Klimawandel oder selektive Wahrnehmung?

Von Psychologie aktuell Autorin Judith Nixon.

Wandelt sich das Klima wirklich und ist das CO2 daran schuld? Die meisten Wissenschaftler sagen "ja", eine robuste Minderheit ist skeptisch. So hört man bei jeden Windchen, das sei nun der Klimawandel. Der eine Sommer ist zu heiß, der andere zu trocken, der dritte zu wolkig und vom Winter wollen wir gar nicht erst reden.

Der Mythos von der weißen Weihnacht!

Weiße Weihnachten gelten vielen Menschen als das erste Opfer des Klimawandels. Dabei waren verschneite Jahreswechsel in Deutschland immer schon eine Ausnahme. In den vergangenen hundert Jahren hat sich da nicht viel getan, wenn man die Statistiken einmal ganz nüchtern durchgeht. Auf den angeblichen Klimawandel lässt sich die ausbleibende weiße Pracht somit nicht zurückführen.

Der wahre Grund?

Vielmehr sind es, fragt man berufliche Wetterfrösche, milde Westwinde vom warmen Golfstrom, die statt eisiger Kälte und Schnee im Dezember oft milde Luft über Deutschland wehen. Neu ist daran gar nichts - bis auf die Aufmerksamkeit, die wir dieser Tatsache schenken. Die größte Hoffnung auf weiße Weihnachten dürfen sich traditionell die Südbayern machen. In Hamburg und Frankfurt ist der Dezember laut den Wetteraufzeichnungen nur alle neun Jahre richtig winterlich. An sich also nichts Neues.

Woher dann dieser Mythos?

Die Vorstellung, dass es gegen Weihnachten winterlich und schneereich sein sollte, führen Kulturforscher auf zwei Phänomene zurück, die einander bedingen. Zunächst gab es im Mittelalter eine "kleine Eiszeit". Das war eine Periode kühlen Klimas vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Diese kleine Eiszeit machte dem Ackerbau in Grönland ein Ende und Schottland wurde vom Weinland zur nordischen Steppe. Auch Deutschland traf es hart.

Leiden statt Romantik!

Diese Kaltzeit diente als Inspiration für Stiche, Gemälde, Bilder und Kärtchen mit winterlichen Weihnachtsmotiven. Dadurch hat sich im Laufe der Zeit der Glaube verfestigt, dass früher die Landschaften immer tief verschneit waren, wenn Weihnachten gefeiert wurde. Tatsächlich war daran nichts romantisch. Die kleine Eiszeit war eine Katastrophe für viele Menschen. Sie war einer der Auslöser für die spätmittelalterliche Agrarkrise, Hunger und Tot.

Eine vergessene Zeit mit großer Bedeutung!

Durch kalte, lange Winter waren die Vegetationsperioden stark verkürzt. Die Sommer waren dermaßen nasskalt, dass der Weizen schon an den Halmen verfaulte. Die Nahrungsproduktion brach ein, es kam zu Hungersnöten, Teuerungen und Seuchen. Für die Katatsrophe wurden Minderheiten und Randgruppen verantwortlich gemacht, was für diese ("Hexen") ungut endete.

Alles eine Frage des Filters?

Wir können also ganz froh sein, dass die kleine Eiszeit am Ende des 19. Jahrhunderts ihr Ende fand. Aber wieso glauben wir dann trotzdem, in unserer eigenen Kindheit sei es im Winter immer kalt und verschneit gewesen? Die Erklärung dafür lautet wieder einmal selektive Wahrnehmung! So einfach kann es sein.

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