Mehr Freud als Leid: Kinder machen doch glücklich

Riverside (USA)/Vancouver (Kanada) - Auch in schlaflosen Nächten und chaotischen Kinderzimmern gilt: Im Grunde sind Eltern glücklicher als kinderlose Paare. Dies berichten Psychologen aus den USA und Kanada, die näher untersuchen wollten, weshalb frühere Studien das Fazit „Kinder machen unglücklich“ vermeldet hatten. Das Team kam jetzt in drei detaillierten Untersuchungen zum gegenteiligen Ergebnis. Mit Kindern erleben Paare in der westlichen Welt trotz größerer Verantwortung mehr Glück und Zufriedenheit und sehen einen größeren Sinn im Leben als ohne Kinder. Das gilt besonders für Männer, wie die Forscher im Fachblatt „Psychological Science“ schreiben, sowie bei älteren und bei verheirateten Paaren.

„Diese Reihe von Studien zeigt, dass Eltern bei weitem nicht die ‚unglücklichen, leidgeprüften Geschöpfe’ sind, die wir nach jüngsten Untersuchungen und gängigen Klischees erwarten würden“, erklärt Elizabeth Dunn, Psychologie-Professorin an der kanadischen University of British Columbia. „Wir sagen nicht, dass Elternsein die Menschen glücklich macht, sondern dass Elternschaft mit Glücksgefühl und Bedeutung verbunden ist“, ergänzt Sonja Lyubomirsky von der University of California, Riverside. Dunn, Lyubomirsky und Kollegen der Stanford University hatten zunächst Daten einer weltweiten Umfrage „World Values Survey“ analysiert und dann eigene Befragungen durchgeführt. Sie untersuchten, ob Eltern insgesamt glücklicher waren als kinderlose Paare, ob sie sich in Momentaufnahmen im Schnitt besser fühlten und ob sie mehr positive Gefühle beim Sorgen für ihre Kinder als bei anderen Alltagsaufgaben hatten.

Im „World Values Survey” werden eine große Anzahl Menschen rund um den Globus regelmäßig nach ihrem Leben befragt. Das Team um Dunn und Lyubomirsky griff sich die Antworten von 6.906 US-Amerikanern auf vier Fragen in den Jahren 1982, 1990, 1995 und 1999 heraus: zur Kinderzahl, zur Lebenszufriedenheit, zum Gefühl von Glück und wie oft sie über den Sinn des Lebens nachdachten. Unabhängig vom Jahr zeigten sich bei Eltern positivere Einschätzungen bei den Sinnfragen – nur leicht, aber statistisch bedeutsam. Weil der „World Values Survey“ die Menschen allerdings rückblickende Antworten geben lässt, wollten die Forscher nun die Gefühle in Momentaufnahmen erheben. Sie versahen 329 US-Amerikaner und Kanadier zwischen 18 und 94 Jahren mit Pagern. Nach dem Zufallsprinzip fünfmal am Tag angefunkt sollten die Probanden in einem kurzen Fragebogen beantworten, wie sie sich in diesem Augenblick fühlten.

Das Ergebnis bestätigte die erste Analyse: Eltern berichteten öfter von positiven Emotionen und mehr Sinn im Leben als Kinderlose. Das besonders bei Aktivitäten mit den Kindern der Fall, selbst bei Alltagstätigkeiten wie Kochen oder Fernsehen. Väter werteten dabei sogar positiver als Mütter, berichten die Forscher. Während die Werte bei sehr jungen oder allein erziehende Elternteilen weniger hoch ausfielen, diese aber immer noch mehr Gefühl von Bedeutsamkeit und Belohnung äußerten, profitierten ältere sowie verheiratete Paare offenbar am meisten. „Ist man älter – und vermutlich reifer – und ist man verheiratet – und vermutlich sozial und finanziell besser abgesichert“, erläutert Lyubomirsky, „dann ist man mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Kindern glücklicher als kinderlose Mitmenschen“.

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