Ist Lügen in manchen Fällen erlaubt?

Ist Lügen in manchen Fällen erlaubt?

Von Peter Schneider.

<!--
function trackStory() {
var storyParams = window.location.pathname.match(//story/([d]+)/);
var storyId = 0;
if(storyParams[1]) {
storyId = storyParams[1]
}

if(!storyId) return false;
var values = [];
var cookie = $.cookie('frontStories');
if(cookie) {
values = cookie.split(';');
/*var re = new RegExp(';?' + storyId + '[^;]+', 'g');
cookie = cookie.replace(re, '');
cookie = cookie + ';' + storyId + ',' + 0;*/

if(($.inArray(storyId + ',0', values) == -1)) {
values.push(storyId + ',0');
cookie = values.join(';');
}
} else {
cookie = + storyId + ',' + 0;
}
$.cookie('frontStories', cookie, { path: '/', expires: 1 });
}
trackStory();
-->

Ihre E-Mail wurde abgeschickt.

Schliessen

Ist die Wahrheit in jedem Fall angebracht? Ist Lügen erlaubt, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht? Ich denke dabei an Christoph Blocher und die «Basler Zeitung».

Stichworte

  • Leser fragen 

Korrektur-Hinweis

Melden Sie uns sachliche oder formale Fehler.

Lieber Herr S.

Es stand im «Blick», am 11. Juni 1983: «Jeder Mensch lügt am Tag 200-mal, vor allem auf die Frage: Wie geht es Ihnen?» Ein britischer Professor namens John Nicholson hatte das herausgefunden. Am 7. April 1997 stand es wieder im «Blick». Diesmal waren es «Wissenschafter der University of South California in Los Angeles», die «uns alle entlarvt» haben. «Ihre Studie kommt zum Schluss: Herr und Frau Durchschnittsmensch lügen 200-mal – pro Tag!» Die «SonntagsZeitung» vom 23. Mai 1999 drehte den Spiess um und berichtete von «US-Psychologen», welche «dem Phänomen auf der Spur» sind, «weshalb wir uns 200-mal pro Tag belügen lassen». Die bittere Wahrheit, dass wir täglich 200-mal lügen, fand ihren Niederschlag auch in der deutschen «Welt» (26. August 2007) und dem österreichischen «Wirtschaftsblatt» (23. Mai 2010). Die Fachpersonen, die das nun schon über Jahrzehnte immer wieder neu herausfinden, wundert es natürlich nicht; der Laie aber staunt: Boah ey, echt so oft? Die Menschen sagen: «Guten Tag!» und meinen das gar nicht so. Sie sagen: «Entschuldigung!», flehen aber gar nicht wirklich um Vergebung. Und selbst so folgenreiche Sätze wie «Ich liebe dich!» gehen vielen Menschen über die Lippen, ohne dass sie zuvor den Stand ihres inneren Amouro-Meters abgelesen hätten. Das läppert sich.

Unironisch formuliert: Das Gefasel von der 200-fachen täglichen Lügerei können bloss Menschen glauben, die noch nie etwas davon gehört haben, dass ein grosser Teil unserer sprachlichen Äusserungen Handlungen («speech acts») sind, bei denen es in erster Linie um Situationsangemessenheit und nicht um Wahrheit geht.

Wer auf die Floskel «How are you doing?» antwortet: «I’m good, and how are you?», hat weder eine Frage beantwortet, noch eine Wahrheit oder eine Lüge abgesondert, sondern lediglich einen Gruss erwidert, so, wie es im angloamerikanischen Sprachraum nun einmal üblich ist. Desgleichen muss man nicht jedem, der sich mit einem verabreden möchte, auf die Nase binden, dass man ihn für einen Langweiler hält. Es reicht der Bescheid, dass man im Moment gar keine Zeit hat. Man nennt das nicht Lüge, sondern Höflichkeit. Die Art und Weise hingegen, wie Christoph Blocher die Öffentlichkeit in der Angelegenheit «Basler Zeitung» hinters Licht zu führen versucht hat, ist schlicht ein Fall von Anmassung – die Leute nach eigenem Gusto belügen zu dürfen, wenn es einem in den Kram passt. Wer es fassen kann, der fasse es. Ich fasse es nicht. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 13.01.2012, 13:28 Uhr


Kommentar schreiben

Vielen Dank für Ihren Beitrag. Ihr Kommentar wurde abgeschickt. Bis er von der Redaktion freigeschaltet wird, kann es eine gewisse Zeit dauern.

Vielen Dank für Ihren Beitrag.

Bitte geben Sie einen Kommentar ein.

Verbleibende Anzahl Zeichen:

Angemeldet mit Facebook


Abmelden bei FacebookPrivatsphäre

Anmelden mit Facebook


Ohne Login:

Bitte geben Sie einen gültigen Namen ein.


Bitte geben Sie eine korrekte Ortsangabe ein.


Bitte geben Sie eine gültige E-Mail-Adresse ein.

Ich habe die RegelnRegeln gelesen und erkläre mich einverstanden.

Bitte erklären Sie sich mit den Regeln einverstanden.

Wir freuen uns, dass Sie bei uns einen Kommentar abgeben wollen. Bitte nehmen Sie vorab folgende Regeln zur Kenntnis: Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt ganz allgemein, aber insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird weder Rechenschaft abgelegt, noch Korrespondenz geführt. Telefonische Auskünfte werden keine erteilt. Die Redaktion behält sich ausserdem vor, Leserkommentare zu kürzen. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass Ihr Kommentar auch von Google und anderen Suchmaschinen gefunden werden kann und dass die Redaktion nichts unternehmen kann und wird, um einen einmal abgegebenen Kommentar aus dem Suchmaschinenindex zu löschen.




 auf Facebook publizieren 




Bitte warten



Recommend our website
No connection to facebook possible. Please try again.
There was a problem while transmitting your comment. Please try again.

Schliessen

<!-- -->




<!-- -->

Leave a Reply