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24. November 2011
Der Erziehungswissenschaftler Adolf Gallwitz informierte in Bad Krozingen über die Gefahren des Internets für junge Menschen.
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Vielen Eltern ist nicht geheuer, was ihre Sprösslinge so im weltweiten Netz alles treiben. Tatsächlich ist an diversen Stellen Vorsicht geboten, wie Adolf Gallwitz bei einem Vortrag im Kreisgymnasium Bad Krozingen ausführte. Foto: Susanne Müller/DPA
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Foto: dpa
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BAD KROZINGEN. Es lauert Gefahr im Netz – warnt der Erziehungswissenschaftler Adolf Gallwitz, Professor für Psychologie und Soziologie an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen, sowie Autor zahlreicher Publikationen und Mitbegründer einer Reihe bundesweiter Kampagnen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen.
Auf Einladung des Förderkreises war Gallwitz im Kreisgymnasium zu Gast und schärfte bei den versammelten Eltern und Pädagogen das Bewusstsein für die Risiken, welche das unbestritten auch segensreiche weltweite Netz für den Nachwuchs bergen kann.
Die Netzwelt… wird die Beziehungen in unseren Familien verändern, prophezeit Gallwitz. Während der Nachwuchs mit dem Netz aufwächst, ist es für viele Eltern ein Buch mit sieben Siegeln. "Sie sollten jedoch wenigstens einen Blick drauf haben, in welchen Bereichen, oder besser Hinterhöfen, sich ihre Kinder darin bewegen", appelliert Gallwitz. "Allerdings müssen Eltern auch ein gutes Verhältnis zu ihren Kindern haben, damit sie offen sind." Wer mit Netzentzug drohe, dem vertraue sich der Nachwuchs nicht mehr an.
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Die Chatwelt. Der Dialog im Internet: ein Schlachtfeld, so Gallwitz – da die Netiquette (die Etikette für den Dialog im Internet) nicht immer funktioniere. Die Zahl der Stunden, die Kinder und Jugendliche chatten, steige. "Machen Sie sich selbst einmal ein Bild davon", rät der Experte seinen Zuhörern in der vollbesetzten Aula des Kreisgymnasiums. "Chatten Sie selbst, melden Sie sich an, aber mit einer neuen E-Mail-Adresse, und sehen Sie, welche spannenden Dialoge Sie führen können", schmunzelt Gallwitz. "Sie müssen jedoch schnell lesen können", ergänzt er. Gefahr lauert hier unter anderem in Form von sogenannten Fake-Identitäten. Etwa für junge Mädchen, die nicht ahnen, wer hinter dem netten anonymen Flirt steckt. Gerade Kinder und Jugendliche seien leichte Opfer, weil sie von realen Persönlichkeiten ausgehen, während sich hinter dem angeblich zwölfjährigen Chatter ein pädophiler Mittvierziger verbergen könnte, der versucht, Kontakt anzubahnen.
Die Loverboy-Methode. Das ist ein zunehmend grassierendes Phänomen, das oft aus einem harmlosen Chat entsteht. Gallwitz zufolge werden Mädchen zum Opfer dieser perfiden Anmachmethode im Internet. Dabei wird gezielt auf den Missbrauch Minderjähriger hingearbeitet. Schon Elfjährige fielen auf die Masche "große Liebe" herein. Es werden Komplimente und Geschenke gemacht, es wird eine Beziehung aufgebaut und irgendwann werden die Mädchen zur Prostitution gezwungen. Hilfe gibt es in Deutschland bei einer Elterninitiative unter der Internetadresse http://www.eilod.de Mit ihren Fragen können sich Eltern im Verdachtsfall aber auch an jede Polizeidienststelle wenden.
Facebook und Co. Auf Facebook lassen sich natürlich auch Jugendliche aus Bad Krozingen in Wort und Bild finden, belegt Gallwitz anhand von Beispielen, ebenso auf Schüler-VZ, einer weiteren wichtigen Plattform für Jugendliche. Gallwitz’ Ratschlag für den Privateinstellungsbereich auf den Portalen der sozialen Netzwerke: "Bestimmen sie selbst, welcher Freundeskreis das persönliche Profil anschauen, und welcher Anwender auf die eigenen Daten zugreifen darf."
Die Suchmaschine. Google ist nicht alles, legt Gallwitz seinen Zuhörern ans Herz. Es gibt andere Suchmaschinen für Kinder und Jugendliche, die nicht so viel Müll ausspucken. Die eigens für den Nachwuchs konzipierten deutschen Suchmaschinen seien jedoch nicht sehr beliebt, was allein schon an deren Namensgebung liege: trampeltier.de, blinde-kuh.de oder fragfinn.de.
Der Browser. Auch die beste Firewall bietet keinen hundertprozentigen Schutz. Als Haupteinfallstor wertet Gallwitz den Internetexplorer. "Komfortabler und sicherer sind Opera oder Firefox." Gallwitz rät jedoch davon ab, den alten Explorer vom Rechner zu nehmen, das könnte Systemprobleme geben. "Lassen sie ihn drauf und verwenden sie ihn einfach nicht mehr", so Gallwitz.
Autor: Susanne Müller
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