Lernen von Verena Klusmann Ein positives Altersbild hält gesund

27. Juni 2014

Anlässlich des Landestags der Psychologie in Stuttgart fasst die Psychologin Verena Klusmann Forschungsergebnisse zu Altersbildern zusammen. Quintessenz ist, dass negative Vorstellungen vom Alter krank machen, positive Einstellungen hingegen bis ins hohe Alter gesund erhalten. In einem Workshop wird sie diese Erkenntnisse vermitteln.

Verena Klusmann ist Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe „Psychologische Diagnostik und Gesundheitspsychologie“ im Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz. Sie forscht dazu, wie man das eigene Altern sieht und sich dabei fit hält.

Am 12. Juli 2014 führt sie auf dem Landestag der Psychologie in Stuttgart, der mit „Gesünder durchs Leben mit Psychologie“ überschrieben ist, einen Workshop zu Altersbildern durch. Im Vorfeld der Tagung berichtete sie über ihre Forschung. Sie ging dabei auf Forschungsergebnisse und Maßnahmen für ein gesundes Altern ein.

Gesund bis 75. Studien zeigen, dass Menschen bis zum Alter von 75 Jahren und darüber hinaus psychisch und physisch gesund bleiben können. Laut letztem Altenbericht der Bundesregierung können folgende Faktoren bewirken, im Alter fit zu bleiben:

  • Aktivität
  • Gesundheitsbewusstsein
  • Weiterbildung
  • wissensintensive, zeitflexible und freudvolle Arbeitsplätze
  • positive Gedanken und Einstellungen gegenüber dem Altern

Altersbilder können krank machen. Positive Altersbilder halten gesund, negative Altersbilder machen krank. Die Wirkungskette verläuft als selbsterfüllende Prophezeiung:

  1. Altersstereotyp: Man denkt „Wer alt ist, kann nicht mehr gut laufen.“
  2. Ursachenannahme: Wenn man zeitweilig Probleme mit dem Laufen hat, nimmt man das als altersbedingt hin.
  3. Verhalten: Man versucht erst gar nicht, aktiv dagegen anzugehen, sitzt und liegt mehr und läuft weniger.
  4. Negative Folgen: Weniger Laufen führt zu Muskelabbau und dieser dazu, dass man irgendwann nicht mehr gut laufen kann.

Dreh- und Angelpunkt der selbsterfüllenden Prophezeiung ist, dass das negative Altersstereotyp in konkretes, der Gesundheit abträgliches Verhalten umgesetzt wird – mehr sitzen, weniger laufen. Ein positives Altersbild wirkt in entgegengesetzter Richtung, indem man trotz Beeinträchtigung viel läuft.

Altersbilder wirken langfristig. In Studien kam heraus, dass Personen, die negativ über das Alter dachten, 20 Jahre später häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, sich weniger merken konnten und früher starben als jene, die dem Alter gegenüber positiv eingestellt waren. Entscheidend war dabei, dass die Personen mit positivem Altersbild trotz gesundheitlicher Beschwerden aktiv blieben, Sport trieben und spazieren gingen. Das verlangsamte die körperlichen Abbauprozesse.

Gesundung wird bei Älteren unterschätzt. Ärzte und Pflegepersonal nehmen mitunter die Krankheit Älterer als ihrem Alter geschuldet wahr und unterschätzen so ihre Möglichkeit, gesund zu werden. Dadurch kommen Ältere nicht mehr in den Genuss wirksamer Therapien.

Ausgehend von diesen Forschungsergebnissen fordert Verena Klusmann, dass Gedanken und Einstellungen dem Alter gegenüber vorteilhaft und facettenreich werden: „Wir brauchen ein möglichst positives, aber differenziertes Altersbild.“ Das könnte etwa so aussehen:

„Das Alter ist eine Phase der Selbstverwirklichung. Man kommt zu sich selbst, ist ausgeglichener, fühlt sich besser. Mitunter tut einem etwas weh. Aber das ist kein Grund, weniger aktiv zu sein. Es macht Spaß, sich trotzdem zu beweisen, dass man es kann. Neues auszuprobieren und kreativ zu sein, gehört zum Altern dazu.“

Folgende Maßnahmen empfiehlt Verena Klusmann, damit ein positives Altersbild kultiviert und die Altersgesundheit gestärkt wird:

  • Leichter Einstieg. Wichtig ist, dass Sport- und Freizeitangebote nah am Wohnort stattfinden und bezahlbar sind. Jahresverträge wirken eher hemmend. Besser sind kurzfristige Trainingskurse mit einem leichten Einstieg.
  • Gutscheine. Als Anreiz für die Kurse könnten von der Landesregierung Gutscheine vergeben werden. Mit einem regelmäßigen Rundbrief werden sie Älteren zugesendet.
  • Generationenmischung. Senioren sollten in Schulen gehen, Schüler können bei Seniorenprojekten mitarbeiten. Durch diese Generationenmischung lernen Jugendliche, dass Ältere selbstbestimmt leben und kompetent sind. Eine wichtige Erfahrung, die die Altersbilder der nächsten Generation positiv beeinflusst.

© Wirtschaftspsychologie aktuell, 2014. Alle Rechte vorbehalten.

Weiterführende Informationen:

Hier ist das gesamte Programm des Landestags der Psychologie 2014 aufgelistet, der am 12. Juli 2014 in Stuttgart stattfindet. Teilnehmen können alle Interessierten. Hier geht’s zum Online-Anmeldeformular.

Verena Klusmann hält den Workshop „Selbsterfüllende Prophezeiungen? Wie Altersbilder unser Gesundheitsverhalten bestimmen und warum das Zusammenleben der Generationen neu gestaltet werden muss“ (PDF) am 12. Juli 2014 um 14.30 Uhr.

Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.). (2010). Sechster Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland – Altersbilder in der Gesellschaft (PDF).

In der neuen Ausgabe „Potenziale erkennen“ stehen die Kompetenzen Älterer und Jüngerer im Fokus.

Gehirnscans legen nahe, dass man sich durch Yoga und Meditation seine Denkkraft im Alter bewahren kann.

Altersvorurteile entkräftet: Ältere sind motiviert, veränderungsbereit, gesund und karriereorientiert.

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