„Meine Texte gehören gelesen“

Von Wolfgang Huber-Lang

Michaela Falkner ist eine zurückhaltend formulierende Frau. Sie promovierte in Politischer Psychologie über verbale Konstrukte von Politikern und Parteien. Mit Manifest 47 tritt sie um den Bachmann-Preis an.

„Im Kunstbetrieb ist ein Künstlername gang und gäbe. Er erleichtert mir, von meiner privaten Person Abstand zu nehmen und mich zu fokussieren. Wenn ich hinausgehe, gehe ich als FALKNER hinaus“, erklärt die 1970 in Kollerschlag geborene Autorin und Regisseurin.

FALKNER überrascht: „Ich lese keine Belletristik. Ich bin keine Leserin. Ich bin Schreiberin.“ Doch Vorleserin ist sie schon. „Meine Texte gehören gelesen. Vorgelesen.“ Deshalb hatte sie auch mit Performances experimentiert, in denen sich Leben und Schreiben, Text und Tat zu einer Einheit verbanden.

Seit rund drei Jahren hat sie das Hörspiel als geeignetes Medium entdeckt, dem von ihr intendierten sprachlichen Gesamtkunstwerk am nächsten zu kommen. Dabei zeichnet sie für Text und Regie gleichermaßen verantwortlich. Für „Manifest 44 / Der schwarze Trauerzug, Amsel, Drossel, Fink und Star, der Rabe, der Rabe, der Uhu, der Uhu“ wurde sie mit dem Ö1-Hörspielpreis der Kritik ausgezeichnet. „Manifest 49 / Draußen unter freiem Himmel“, ist ein im Auftrag des WDR entstandenes Hörspiel. Manifest 47 ist der für die 39. Tage der deutschsprachigen Literatur geschriebene Wettbewerbsbeitrag.

Bedient Konventionen weder in Inhalt noch Form

„Es ist ein sehr dialogischer Text“, den sie verfasst habe, nachdem sie Klaus Kastberger nach Klagenfurt eingeladen habe. Dass sie in der ORF-Arena die traditionelle Wasserglas-Lesungsform performativ sprengen werde, sei nicht zu erwarten. Dass sie freilich weder in Form noch in Inhalt die Konventionen bedienen möchte, zeigen ihre bisherigen Publikationen. „Du blutest, du blutest“, ihr 2011 erschienenes Buch, ist eine literarische Expedition in die Hölle, die Menschen einander bereiten, ein postapokalyptisches Gewaltszenario, in dem sich Krieg und Anarchie ihre Gesetze schaffen.

„Ich nehme mir ein politisches System und drehe das ein paar Schrauben weiter“, sagt die Autorin, die erst mit 35 zu schreiben begonnen hat. „Die klassischen, kleinen Beziehungsgeschichten interessieren mich gar nicht.“ Basis für das Erzeugen ihrer sogartigen Bilder ist nicht nur ausgiebige Recherche. „Mein Mann stammt aus Algerien. Ich kenne diese repressiven Systeme und das, was sie mit Menschen machen.“

So sehr sie sich in ihrer Arbeit immer mehr als Protagonistin zurücknimmt, so sehr drängen ihre Texte auf die Bühne. Ein Theaterstück ist bereits fertig. Was daraus wird? FALKNER sagt Worte, die sie immer wieder verwendet: „Schau'n wir mal“.

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