Mit der Tigerente fängt man Kinder

Kornwestheim/Asperg Das Kindergericht beim SWR1-Pfännle auf dem Salamander-Areal war das leckerste der Saison: Koch Harald Derfuß ist gestern vom SWR ausgezeichnet worden. Von Birgit Kiefer

Fantasie braucht es zum Kochen. Lecker wird es auch, wenn Können und Erfahrung dazukommen - und Kreativität natürlich. Aber was ist mit der Zutat Psychologie? "Die brauchte es bei dieser Aufgabe unbedingt", findet der Sternekoch vom Adler Asperg, Harald Derfuß. Er hat sich in Kinderköpfe hineingedacht und speziell für die Kleinen ein Gericht kreiert. Offensichtlich erfolgreich. Mit seinem Rezept hat er nicht nur die Kinderjury beim SWR1-Pfännle begeistert, sondern ist auch noch vom Südwestrundfunk für das beste Kindergericht der Pfännle-Saison 2011 ausgezeichnet worden. Gestern wurde ihm die Urkunde überreicht.

Nur ein Kind hatte bei der Veranstaltung auf dem Salamander-Areal nicht die Karte mit der Note 1 für die Optik gezogen. Daher bekam das Gericht fürs Aussehen "nur" eine 1,16. Aber das gute Abschneiden war beim Tigerentennudeln-Menü keine Überraschung. "Die Tigerente hat ein hohes Sympathiepotenzial", glaubt SWR 1-Moderatorin Petra Klein und scherzt: "FDP-Nudeln wären jedenfalls nicht so gut angekommen."

Aber auch ohne Schmunzeln: Derfuß ist es gelungen, mit der ansprechenden Verpackung den Kindern sogar den so oft verpönten Spinat schmackhaft zu machen. Die Jurymitglieder ließen sich nämlich nicht davon abhalten, trotz dieser Zutat eine 1 zu geben, und zwar durch die Bank. Das gab die beste Gesamtnote seit Jahren beim Pfännle. . .

"Farblich war das Gericht ein Kracher, aber auch die Komponenten haben gestimmt", schwärmt Klein noch heute. Das Menü von Derfuß habe genau die Philosophie transportiert, die der SWR mit der Pfännle-Aktion in den Alltag hineintragen wolle. In dem Kindergericht steckt also nicht nur Psychologie, sondern auch noch Philosophie.

Inzwischen sind die Tigerentennudeln mit panierten Würfeln vom Freilandhuhn im Adler in Asperg zu haben. Dort stehen sie auf der Kinderkarte - und ab kommender Woche soll das Rezept auf der Homepage des Restaurants zu finden sein. "Wir wollen Eltern zeigen, dass sie sich etwas trauen können. Für Kinder muss es nicht immer der Wikingerteller sein, die können auch mal etwas ausprobieren", wirbt Petra Klein. Es müsse ihnen nur vorgelebt werden. Das Gericht sei auch schon ein paar Mal bestellt worden, erklärt Derfuß. Eigentlich kein Wunder bei dem Namen.

Auch andere Pfännle-Köche haben sich schon in Psychologie versucht, erinnert sich Klein. Einer servierte den Kindern mal etwas Süßes - und fiel glatt durch. Weil die Kleinen doch "etwas richtiges zum Mittag" wollten. Derfuß gewann dieses Jahr mit seinem Rezept gegen die in drei anderen Städten angebotenen Gerichte. In Horb gab es Hähnchenschlegel (Klein: "Die Kinder kamen nicht so richtig mit denen zurecht"). In Zell machte der Koch ernährungsphysiologisch alles perfekt - aber die Kinder konnten sich nicht so richtig für Nussbraten mit Schwarzbrot begeistern. Und in Trochtelfingen gab es in Flädleteig gebackene Lukullusspieße mit zweierlei Dip, aber auch diese Spezialität konnte es nicht mit den Tigerentennudeln aufnehmen.

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