Jona träumt vom Geigen-Solo

27.09.2012 | 18:50 Uhr

Jona träumt vom Geigen-Solo

Gladbeck.  
Jona Bahtiri hat mit zehn Jahren angefangen, Geige zu spielen. Zu spät für eine Profikarriere, findet die Gladbeckerin. Die 16-Jährige will lieber Psychologie studieren.

In dem kleinen Raum in der Musikschule hängen unzählige Fotos und Zeitungsausschnitte an den Wänden. Vor einem Klavier sitzt Bertha Walter-Hamza, spielt Geige und gibt ihrer Schülerin Jona Bahtiri Anweisungen.

Heute ruhen nur die Augen der Lehrerin auf ihr. Beim Kammerkonzert der Musikschule am Sonntag dagegen gelang es ihr, mit ihrem Spiel die Blicke aller auf sich zu ziehen. Von so viel Aufmerksamkeit scheint die 16-Jährige fast überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass ich als talentiert gelte“, sagt Jona.

Spät angefangen

Erst mit zehn Jahren fand die junge Gladbeckerin zu ihrem Instrument. „Meine Eltern dachten immer, ich hätte kein Interesse. Aber ich wollte gerne Geige spielen.“ Das freute vor allem den Vater, der sich das Geigenspiel als junger Mann selbst beigebracht hat.

Doch der späte Entschluss hat für die Nachwuchsmusikerin Folgen. „Die meisten Violinisten beginnen im frühen Kindesalter“, erklärt Jona Bahtiri, warum sie für sich keine berufliche Zukunft in ihrem Instrument sieht. „Ich möchte Psychologie studieren.“

Aufwärmen vor dem Spiel

Der Unterricht startet mit dem Spielen von Tonleitern. Bis zu drei Oktaven können die lang sein. „Ich sage meinen Schülern immer, ihr macht ja auch beim Sportfest keinen Tausend-Meter-Lauf ohne euch aufzuwärmen“, erklärt die Lehrerin lachend.

„Jona ist ein sehr begabtes Mädchen. Das beobachte ich bei vielen jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Die sind oft schneller und flexibler. Und sie haben mehr Intuition“, so Bertha Walter-Hamza über Jona, deren Eltern aus dem Kosovo stammen. „Jona hat dazu großes manuelles Geschick. In den vier Jahren, in denen ich sie unterrichte, hat sie enorm viel gelernt.“

Auch das Jahr in Amerika schadete ihr nicht. „Sie hat ihre Geige mitgenommen. Und sie hat sich dort in einem Orchester ein wenig frei gespielt.“ Jona streicht die langen braune Haare aus dem Gesicht und setzt den Bogen an. Musizieren fürs Foto, das kommt auch nicht alle Tage vor. Aber sie freut sich. Denn ehrgeizig, verrät sie, sei sie schon. „Als ich jünger war, habe ich immer zum Kammerorchester aufgesehen. Ich habe gedacht, wenn ich da mal mitspiele, dann kann ich stolz sein.“ Soweit ist es. Trotzdem hat Jona Bahtiri noch einen großen Traum. „Bei einem Konzert ein Solo zu spielen.“

Kira Schmidt

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