Krebspatienten brauchen seelische Hilfe

Jeder dritte Krebspatient ist von psychischen Problemen betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine großangelegte multizentrische Studie aus Deutschland.


Eine Krebserkrankung ist eine sehr einschneidende Lebenserfahrung. Entsprechend hat sich die psychologische Betreuung von Krebspatienten zu einem wichtigen Therapiezweig entwickelt. Denn im schlimmsten Fall kann sich eine nicht behandelte psychische Störung auch negativ auf den Erfolg der medizinischen Therapie auswirken. Wissenschaftler aus Leipzig, Hamburg, Würzburg, Heidelberg, Freiburg, Zwickau, Dresden und Mainz untersuchten nun, wie verbreitet psychische Probleme bei Krebspatienten sind. Dazu befragten sie bundesweit insgesamt 2.141 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren im Rahmen von klinischen Interviews.

Angst, Anpassungsschwierigkeiten und Depressivität

Es zeigte sich, dass rund 32 Prozent aller Teilnehmer psychoonkologische Hilfe benötigten. Dabei hatte ein Teil der Patienten sogar mit mehr als einer psychischen Störung zu kämpfen: Etwa sechs Prozent litten unter zwei verschiedenen Störungen, eineinhalb Prozent sogar unter drei oder mehr Störungen.

Am häufigsten traten unter den Befragten Ängste auf – vor der Krankheit und der Therapie sowie vor der Möglichkeit des Sterbens. Jeder siebte Studienteilnehmer litt darunter. Fast jeder neunte Betroffene hatte mit Anpassungsstörungen – also mit Schwierigkeiten, sich an die neue Lebenssituation gewöhnen – zu kämpfen. Am dritthäufigsten waren depressive Störungen: Jeder fünfzehnte Patient war davon betroffen. Auch somatoforme Erkrankungen, Substanzmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit gehörten zum Spektrum der gefundenen psychischen Störungen.

Tumorart spielt wichtige Rolle

Besonders gefährdet für psychische Probleme waren die Teilnehmer, die an Brustkrebs, schwarzem Hautkrebs oder einem Tumor des Kopf- oder Halsbereiches erkrankt waren: 42 Prozent der Brustkrebspatienten, 41 Prozent der Betroffenen mit Kopf- oder Halstumoren und 39 Prozent der Hautkrebspatienten benötigten psychoonkologische Hilfe. Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs (20 Prozent), Magen- oder Speiseröhrenkrebs (21 Prozent) und Prostatakrebs (22 Prozent) waren vergleichsweise weniger häufig betroffen. Die Krebsart spiele folglich nicht nur bei der medizinischen Therapie, sondern auch bei der psychoonkologischen Behandlung eine wichtige Rolle, betonen die Wissenschaftler.

Elementarer Bestandteil der onkologischen Versorgung

Die Deutsche Krebshilfe e.V. betont in Anbetracht der Ergebnisse, dass die psychoonkologische Betreuung ein elementarer Bestandteil einer adäquaten onkologischen Versorgung sei. Jeder Patient müsse, unter Berücksichtigung seines Alters und seiner psychosozialen Umwelt, eine maßgeschneiderte Behandlung erhalten, die von Information über Beratung bis hin zur Psychotherapie reichen könne. Leider fehle es immer noch an den notwendigen Versorgungsstrukturen für eine bedarfsgerechte Versorgung.

Literatur
Mehnert, A., Brähler, E., Faller, H., Härter, M., Keller, M., Schulz, H. et al. (in press). Four-week prevalence of mental disorders in cancer patients across major tumor entities. Journal of Clinical Oncology.


Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Foto © Annika Strupkus


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