universitären Abschlusszeugnisses irgendwann einmal geschadet?

Der Studienabbruch war nie ein Problem. Bei Schriftstellern von Friedrich Dürrenmatt bis zu Franz Hohler ist er eher der Normalfall als die Ausnahme. Aber mein Studium hat mir natürlich sehr viel gebracht. Wie gesagt, ich habe mich in jenen Jahren mit Wissen vollgestopft. Und auch das wissenschaftliche Arbeiten, die lange Beschäftigung mit einem Thema, hat mich manches gelehrt.



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