Keine Deutungshoheit den Stammtischen – Emeritierung von Prof. Elmar Brähler

20.03.2013 - (idw) Universitt Leipzig

Der Leiter der Selbstndigen Abteilung fr Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Leipziger Uniklinikum geht am Monatsende in Pension. Die Universitt hat das Wirken von Prof. Elmar Brhler heute bei einem feierlichen Empfang mit Festvortrgen gewrdigt.
Elmar Brhler ist seit 1994 als Professor an der Universitt Leipzig ttig. Nun geht der Leiter der Selbstndigen Abteilung fr Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie am Uniklinikum in den Ruhestand. Wenn er in diesen Tagen sein Bcherregal ausrumt, finden sich darunter Titel wie "Faktorenanalyse" von 1968, "Kinderlden" von 1971, "Werdegnge. Erkenntnisse der Lebenslaufforschung" von 1980. Der studierte Mathematiker und Physiker fand durch seine Promotion in Gieen den Weg in die Medizinische Psychologie. "Das war damals eine sehr offene Zeit", erinnert er sich. Anfang der 90-er Jahre dann der Wechsel nach Leipzig: "Ich war abgeordnet vom Land Hessen, an einem Aufbauprogramm in den Neuen Lndern mitzuwirken", erzhlt er. "Ich las medizinische Psychologie und Soziologie vor den damals insgesamt 650 Medizinstudenten. Diese Fcher hatten den Marxismus-Leninismus abgelst."

Auergewhnlich breites Themenspektrum
Seine Forschungen zur Alltagskultur bekamen fast automatisch einen Ost-West-Aspekt: Warum schtteln sich die Ostdeutschen bei der Begrung die Hand, die Westdeutschen nicht? Besonders spannend wurde es, als Brhlers Team Studien wieder aufgriff, die in der DDR ihren Anfang genommen hatten. So wurde die 1987 vom Leipziger Zentralinstitut fr Jugendforschung begonnene Befragung von fast 1300 Schlern aus achten Klassen in den Neunzigern als "Schsische Lngsschnittstudie" fortgesetzt und ab 2003 mit 450 Probanden an der Universitt angesiedelt. Mitunter musste sich Brhler vorwerfen lassen, angesichts von ber 20 Jahren deutscher Einheit noch immer die Unterschiede zu betonen. "Daran ist mir keinesfalls gelegen. Nur durch eine genaue Analyse kann man jene Aspekte aufzeigen, unter denen das Trennende weniger geworden oder weggefallen ist, obwohl es im allgemeinen Bewusstsein zh fortlebt. Es geht vor allem darum, den Stammtischen und Talk-Shows nicht die Deutungshoheit zu berlassen. Wenn wir nicht genau nachsehen, ob beispielsweise am viel beschworenen "faulen Ossi" und "arroganten Wessi" irgendwas dran ist, bleibt das Schrumpfen dieser gegenseitigen Vorurteile viel lnger blockiert, als wenn wir den Status quo beim Namen nennen."

Dass die Medien hufig bei ihm anklopften, lag insbesondere an seiner Ursachenforschung fr einen vernderten Umgangstrend mit dem eigenen Krper, Stichworte Krperschmuck und -behaarung. Neben soziologischen spielen dabei auch medizinische Aspekte eine Rolle: Komplikationen bei Schnheitsoperationen an den Genitalien und Schmerzen bei MRT-Untersuchungen durch den Metallanteil bei Tattoofarben.

Auch wenn der 28. Mrz 2013 sein offiziell letzter Arbeitstag an der Uni Leipzig sein wird, hat er noch viele Plne. Ein Buch ber moderne Krankheiten wie Verbitterung,Burnout- und Sissi-Syndrom will abgeschlossen werden.
"Auerdem laufen ein paar Studien noch weiter, beispielsweise ber Patienten der Palliativmedizin oder psychische Probleme der Ansthesiologie. Bis 2015 bin ich noch im Hochschulrat und ich bleibe auch im Rat fr Sozial- und Wirtschaftsdaten."

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Weitere Informationen:
Prof. Dr. Elmar Brhler
Selbstndige Abteilung fr Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Telefon: +49 341 97-18801
E-Mail: elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de

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