Von Psychologie aktuell Ressortleiterin "Frauen Werte", Hildegard Mannheim.
Zwei Menschen, gehen sie eine Beziehung ein, hören sie keineswegs auf, zwei verschiedene Personen zu sein. Es bestehen in einer Partnerschaft also naturgemäß immer wieder Interessengegensätze!
Was sind eigentlich Interessen?
Wichtig sind dabei jene Interessen, die wichtig für eine Partnerschaft sind und nicht jene Oberflächlichkeiten, bei denen es sich um Hobbys oder die Wahl des Urlaubszieles dreht. Vielmehr ist von Bedeutung, was einem Menschen im Herzen wichtig ist, was ihn von allen anderen Menschen unterscheidet, was ihn einzigartig macht und aus dem er sein Wertgefühl zieht.
Niemals aufhören man selbst zu sein!
Dazu trägt all das bei, was für ihn persönlich wichtig, essentiell oder wünschenswert ist. Es geht also um die Einsicht, dass jeder Mensch eigene Interessen, eigene Vorstellungen und Ideen von seinem Leben und dessen Zweck hat. Diesen Kern an Individualität darf eine Partnerschaft nie in Frage stellen, sonst ist entweder die psychische Stabilität des Betroffenen oder die Stabilität der Beziehung als Ganzes in Gefahr - im schlimmsten Fall beides.
Freiheit ist etwas Kostbares!
Wie man sein Leben zu führen hat, was richtig ist und was falsch und wie es dann in der Ehe zu laufen hat, vor allem auch die Frage, ob und wen wir zu heiraten haben, das alles haben bis vor gar nicht so langer Zeit die Gesellschaft und die Großfamilie für den einzelnen geregelt. In weiten Teilen der Welt ist dies auch heute noch der Fall.
Die Selbstverständlichkeit, mit der wir unser Leben selber bestimmen, das Recht unser Dasein frei zu gestalten, es gemäß unseren Neigungen, Wünschen und Interessen zu führen, das alles sind neue Errungenschaften, die unglaublich viele Vorteile haben. Dafür sollten wir dankbar sein!
Aber was wollen Sie eigentlich?
Wir genießen seit vielen Jahrzehnten die Vorteile einer individualistischen Gesellschaft, aber gerade deshalb müssen wir uns unserer Interessen, Hoffnungen und Wünsche immer voll bewusst sein. Wir müssen in der Freiheit des Lebens ständig mit uns selbst ausmachen, was uns wichtig ist, wie wir unser Leben führen wollen und vor allem, was uns Partnerschaft bedeutet und wie wir sie leben wollen. Das ist manchmal anstrengend, aber auch wunderbar. Denn Selbstbestimmung ist am Ende immer wunderbar.
Sich seiner Interessen bewusst sein!
Nur wer sich seiner Interessen wirklich bewusst ist, kann seine Beziehungen auch selbstbewusst und zufriedenstellend leben. Ständig seinen Weg selber neu zu definieren und zu finden, ist der Preis, den man für seine Freiheit bezahlen muss. Es ist kein sehr hoher Preis, aber er muss bezahlt werden. Sonst verliert man sich sehr schnell in einem Gefühl der Unsicherheit, Rat- und Hilflosigkeit.
In der Mitte treffen? Ganz schlecht!
Ganz praktisch bedeutet das, man muss akzeptieren, dass eine Partnerschaft immer ein Team zweier individueller, erwachsener Menschen mit eigenständigen Charakteren und eigenen Interessen ist. Keine Frage, in einer Partnerschaft geht man bisweilen Kompromisse ein und achtet auch auf die Bedürfnisse des anderen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass es eine gute Lösung wäre, sich dauernd in der Mitte zu treffen. Der Mittelweg ist meist kein sinnvoller Kompromiss, sondern immer nur eine Notlösung. Denn er ist kompromittierend für uns als Individuum und ein Verrat an unseren Interessen, die ein so wichtiger Teil unserer Individualität sind.
Auch Paare bleiben Individuen!
In einer gesunden und vitalen Beziehung ist beiden Partnern bewusst, dass sie zwei unabhängige Menschen sind, die ihr Leben teilen, weil es gemeinsam Freude macht. Sie sind sich bewusst, dass sie keine Symbiose eingehen sollten, sondern dass sie potentiell auch ohne den Partner leben könnten, es aber nicht wollen. Sie sind gerne zusammen, aber emotional nicht voneinander abhängig und akzeptieren, dass sie beide verschiedene Menschen mit verschiedenen Interessen sind und immer bleiben werden. So werden sie sich genug Raum zur individuellen Entfaltung geben, ohne alles sofort auf die Partnerschaft zu beziehen.
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