Kino Rodrigo Cortès "Red Lights" – Hellseher gegen Psychologen

Film ist Schaustellerei, ist „Make Believe“, wie die Amerikaner sagen. Und selbst als die Fotografie das Laufen noch nicht gelernt hatte, konnte sie schon in das Jenseits schauen: Im 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Boom für Geisterbilder. In einer bemerkenswerten Szene erinnert „Red Lights“ an dieses versunkene Kapitel der Mediengeschichte. Es ist ein Thriller über Akademiker, die versuchen, Hellsehern in die Karten zu schauen. Als sich der berühmte Parapsychologe Simon Silver für Tests in der Universität einfindet, setzt man ihn vor drei Fotoapparate: eine Digitalkamera; eine Kamera, die 35-mm-Rollen verarbeiten kann; und eine Veteranin, die Polaroids ausspuckt. Bei dem Experiment ist die Polaroidkamera die einzige, die Geisterbilder aufnimmt: Verschwommene Eindrücke, angeblich aus der Geisteswelt des Probanden Silver kommend. Könnte es sein, dass dem alten Zelluloidfilm eine Magie innewohnt, die der Digitalwelt fehlt? Man kann es auch anders sehen. Der Regisseur David Lynch zum Beispiel glaubt, dass sich die Geister heute zwischen den Pixeln verstecken.

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