Kirche: Internationale Konferenz über sexuellen Missbrauch

ROM. Rund 100 Bischöfe aus der ganzen Welt, in einem Hörsaal versammelt, hören einer Frau zu, die als Kind von einem Priester sexuell missbraucht wurde. Augenscheinlicher könnte die gewachsene Sensibilität für dieses Thema in der katholischen Kirche nach den verheerenden Skandalen in zahlreichen Ländern kaum sein.




Die Schilderungen der Irin eröffnen eine internationale Konferenz über sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche in Rom. Veranstalter ist die renommierteste Universität der Stadt: Die von Jesuiten geführte Gregoriana.

"Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung"

"Wir wollen, dass den Opfern eine Stimme gegeben wird", sagt Hans Zollner, Psychologie-Professor an der Gregoriana und Mitorganisator der Konferenz. Das Ziel der Tagung sei es, "mehr Aufmerksamkeit für das Thema in der weltweiten Kirche zu schaffen". Es müsse deutlich werden, "dass man nicht einfach abwarten darf, wenn es um eine Vorbeugung sexuellen Missbrauchs geht, sondern selbst aktiv werden muss", erläutert der deutsche Jesuitenpater und Vizerektor der Gregoriana. Die Konferenz wolle deshalb vor allem den Erfahrungsaustausch über geeignete Maßnahmen zu Vorbeugung von sexuellem Missbrauch fördern.

Die Resonanz auf die Tagung ist außergewöhnlich: Nahezu alle nationalen Bischofskonferenzen entsenden einen bischöflichen Vertreter, zumeist den jeweiligen Missbrauchsbeauftragten. Hinzu kommen Obere katholischer Orden sowie Fachleute, etwa Psychologen und Kirchenrechtler; insgesamt nehmen rund 220 Personen an der Tagung teil. Aus Österreich reist der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng an.

Bis 2012 müssen alle Bischofskonferenzen eigene Missbrauchs-Richtlinien haben

Die österreichischen Bischöfe haben im Jahr 2010 eigene Richtlinien für Ahndung und Vorbeugung sexuellen Missbrauchs in der Kirche veröffentlicht. Doch längst nicht alle Bischofskonferenzen haben bisher eigene Vorgaben erlassen. Für die Bischöfe dieser Länder bietet die Tagung die Möglichkeit, sich Anregungen und Hilfestellungen für ein solches Regelwerk geben zu lassen. Denn bis zum Mai 2012 müssen alle Bischofskonferenzen eigene Richtlinien für den Umgang mit sexuellem Missbrauch veröffentlicht haben. Diese Frist hatte die Glaubenskongregation im vergangenen Mai gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren jene Ortskirchen, die eigene Vorgaben veröffentlicht hatten, noch die Ausnahme. Nicht nur in Afrika und Asien gibt es auf diesem Feld noch einiges zu tun, auch die italienische Bischofskonferenz hat bisher noch keine Richtlinien veröffentlicht.

Aus dem Vatikan hat sich hoher Besuch zur Konferenz angesagt: Der Leiter der Glaubenskongregation, Kardinal William Joseph Levada, spricht zu den Teilnehmern über Maßnahmen zur Vorbeugung und Ahndung von sexuellem Missbrauch. Seiner Behörde müssen alle Missbrauchsfälle der Weltkirche gemeldet werden. Die Berichte gehen über den Schreibtisch des "Chefanklägers" der Glaubenskongregation, Charles Scicluna; auch er trägt auf der Konferenz vor.

Informationen müssen transportiert werden

Die Ergebnisse der Tagung sollen möglichst vielen zugänglich gemacht werden und in die Entwicklung eines Internetportals einfließen, das Informationen über den Umgang mit Missbrauchsfällen bereitstellen soll. Die auf drei Jahre angelegte Entwicklung dieses "Zentrums für Kinderschutz" der Gregoriana ( www.elearning-childprotection.com ) wird in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Ulm durchgeführt.

Papst Benedikt XVI. hat die Missbrauchsfälle als "offene Wunde der Kirche" bezeichnet. Ganz ausrotten könne auch die beste Prävention sexuellen Missbrauch nicht, sagt Zollner. "Aber wir wollen mit der Konferenz einen Beitrag dazu leisten, dass diese 'offene Wunde' besser und schneller heilen kann."

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