Keine Lust auf Euro-Rettung

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24. November 2011

Hayek-Vorlesung in Freiburg.

FREIBURG. Erich Weede lehnt die Euro-Rettungspakete ab. Dies machte der emeritierte Bonner Professor am Dienstag in Freiburg deutlich. Weede, der Psychologie, Soziologie und Politikwissenschaft studiert hat, hielt die Hayek-Vorlesung. Sie findet alljährlich zu Ehren des Freiburger Ökonomen und Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek statt. Veranstalter sind das Walter Eucken Institut und die Hayek-Gesellschaft.

Weede nannte die Euro-Rettungspakete "etwas Unverständliches". Die Garantien und Kredite setzen nach seiner Meinung falsche Anreize. Krisenländer würden für ihr wirtschaftliches Fehlverhalten belohnt, anstatt die Konsequenzen ihres eigenen Tuns in vollem Umfang tragen zu müssen. Damit werde letztlich das Haftungsprinzip außer Kraft gesetzt. Eine freiheitliche Wirtschaftsordnung könne jedoch auf Dauer nur funktionieren, wenn alle Beteiligten ihre Handlungen auch verantworten müssten.

Der Professor rief dazu auf, bei der Diskussion um die Staatsschulden nicht nur den aktuellen Schuldenstand zu sehen. Wer ehrlich rechne, müsse auch Belastungen wie beispielsweise die Pensionsansprüche von Beamten mit berücksichtigen. Wenn man dies tue, betragen die deutschen Staatsschulden nicht 80 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, sondern 300 Prozent.

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Den Sozialstaat kritisierte der Wissenschaftler scharf. Staatliche Hilfen wie Hartz IV sind nach seiner Aussage ein Grund für die Bildungsmisere in der Bundesrepublik. Die Zahlungen würden bei den Betroffenen den Anreiz mindern, sich anzustrengen und selbst den Weg aus der Armut zu suchen.

Den wirtschaftlichen und politischen Aufstieg Europas seit dem Mittelalter erklärte Weede mit der staatlichen Vielfalt des Kontinents. Die Menschen hätten die Möglichkeit gehabt, ihre Länder zu verlassen, wenn ihnen die Abgabenbelastung zu Hause als zu hoch erschien. Dies sei im jahrhundertealten Zentralstaat China nicht der Fall gewesen. Dort habe man den Begehrlichkeiten der starken Regierung in Peking kaum entkommen können.

Autor: Bernd Kramer

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