Sorgen um eine globale Konjunkturabschwächung haben am Donnerstag an Wall Street die Kurse ins Minus gedrückt. Zudem wirkte das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Vorabend noch nach, welches entgegen den Erwartungen des Marktes keine Hinweise auf weitere geldpolitische Maßnahmen enthielt. Dazu kamen Sorgen bezüglich des weiteren Verlaufs der Berichtssaison, die nun langsam an Fahrt gewinnt.
Berlin - Sorgen um eine globale Konjunkturabschwächung haben am Donnerstag an Wall Street die Kurse ins Minus gedrückt. Zudem wirkte das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank vom Vorabend noch nach, welches entgegen den Erwartungen des Marktes keine Hinweise auf weitere geldpolitische Maßnahmen enthielt. Dazu kamen Sorgen bezüglich des weiteren Verlaufs der Berichtssaison, die nun langsam an Fahrt gewinnt. Die wesentlich besser als erwartet ausgefallenen wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stützten das Sentiment kaum. Im Verlauf erholte sich der Dow-Jones-Index zwar deutlich von seinen Tagestiefs, was aber vor allem mit den Aufschlägen bei Merck Co und Procter Gamble begründet wurde.
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Der Dow-Jones-Index (DJIA) verlor 0,3 Prozent auf 12.573 Punkte, nachdem er im Tagestief schon bis auf 12.492 Punkte gefallen war. Es war bereits der sechste Handelstag in Folge mit Abgaben. Der SP-500 reduzierte sich um 0,5 Prozent auf 1.335 Punkte und der technologielastige Nasdaq-Composite fiel um 0,8 Prozent auf 2.866 Punkte. Umgesetzt wurden 0,76 (Mittwoch: 0,76) Milliarden Aktien. Auf 1.123 (1.608) Kursgewinner kamen dabei 1.899 (1.427) -verlierer. Unverändert gingen 111 (120) Titel aus der Sitzung.
Vor allem die Sorge vor einer Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums belastete das Sentiment. Daher wurde mit Enttäuschung auf das Protokoll der jüngsten Sitzung des US-Notenbank reagiert, dass keine Hinweise für weitere geldpolitische Maßnahmen lieferte. "Es herrschte in den vergangenen Monaten die Vorstellung, dass der Rest der Welt sich im Sinkflug befindet und die USA hingegen relativ isoliert sind", so Barry Knapp von Barclays. Dieses Bild werde nun etwas gerade gerückt. So haben der Beginn der Berichtssaison und einige negative Aussagen von Unternehmen wieder für etwas Realität gesorgt.
"Wir befinden uns in der kritischen Sommer-Periode, in der die Anleger sich verstärkt mit der Frage beschäftigen, was im weiteren Jahresverlauf noch passieren könnte", sagte Joe Costigan von Bryn Mawr Trust. Gespannt wird am Markt daher auch auf China geschaut, das am Freitagmorgen die Wachstumsrate für das 2. Quartal veröffentlicht. Sollte das Wachstum unterhalb der 2012er Vorgabe von 7,5 Prozent ausfallen, dürfte wohl eine weitere Verkaufswelle an den Börsen folgen.
Der Euro setzte seine Abwärtsbewegung fort und notierte im Verlauf erstmals seit zwei Jahren wieder unter der Marke von 1,22 Dollar. Im Tagestief fiel die Gemeinschaftswährung bis auf 1,2167 Dollar zurück. Die "griechische Situation" oder die "Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts" über den ESM sind für Ian Stannard, Währungsstratege bei Morgan Stanley, die Belastungsfaktoren. Angesichts solcher Hypotheken sei kein Raum für Gewinne der europäischen Gemeinschaftswährung in den kommenden Wochen. Im späten US-Geschäft wurde der Euro bei 1,2207 Dollar gehandelt. Auch der Goldpreis zeigte sich zum Settlement erneut schwächer und lag mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 1.565,30 Dollar je Unze. Hier belasteten der starke Dollar und das enttäuschende Protokoll der US-Notenbank vom Vorabend.
Der Ölpreis erholte sich im späten Verlauf von den zwischenzeitlichen Verlusten und notierte zum Settlement bei 86,08 Dollar, ein leichtes Plus von 0,3 Prozent. Das US-Finanzministerium hat weitere Sanktionen gegen den Iran verhängt, was für eine Rally beim Ölpreis im späten Handel sorgte. "Damit sind die geopolitischen Sorgen wieder auf dem Radar des Marktes", so Matt Smith von Summit Energy.
Eine erneut positiv verlaufene Auktion stützte die US-Anleihen. Die Rendite der zehnjährigen Papiere fiel auf 1,48 Prozent und lag damit nur knapp über ihrem Rekordtief. Wie schon bei den zehnjährigen Titeln am Vortag gab es auch bei den 30-jährigen Anleihen eine deutlich gestiegene Nachfrage. Die indirekten Gebote, ein Gradmesser für das Interesse ausländischer Investoren, kletterten auf das höchste Niveau seit September 2011. Zugleich fielen die Renditen erneut auf Rekordtiefs. Aber auch die weiter bestehende Verunsicherung an den Märkten wirkte sich positiv auf die US-Anleihen aus.
Bei den Einzelwerten stiegen die Aktien von Merck Co um 4,1 Prozent. Der Konzern hat am Vortag nach Börsenschluss positive Zwischenergebnisse in einer Studie zu ihrem Osteoporose-Medikament Odanacatibin berichtet. Die Versuche zeigten bereits in einem frühen Stadium, dass das Knochenbruch-Risiko bei älteren Frauen mit dem Mittel sinke. Procter Gamble verbesserten sich um 3,7 Prozent. Laut einem Medienbericht soll der Investor Bill Ackman einen größeren Anteil an dem Unternehmen übernommen haben.
Die Berichtssaison hat am Freitag mit den Ergebnissen von J.P.Morgan das nächste Highlight. Analysten rechnen bei der vorbörslichen Bekanntgabe der Zahlen mit einem Gewinn je Aktie von 0,78 Dollar. Die Titel schlossen mit einem Abschlag von 1,6 Prozent. Ebenfalls mit roten Vorzeichen zeigten sich die Technologiewerte. So verlor die Intel-Aktie 2,6 Prozent und die Titel von Cisco gaben um 2,4 Prozent nach.
Die Titel von Supervalu brachen um 49 Prozent ein, nachdem der Einzelhandelskonzern seine Umsatz- und Gewinnprognosen gesenkt und die Dividende gekürzt hat. Gleichzeitig kündigte Supervalu an, "strategische Alternativen für sein Geschäft zu prüfen". Möglicherweise will sich das Unternehmen, zu dem Supermärkte wie Albertsons und Save-A-Lot gehören, damit selbst zum Verkauf stellen.
Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com (© Dow Jones)
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