Lernen von Michael Frese Fehlermanagementkultur anstreben

8. September 2014

Im Interview der Septemberausgabe der Zeitschrift Report Psychologie sagt Michael Frese, wie wichtig es für Unternehmen sei, eine Fehlermanagementkultur anzustreben. Dabei sollten Fehler gezielt angegangen und angesprochen, Personen nicht abgewertet und Fehler überdacht werden.

Michael Frese ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Leuphana Universität in Lüneburg und an der Business School der Nationaluniversität Singapur. Er forscht zu Arbeitslosigkeit, Unternehmertum, Innovation und Fehlern im Unternehmen.

Zu Fehlern hat ihn Alenka Tschischka gerade für die Zeitschrift Report Psychologie interviewt. Er betont dabei, dass man Fehler nicht nur vermeiden, sondern, wenn sie auftreten, direkt angehen sollte. Die wichtigsten Prinzipien einer Fehlermanagementkultur sind dabei:

Fehler managen. Michael Frese spricht bewusst von „Fehlermanagementkultur“, denn es kommt auf den Umgang mit ihnen an. Zum Fehlermanagement gehören: 1) Fehler schnell erkennen, 2) sie korrigieren, 3) über sie reden, 4) die Folgen angehen und minimieren. Für das gute Miteinander ist wichtig, dass man sich für Fehler entschuldigt.

Fehler souverän ansprechen. Statt Fehler zu kritisieren, sollten sie von Mitarbeitern wie von Führungskräften ohne negative Bewertung und ohne Schuldzuweisung angesprochen werden. Die Beschuldigung Dritter ist häufig Ausdruck einer Vermeidungsstrategie. Man steht seltener zu eigenen Fehlern, wenn sie im Unternehmen negativ gesehen werden.

Personen nicht abwerten. In Japan geht man davon aus, dass Fehler entstehen, weil „sich jemand nicht genug angestrengt hat.“ In Deutschland sieht man die Ursache häufig im Unvermögen: „der kann das halt nicht“ (S. 340). Wenn die Fehlerursache eher in mangelnder Tüchtigkeit als Fähigkeit gesehen wird, wird nicht gleich die ganze Person mit ihrem Potenzial abgewertet. Sie kann ihr Verhalten eher beeinflussen als ihre Kompetenzen und Eigenschaften. Das erleichtert das Fehlermanagement.

Über Fehler nachdenken. 2008 hat Michael Frese zusammen mit Nina Keith eine Metaanalyse zum Fehlermanagementtraining veröffentlicht. Darin fassten sie die Ergebnisse bisheriger Trainingsstudien zusammen und konnten zeigen, dass man lernen kann, mit Fehlern besser umzugehen. Entscheidend sind dabei sogenannte Metakognitionen, also das Denken über das tägliche Denken und Fühlen. Folgender übergeordneter Gedanke wird beim Fehlermanagementtraining geschult:

„Warum habe ich das falsch gemacht? Wie ist es passiert? Was könnte ich tun, damit es nicht wieder passiert?“

© Wirtschaftspsychologie aktuell, 2014. Alle Rechte vorbehalten.

Weiterführende Informationen:

Alenka Tschischka (2014). Fehler sind nicht falsch. Interview mit Michael Frese [Leseprobe]. Report Psychologie, 39, 338-340.

Nina Keith Michael Frese (2008). Effectiveness of error management training: A meta-analysis [Abstract]. Journal of Applied Psychology, 93, 59-69.

In der Ausgabe „Potenziale erkennen“ schreiben Personalexperten darüber, wie man seine Stärken erkennt und diese kreativ ausbauen kann.

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