Kompetenzzentrum für Schulpsychologie in Tübingen – Reutlinger General

Gestern wurde es mit einer Reihe von Kurzvorträgen feierlich eröffnet, bei denen auch der Wunsch formuliert wurde, dass Fragen aus der Praxis aufgegriffen werden.

Die Referenten aus den Fachrichtungen Psychologie und Erziehungswissenschaften machten sich Gedanken, was die Schulpsychologie leisten kann und formulierten dabei auch ein Arbeitsprogramm für das Zentrum, das es auf der personellen Ebene noch gar nicht gibt. Denn die 2,5 Stellen, darunter eine Professorenstelle, die alle nicht von der Uni, sondern direkt vom Land gezahlt werden, sind noch nicht besetzt. Die Bewerbungen laufen aber und Ministerialdirektorin Margret Ruep als Vertreterin des zuständigen Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport, rechnet damit, dass in drei Monaten die Stellen besetzt sind. Residieren wird das Kompetenzzentrum am Europaplatz.

Prorektorin Professor Stefanie Gropper wertete die neue Einrichtung als »sichtbares Zeichen zur Stärkung der Schulpsychologie«. Und die kann das gut vertragen, wie Wolfgang Ehinger vorrechnete, der Vorsitzende des Landesverbands der Schulpsychologen.

Weit vom Ziel entfernt

Auch wenn allenthalben die Schulpsychologen gelobt werden und Ehinger von einem heute schon hohen Standard bei der Qualität der Betreuung spricht, sagt die Statistik auch noch etwas anderes. Auf einen Schulpsychologen kommen statistisch gesehen 8 000 Schüler. Das ist zwar ein Fortschritt gegenüber den 40 000, die es einmal waren. Aber im Vergleich mit anderen Ländern ist diese Relation eher bescheiden. Der OECD-Standard, so Ehinger, sei nämlich 1:2 000. Was im Übrigen schon 1966, als es die ersten Schulpsychologen gab, als Ziel formuliert worden sei.

Dass es mehr werden, dafür will auch die Uni sorgen. In der nächsten Woche soll über einen zwei- bis viersemestrigen Masterstudiengang Schulpsychologie für 20 Studierende entschieden werden, den es ab dem Wintersemester 2012/2013 geben soll. Ein Jahr später hofft man auf einen Bachelorstudiengang.

Das neue Kompetenzzentrum soll aber auch im Bereich der Lehrerfortbildung tätig werden, ihnen eine psychologische Perspektive vermitteln. Denn nicht nur die Schulpsychologen, sondern auch die Lehrer, müssen sensibilisiert sein dafür, wo die Kinder und Jugendlichen stehen, damit sich möglichst solche Dinge wie beim Amokläufer von Winnenden erst gar nicht entwickeln können, wie Ministerialdirektorin Ruep sagt. Im Kompetenzzentrum seien Experten, die zeigen, wie das geht.

Die gab es aber auch bei der Eröffnungsveranstaltung, bei der ein Mann mittleren Alters richtig eingeschätzt wurde. Während eines Vortrags kam er herein, mit einem T-Shirt bekleidet, auf dem das Oberschulamt Karlsruhe zitiert wurde: »Tatsachen sprachen dafür, dass Sie einen Amoklauf vorbereiten würden.« Ein leicht mulmiges Gefühl gab das, aber es blieb beim Protest. (GEA)

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