Im Februar 2012 knallen Viggo Mortensen und Michael Fassbender in Eine dunkle Begierde als Sigmund Freud und Carl Gustav Jung aufeinander. Ein Bombastduell der Geister, ein Kampf der Giganten! Welche Therapie vernichtet garstige Geisteskrankheiten effektiver: Psychoanalyse oder Analytische Psychologie? Diese Frage soll auf der Leinwand geklärt werden, beim Fight der Woche ist kein Platz für hochgeistigen Mumpitz. Hier zählen FÄUSTE! Und genau deswegen sollen die Kontrahenten Viggo Mortensen und Michael Fassbender schonmal vorab getestet werden. Erst nach der körperlichen Perfektion kann es eine geistige geben! Vielleicht hat einer der Recken sie auch schon erreicht.
Erste Runde: Fantasy vs. History
Die Umhänge flattern im Wind, als die Kontrahenten sich auf dem Feld zum ersten Mal gegenüberstehen. Es wird kein einfacher Kampf, das weiß der waldlauferfahrene Viggo Mortensen bestens. Mit ausladender Zeitlupenbewegung und begleitendem Hochtonkindsgesang zieht er sein edles Schwert, um es in Richtung des halbnackten Mannes mit Schild und rotem Umhang zu halten. Die stahlharten Muskeln des Beach-Boy-Spartiaten Michael Fassbender flexen, bevor er mit Kampfgebrüll auf sein Gegenüber zuprischt. Selbst als der Waldläufer aus Der Herr der Ringe: Die Gefährten mit dem Grün des Waldes hinter ihm zu einer Einheit verschmilzt, verwirrt ihn das nicht. Aber die Pfeile kann er nicht kommen sehen. Genausowenig den unsichtbaren Hobbit, der ihn ängstlich fantasierend mit Schienbeintritten bearbeitet. Mit einem Schildschwung fliegt der unscheinbare Mini-Zwerg in Richtung Nordstern, bevor die zielgenau abgefeuerten Pfeile Michael Fassbender kapitulierend auf die Knie zwingen.
Viggo Mortensen tritt für die letzte Ehrerbietung aus den Schatten hervor, doch dann riecht er den Braten. Da kniet Gerard Butler! Zu spät. “STELIOOOOS!”, donnert es männlichst aus dem Mund des Spartiatenführers und nur Momente später springt der Gerufene über seinen Rücken um Isildurs bärtigen Erben zu durchbohren. Die erste Runde geht an Leonidas jüngsten und tapfersten Mann in 300.
Zweite Runde: Wer bin ich?
Verwirrung macht sich breit im Ring, wenn man ihn denn noch als solchen bezeichnen kann. Zwei sich unbekannte Männer sitzen zusammen an einem Tisch. Der eine trinkt selbstgebrühten Kaffee, der andere nippt an seinem Whiskey. Als einfacher Cafébesitzer hätte Viggo Mortensen niemals gedacht, einmal einem echten deutschen Wehrmachtsoffizier gegenüberzusitzen. Aber in sein Établissement hat sich schon so mancher krumme Geselle verirrt. Wo ist sein anfänglicher Kontrahent nur hin? Die Unterhaltung stockt ein wenig.
Der Offizier erzählt die olle Kamelle, wie er mal in einem malerischen Film mit Bridget von Hammersmark zu sehen war und sein Gegenüber gibt nur den ein oder anderen Bestätigungslaut von sich.
Dicke Luft füllt den Raum. Irgendetwas stimmt nicht. Als der Whiskey leer ist und der freundliche Wehrmachtsoffizier mit dem komischen Akzent drei nachbestellt (einen für den Schiedsrichter), fällt es auf: Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger? Das machen Deutsche nicht. Noch bevor der alliierte Spion und Kompagnon der Inglourious Basterds, Michael Fassbender, sein Gegenüber erkennen kann, steht dieses bereits mit einer Klaviersaite hinter ihm und zieht an. Der kampfunerfahrene Ufa-Experte Archie Hicox hatte keine Chance, denn der sich zur Tarnung Tom Stall nennende Mafiakiller Viggo Mortensen hat seine A History of Violence bereits hinter sich.
Dritte Runde: Mutant gegen Mensch
Die wilde Publikumsmenge erhebt sich von ihren Plätzen. Buchstäblich. Verzweifelt lösen die meisten ihre Armbanduhren, Halsketten oder Gürtelschnallen, die von einer unsichtbaren Kraft zu einem Punkt über dem Ring gezogen werden. Michael Fassbender senkt sich ohne Seil langsam von der Decke herab. Keiner wagt einen Kommentar über den lächerlichen Helm, denn niemand will die Füllungen aus den Zähnen gesogen kriegen. Die Füße des noch jungen Mutantemessias aus X-Men: Erste Entscheidung berühren den Boden. Sein Blick durchstreift den Raum, immer suchend nach seinem Gegner. Aus einer Ecke hinter ihm dringt eine Stimme, die in perfektem Spanisch argentinische Lyrik rezitiert. Es ist ein Mann mit Drei-Tage-Bart und einem sanften Lächeln im Gesicht. Es ist Viggo Mortensen.
Der Anführer der Bruderschaft der Mutanten gibt sich unbeeindruckt: Wenn erstmal alle Menschen ausgerottet sind, wird es viel bessere Mutantenlyrik geben! Mit ein paar Münzen durchbohrt er das Buch bis zur Unleserlichkeit. Sein Opponent nimmt geduldig ein paar für den Film Ein Perfekter Mord eigens gemalte Bilder hervor und verteilt sie im Ring, während er mit sanfter Stimme das selbst verfasste Aragorn’s Coronation vom Soundtrack zu Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs wiedergibt. “Und das ist nur ein einziger Song aus meiner Diskographie von über 16 Alben…” Michael Fassbender hebt den Ring in die Höhe, damit das Publikum seine Tränen nicht sehen kann. Was ist das nur für ein Mensch? Und wo kommt dieser junge Mann her? “Das ist mein Sohn Henry Blake. Ab und zu geben wir Lyriklesungen zusammen. Möchtest du ein Gedicht hören?” Der Ring kracht zu Boden. Michael Fassbender erkennt seine jugendlichen Fehler. Wenn es so jemanden geben kann, dann darf er die Menschheit einfach nicht auslöschen. Er gibt auf, um den Weg des Friedens einzuschlagen. Und so geht auch die dritte Runde an Viggo Mortensen.
Die Lebenserfahrung von Viggo Mortensen hat ihm zu Sieg verholfen. Aber wer würde bei euch gewinnen?
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