Leuchttürme in der Shopping-Zone

15.02.12 –
Rachel Metz

Ein US-Start-up will mit Hilfe von speziellen LEDs Smartphone zu Navigationsgeräten umfunktionieren, um sich im Inneren von Supermärkten oder Museen zurechtzufinden.

Mit ihrer ausgeklügelten Anordnung von Waren sind Supermärkte für die Psychologie des Kaufens optimiert. Der Verbraucher hingegen irrt regelmäßig durch die Regalreihen, weil er etwa eine spezielle Senfsorte sucht. Das US-Start-up ByteLight will diese Sucherei abkürzen, indem es das Smartphone zum Navigationsgerät beim Einkaufen umfunktioniert – mit Hilfe von LED-Signalgebern. Mehr noch: Die Technologie eignet sich auch für Museen, Krankenhäuser und andere Labyrinthe des städtischen Alltags.

Damit wollen Dan Ryan und Aaron Ganick die Satelliten- Navigationslücke schließen, die bis heute innerhalb von Gebäuden klafft, denn dorthin dringen keine GPS-Signale vor. Drahtlose Netzwerke wiederum seien nicht genau genug, sagen die beiden Ingenieure vom Smart Lighting Engineering Research Center an der Boston University.

Der Zeitpunkt für ihre Ausgründung ist nicht schlecht: Ortsbezogene Dienste und dazu passende Apps fürs Smartphone boomen. Das zeigt der Erfolg von Firmen wie Foursquare oder Shopkick. Zugleich werden LEDs als energie-effiziente Alternative zu Glühbirnen und Leuchtstofflampen immer populärer.

Ursprünglich experimentierten Ryan und Ganick mit LEDs für eine superschnelle, drahtlose Übertragung von Daten – kurz „Li-Fi“ genannt. Doch schon bald fanden sie Gefallen an der Navigationslösung. Die funktioniert so: In einem Geschäft werden einige herkömmliche Glühbirnen durch „ByteLights“ ersetzt, LED-Lampen, deren Schraubgewinde in die üblichen Sockel passt. Die ByteLights senden nun ein flackerndes Licht aus. Das Flackern ist dabei so schnell, dass es vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen werden kann – wohl aber von der Kamera eines Smartphones.

Eine App berechnet aus den LED-Signalen den Standort im Geschäft und zieht passende Informationen aus einem Datenbestand. Das kann der Hinweis auf ein Sonderangebot für Yoghurt in unmittelbarer Nähe sein, aber auch eine Richtungsanweisung, wie man das Regal mit dem Wildreis findet.





Mögliche Anordnung der ByteLights als Signalgeber in einem Supermarkt.

Bild: ByteLight


Während sich mit WLANs Positionen nicht genauer als zehn Meter bestimmen ließen, erlaube die Bytelight-Technologie eine Genauigkeit von unter einem Meter, sagen Ryan und Ganick. Derzeit haben die beiden eine Prototyp-Installation in der Entwicklung. Bis Ende des Jahres soll die Technologie jedoch einsatzbereit sein. Einige Entwickler würden bereits an passenden Apps arbeiten, so die Firmengründer. Eine Variante sei dabei, ByteLights in bestehende Apps von ortsbezogenen Diensten zu integrieren.

Das Start-up ist zudem im Gespräch mit verschiedenen amerikanischen Einzelhandelsketten. Die müssten dafür einige Lampenfassungen mit ByteLights installieren und der App Daten bereitstellen, wo sich im Geschäft die verschiedenen Waren befinden. App-Entwickler würden dann verschiedenen ByteLights die nächstgelegenen Regalreihen zuordnen.

Eine Hürde gibt es vorerst: LED-Lampen sind deutlich teurer als herkömmliche Glühbirnen oder Leuchtstofflampen. Die ByteLights würden allerdings nur „unwesentlich“ mehr als handelsübliche LED-Lampen kosten, betonen Ryan und Danick.

Jeffrey Grau, Analyst beim Marktforschungsunternehmen eMarketer, findet die Idee von Ryan und Ganick clever. Damit könnten Verbraucher schneller von Sonderangeboten überzeugt werden. Fragt sich nur, ob denen diese neue Form der Aufmerksamkeit behagt. Ryan und Ganick sehen da keine Probleme: Schließlich würden nicht die ByteLights die Mobilgeräte anfunken – was man als Eindringen in die Privatsphäre empfinden könnte. Apps würden umgekehrt nach ByteLight-Signalen „lauschen“. „Wir möchten, dass die Leute neu über Beleuchtungssysteme nachdenken“, sagt Ganick.


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