Kurz und kritisch – Karl-Josef Kuschel/Heinz-Dieter Assmann: "Börsen, Banken …

Karl-Josef Kuschel und Heinz-Dieter Assmann: Börsen, Banken, Spekulanten - Spiegelungen in der Literatur

Cover Börsen, Banken, Spekulanten (Bild: Gütersloher Verlagshaus)

Cover "Börsen, Banken, Spekulanten" (Bild: Gütersloher Verlagshaus)

Bankrott sein - das bedeutet etwas Grässlicheres als der Tod. Kaufmann Thomas Buddenbrook bekommt die kalte Seite der Ökonomie, seinen bürgerlichen Tod, in dem Roman von Thomas Mann unbarmherzig zu spüren. Die Börse wird als Ort gnadenloser ökonomischer Bewertung von Menschen geschildert.

Der Theologe Karl-Josef Kuschel und der Jurist Heinz-Dieter Assmann wählten diesen und andere literarische Texte aus, welche als ökonomische Seismografen ihre jeweilige Zeit anschaulich machen. Nicht finanztechnische Details, sondern die Psychologie der Akteure in ihrer sozialen und historischen Lage bilden sie ab.

Das Buch geht zurück auf eine Reihe von Vorlesungen, die 2010 an der Universität Tübingen gehalten worden sind. Dies wird auch in der teilweise sehr akademischen Sprache deutlich. Schwer lesbar sind die Zitate aus den literarischen Werken, weil sie viel zu klein gesetzt worden sind.

Die Grunderkenntnisse sind eher trivial und gewagt ist es, ethische Standards globalen wirtschaftlichen Handelns aus der Zusammenschau der literarischen Texte abzuleiten. Insgesamt aber beschreiben die beiden Autoren auf sehr unterhaltsame Weise, wie katastrophale ökonomische Krisen wirken und von den Menschen bewältigt werden - oder eben nicht.

Erschienen im Gütersloher Verlagshaus

Hans-Joachim Zillmer: Die Erde im Umbruch

Cover Hans-Joachim Zillmer: Die Erde im Umbruch (Bild: Herbig Verlag)

Cover Hans-Joachim Zillmer: "Die Erde im Umbruch" (Bild: Herbig Verlag)

Um Katastrophen ganz anderer Art geht es Hans-Joachim Zillmer. Seine Bücher sind Bestseller und sein Anspruch ist ein geradezu gewaltiger: Der Bauingenieur will die Grundlage einer neuen Erd- und Menschheitsgeschichte schaffen und macht dies mithilfe zahlreicher Farbfotos und Grafiken plastisch.

Aus vergangenen Naturkatastrophen soll der Mensch lernen, für kommende Klimaumwälzungen mental gewappnet zu sein. Sie formten die Erde immer wieder neu. Und dieser Umbruch sei noch nicht beendet.

Der Text ist zwar populärwissenschaftlich verfasst, aber gelegentlich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Mutmaßungen überfrachtet, daher nicht immer leicht lesbar. Vieles ist keineswegs neu und wurde - wie die Prognose einer neuen Kleinen Eiszeit - auch von anderen Autoren wie Wolfgang Behringer in seiner Kulturgeschichte des Klimas fundiert dargelegt.

Anderes ist dank intensiver Recherche geeignet, den Mainstream von Lehrmeinungen ins Wanken zu bringen. So zeigt Zillmer auf, dass die Anden in kürzester Zeit in die Höhe wuchsen oder dass die heutige Küstenlandschaft der Nordsee dieses Aussehen erst vor wenigen Jahrhunderten erhielt - durch einen mächtigen Anstieg des Meeresspiegels.

Geradezu gefährlich aber sind Wertungen, den Menschen werde heutzutage nur eingeredet, Klimasünder und verantwortlich für Naturkatastrophen zu sein. Denn die Konsequenzen einer solchen Perspektive werden in diesem ansonsten sehr diskussionswürdigen Buch nicht weiter ausgeleuchtet.

Erschienen im Herbig-Verlag München

Paul Collier: Der hungrige Planet

Cover Paul Collier: Der hungrige Planet (Bild: Siedler Verlag)

Cover Paul Collier: "Der hungrige Planet" (Bild: Siedler Verlag)

Paul Collier dagegen beschreibt die Klimaerwärmung als eine der Hauptursachen für die Zerstörung der Lebensgrundlagen des modernen Menschen. Collier ist Professor für Ökonomie an der Universität Oxford und erforscht seit vielen Jahren den Zusammenhang zwischen Armut, Umwelt und Kriegen.

Er fordert für die weltweite Nutzung der Rohstoffe eine ethische Basis, eine verbindliche Charta. Ein guter Anfang dafür sei die EITI-Initiative - ein freiwilliger Zusammenschluss von Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft, der darauf abzielt, dass die Einnahmen aus der Rohstoffgewinnung nachvollziehbar in die öffentlichen Haushalte der jeweiligen Herkunftsländer gelangen und zur nachhaltigen Entwicklung eingesetzt werden.

Paul Collier ist Autor und Akteur zugleich, ein Idealist mit brillanter Gedankenführung. Um Probleme wie Armut und Hunger lösen zu können, dürften sich Umweltschützer und Ökonomen nicht länger spinnefeind sein. Regierungen brauchten eine informierte Gesellschaft, die sie unterstützt und vor dem Druck des Populismus schützt.

Wie aber sollen Bürger in China gut informiert sein, wenn das Internet zensiert wird - oder wenn es ihnen in afrikanischen Staaten daran mangelt, sich gut informieren zu können? Diese Fragen bleiben in dem lesenswerten Buch offen.

Erschienen im Siedler-Verlag München

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