"kreuz und quer" am 17. April: "Geister" und "Das Hirn und Ich"

Die moderne Psychologie erklärt Geisterwahrnehmung
als Veräußerlichung innerer Konflikte, die als solche verstanden und
behandelt werden kann. Doch diese Vorstellung scheint die Menschen
nicht zu überzeugen. Für die Dokumentation "Geister", die "kreuz und
quer" - präsentiert von Doris Appel - am Dienstag, dem 17. April
2012, um 22.30 Uhr in ORF 2 zeigt, hat Peter Beringer bei
Geisterjägern, Schamanen, Ethnologen, Neurowissenschaftern,
Therapeuten, Theologen, Parapsychologen und Meditationsmeistern
Antworten gesucht. Im anschließenden Film "Das Hirn und Ich"
dokumentiert Kurt Langbein um 23.15 Uhr eine Art Wettbewerb zwischen
den deterministischen Thesen und den Verfechtern eines freien Willens
anhand von Beispielen aus dem menschlichen Alltag.

"Geister" - eine Dokumentation von Peter Beringer

Geister gehören seit Urzeiten zum Erlebnishorizont des Menschen. In
fast allen Kulturen werden sie gefürchtet und verehrt, man schreibt
ihnen die Macht zu, das Schicksal der Menschen zu bestimmen und zu
verändern. Als verstorbene Seelen, Dämonen oder Engel erkennt auch
das Christentum die Existenz solcher jenseitiger Wesenheiten an, auch
wenn ihre Anbetung unterdrückt wird. Doch bis heute haben weder
Monotheismus noch Aufklärung am Glauben und Erleben der Menschen viel
geändert: Gerade in der modernen, aufgeklärten Welt, die Gott und
Religion ad acta legt, wenden sie sich - bewusst oder unbewusst -
wieder Geistern zu. "Spiritualität" meint häufig den Glauben an gute
und böse Geister, die als "Energien" beschrieben werden, Techniken
wie Schamanismus und Meditation arbeiten mit Bewusstseinskonzepten,
die häufig auch den eigenen Geist der Menschen als vom Körper
getrennten "Geist" beinhalten. Was bedeutet es, wenn in einer
vorgeblich religionslosen Zeit die Menschen sich gerade solchen
religiösen Inhalten zuwenden? In Peter Beringers Film kommen u. a.
der Therapeut Eugen Drewermann, der Theologe Wolfgang Treitler, die
Geisterjäger der "Austrian Paranormal Investigators", die Ethnologin
Yvonne Schaffler, der Zürcher Neurowissenschafter Peter Brugger, der
Geistererfahrungen aus medizinischer Sicht untersucht, und die
Tiroler Wald- und Pflanzenexpertin Conny Miedler, die viele Jahre als
Assistentin eines Schamanen im Urwald Venezuelas verbracht hat, zu
Wort.

"Das Hirn und Ich" - eine Dokumentation von Kurt Langbein

"Wenn das Bewusstsein das Resultat von Gehirnprozessen ist, dann
werden wir bei unserem künstlichen Gehirn bald ebenfalls eine Art
Bewusstsein sehen." Henry Markram, Hirnforscher in Lausanne in der
Schweiz, hat mit seinem "Blue Brain"-Projekt neue Maßstäbe in der
Hirnforschung gesetzt. In einem der größten Computer der Welt
arbeiten 10.000 elektronische Klone von Hirnzellen selbstständig wie
im Gehirn. Schon in zehn Jahren will Markram das menschliche Hirn
komplett nachgebaut haben. Ist das Bewusstsein nicht mehr als ein
neurochemischer Prozess? Wenn ja, was ist dann unser freie Wille,
unser "Ich"? Lässt sich aus der modernen Hirnforschung ableiten, dass
nicht unser Ich, sondern chemische und physikalische Prozesse in den
Neuronen entscheiden, was wir denken und wollen? Oder ist das eine
reduktionistische Verzerrung der Realität? Gibt es einen freien
Willen?

Die Hirnforschung hat in den vergangenen 20 Jahren enorme
Fortschritte gemacht. Doch fast alle optimistischen Einschätzungen,
dem Verständnis des komplexesten Organs nahegekommen zu sein, haben
sich als verfrüht herausgestellt. "Wenn das Gehirn so einfach wäre,
dass wir es verstehen könnten, dann wären wir so einfach, dass wir es
nicht verstehen könnten", resümiert der Berliner Hirnforscher
John-Dylan Haynes, der selbst mit einem Versuch Aufsehen erregte:
Versuchspersonen in einem Kernspintomografen sollten ganz nach ihrem
Gutdünken einen Knopf links oder rechts drücken. Mit einer speziellen
Software konnte Haynes die Aktivitätsmuster erkennen und vorhersagen,
welchen der beiden Knöpfe der Proband drücken werde - und zwar
bereits sieben Sekunden bevor die Versuchsperson eine bewusste
Entscheidung traf. Das würde bedeuten, dass das Gehirn längst
entschieden hat, bevor wir meinen zu entscheiden. Philosophen wie
Peter Strasser widersprechen dieser Schlussfolgerung. Und tatsächlich
gibt es auch wissenschaftliche Beispiele, die zeigen, wie sehr das
Bewusstsein auf das Nervensystem einwirkt, wie etwa beim
Placebo-Effekt.

"kreuz und quer" ist nach der TV-Ausstrahlung sieben Tage auf der
Video-Plattform ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Video-on-Demand
abrufbar und steht als zeitnahe Service-Wiederholung am Mittwoch im
Hauptabend auf dem Programm von ORF III.

OTS-Originaltext Presseaussendung unter ausschließlicher inhaltlicher Verantwortung des Aussenders.
OTS0100 2012-04-16 11:02 161102 Apr 12
NRF0003 0662

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