Kinder kennen Gerechtigkeit – ignorieren sie aber

Schon Dreijährige kennen die Regeln für das faire Teilen. Sie wenden diese Regeln allerdings oft nicht an, sondern teilen trotzdem zu ihrem eigenen Vorteil. Erst mit etwa sieben Jahren richten Kinder ihr Handeln nach den erkannten Regeln aus. Das berichten amerikanische Psychologen im Fachjournal "PLOS ONE".

Craig Smith und seine Mitarbeiter von der Universität von Michigan in Ann Arbor (USA) analysierten das Verhalten von insgesamt 102 Kindern im Alter von drei bis acht Jahren. Die Kinder bekamen jeweils vier Sticker ihrer Lieblingsfarbe. Dann wurden sie in einem ersten Versuch gefragt, wie man diese wohl mit einem anderen Kind aufteilen sollte.

Obwohl fast alle Kinder angegeben hatten, dass sie es richtig fänden, wenn gerecht geteilt würde, egal, ob sie auf der Geber- oder Nehmerseite stünden, zeigte der Versuch, dass nur die älteren Kinder ab sieben Jahren sich auch selbst an diese Regel hielten. Ein großer Teil der Drei- bis Sechsjährigen zog dagegen den eigenen Vorteil vor. Dabei spielte weder das Geschlecht noch der soziale Hintergrund eine Rolle.

Zweite Runde – gleiches Ergebnis

In einer zweiten Runde wurden die Kinder nicht gefragt, was sie abgeben sollten, sondern, was sie selbst wirklich abgeben würden. Die Antworten waren durchaus ehrlich: Während die Älteren sagten, dass sie ehrlich teilen würden und dies dann auch taten, gaben die Kleineren an, lieber mehr der bunten Sticker zu behalten. Und sie behielten auch mehr.

Dies zeige, dass die Kinder zwar die Regeln eines gerechten Teilens schon früh kennen und auch wollen, dass andere ihnen folgen, schließen die Forscher. Aber erst mit sieben Jahren bekommen diese Regeln für sie so viel Wert, dass sie dafür den eigenen direkten Vorteil aufgeben.

Bei deutschen Kindern ist jedes Familienmitglied ein Individuum

Kinderzeichnungen aus verschiedenen Kulturen

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