Kriminalität: Psychologe: Amokläufer könnte in Fantasiewelt gelebt haben

Auch die Nähe zum Jahrestag der Anschläge in Norwegen sei nichts Ungewöhnliches. Am 22. Juli im vergangenen Jahr hatte Anders Behring Breivik bei zwei Anschlägen 77 Menschen getötet.

Wo setzen Psychologen nach einer solchen Bluttat an?


Hoffmann: «Das Interessante ist hier die Kostümierung, die der Mann getragen haben soll. Häufig sehen sich solche Amokläufer als Krieger, als Ein-Mann-Kommando - in diesem Fall möglicherweise als Gegenspieler von Batman. Vor allem bei jüngeren Tätern haben wir eine solche Maskierung häufig. Das spricht für eine Identifizierung mit anderen Tätern oder Charakteren. Je jünger sie sind, desto regelmäßiger ist das.»

Lebte der Mann in einer Fantasiewelt?

Hoffmann: «Wir sehen es manchmal bei solchen Tätern, dass sie sich nicht mit realen anderen Amokläufern identifizieren, sondern mit fiktionalen Charakteren. Das könnte eine Rolle gespielt haben bei dieser Tat. Es gibt nur eine kleine Gruppe von Amokläufern, die hoch psychotisch und hoch wahnkrank sind. Die denken plötzlich, da drüben ist ein Satan, der will die Welt vernichten. Den muss ich attackieren. Das ist aber die absolute Minderheit. Alle anderen Täter haben eine lange Vorgeschichte - auch von einer inneren Beschäftigung. Sie fantasieren das vorher. Und dabei dienen reale oder fiktionale Figuren als Rollenvorbilder.»

Vor ziemlich genau einem Jahr gab es in Norwegen einen Einzeltäter, der ein Massaker angerichtet hat. Zufall?

Hoffmann: «Solche Häufungen sind vermehrt zu beobachten, weil sich die Amokläufer mit anderen Tätern identifizieren. Auch das Massaker an der Columbine High School hat sehr viele Nachahmungstaten hervorgerufen. Da hatten wir auch eine Häufung zum Jahrestag. Das könnte eine Dynamik sein, die auch hier eine Rolle spielt.» (dpa)

Institut Psychologie Bedrohungsmanagement

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