Kennen Sie diesen Mann?

Griechenland-Krise, „Lügen-Wulff“, der FDP-Absturz und Guttenberg – die Narren haben auch in diesem Jahr viel zu lästern und nehmen dabei wie immer kein Blatt vor dem Mund. Vor einem Millionenpublikum müssen sich Politiker aller Couleur abwatschen lassen – und im Idealfall noch dazu lachen. Da mag es helfen, wenn man sein wahres Geschicht hinter einer dicken Schicht aus Fastnachtsschminke verbergen kann oder gleich hinter einer Maske. Lob dem, der sich sogar selbst auf die Mütze gibt und sein Tun mit einem Augenzwinkern kommentiert. So wie der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus, der in der Bütt reimte: „Jetzt sitz ich da mit meiner Ehrenmütz, und ärger mich wie der Blitz: Statt Caipi am Strand von Rio, Untersuchungsausschuss in Stuttgart – lecko mio.“ Die Verkleidung war eher brav. Vielleicht als Ausgleich. Zum Kaspar machen will sich ein Politiker, der ohnehin in der Kritik steht, eher nicht. Wie Politiker sich zur Fasnacht unters Volk mischen, sehen Sie in unserer Fotostrecke.

Doch das Häs ist mehr als ein bunter Überwurf. Es verrät auch etwas über die Person, die es trägt – wer sie ist oder noch besser: wer sie gerne wäre. Männer, die zum Karneval gern in Frauenkleider schlüpfen, sind im Alltag souverän und erfolgreich - das will zumindest ein Psychologe herausgefunden haben. Menschen mit ähnlichen Charakterzügen wählten zum Karneval überraschend häufig die gleichen Kostüme aus, sagte Rolf Schmiel (37). Für eine wissenschaftliche Studie zur närrischen Psyche befragte er im Herbst vorigen Jahres 29 Kölner. Das ist zwar nicht repräsentativ, aber die Tendenzen seien eindeutig.

 Für männliche Singles lohne zum Beispiel immer ein Blick hinter Hexenmasken: „Damen im Hexenkostüm sind sonst sehr attraktiv und wollen im Karneval nicht darauf reduziert werden.“ Also unter Spitzhut und Buckel schlummere oft Schönheit, dagegen verberge sich hinter sexy-verruchten „Kätzchen-Masken“ meist eine graue Maus. So wie weibisch verkleidete Männer häufig Karrieristen seien, steckten unter Cowboyhüten eher Langweiler. Zum einen zeuge die Wahl des Klassiker-Kostüms nicht gerade von sprühender Kreativität. Viel ausgeprägter als die Fantasielosigkeit des Wild-West-Helden sei aber seine Sehnsucht nach Freiheit und Männlichkeit: „Der ist im Alltag eher ein Pantoffelheld als ein Revolverheld.“ Schmiel - selbst kein erklärter Jeck - ist mit seinen Einschätzungen nicht zimperlich. Der selbstständige Psychologe entwickelt sonst Trainingsprogramme für Mitarbeiter in Unternehmen.

„Ein Kostüm verkleidet nicht, sondern entblößt Sehnsüchte“, sagt der Experte. Das gelte auch für Kostüm-Verweigerer: Wer auf Karnevalsveranstaltungen in Zivil gehe, sei eine Spaßbremse - nicht nur am Narrenabend, sondern im ganzen Leben. „Wer an Karneval schon mit Handbremse agiert, zeigt auch tendenziell in anderen Situationen, dass er sich nicht an Spielregeln hält.“ In der Gruppe oder Partnerschaft stellten sich die Narren ohne Dress oft quer. Tragische Figur und ewiger Außenseiter sei der Clown. Dieser zweite Kostüm-Klassiker ist - wie Schmiel ausführt - von Haus aus geschlechtslos. Der clownesk Kostümierte fühle sich „auch im normalen Leben weder als Mann noch als Frau akzeptiert“. Außerdem lege der vermeintliche Spaßvogel in Wirklichkeit eine „depressive Grundstimmung“ an den Tag. Also: die Maske als das wahre Gesicht.

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