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Ist die Darmflora schuld am Übergewicht?

Manche Menschen können ständig Sahnetorte essen, ohne dick zu werden. Nun wird immer deutlicher, dass neben den Genen auch die Bakteriengemeinschaft in unserem Körper einen grossen Anteil daran hat.

Zeugen einer vielfältigen Darmflora: Lactobacillen unter dem Elektronenmikroskop.

Zeugen einer vielfältigen Darmflora: Lactobacillen unter dem Elektronenmikroskop.
Bild: Science Photo Library/Keystone

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Studien

Darmbakterien stehen schon seit einigen Jahren im Verdacht, geheime Dickmacher zu sein. Schliesslich hilft die Darmflora dem Körper, aufgenommene Nahrung umzuwandeln. Je effektiver sie dabei ist, umso mehr Energie nimmt der Mensch aus seiner Nahrung auf – und desto eher sollte es zu Übergewicht kommen.

Verschiedene Studien haben Hinweise darauf gefunden, dass die Zusammensetzung der Darmflora tatsächlich einen Einfluss auf das Körpergewicht haben könnte. Unlängst zeigten US-Forscher bei Mäusen, dass, wenn sie Darmbakterien von übergewichtigen Tieren auf andere übertrugen, die Empfängertiere ebenfalls übergewichtig wurden – und umgekehrt, wenn die Mikroben von schlanken Mäusen stammten.

Belgische Forscher fanden ebenfalls bei Mäusen, dass das Bakterium Akkermansia muciniphila die Darmschleimhaut stabilisiert und so Übergewicht und Diabetes bessert. Im letzten Jahr konnten niederländische Mediziner durch eine Fäkaltransplantation von gesunden schlanken Menschen die Empfindlichkeit gegenüber Insulin bei Übergewichtigen verbessern. Es gibt noch mehr Studien wie diese, aber alle sind entweder an Tieren oder mit nur wenigen Probanden durchgeführt worden. Deshalb bleibt offen, ob sie dereinst zu einer wirksamen Therapie beim Menschen führen werden. (TA)

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Die Billionen Bakterien zählende Darmflora eines Menschen entscheidet offenbar zu einem grossen Teil mit darüber, ob ein Mensch dick wird und Stoffwechselstörungen entwickelt. Sei die Vielfalt der Bakteriengesellschaft im Verdauungstrakt gering, steige die Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit und Insulinresistenz, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin «Nature». Ob ein Mensch zu dieser Risikogruppe gehört, lasse sich leicht bestimmen. Warum die Darmflora bei etwa einem Viertel der Bevölkerung in Industrieländern verarmt sei, müsse dagegen noch geklärt werden.

400 Millionen Menschen weltweit litten Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge 2005 an Übergewicht, 2015 könnten es mehr als 700 Millionen sein. In der Schweiz waren im Jahr 2012 laut einer aktuellen Auswertung der Gesundheitsbefragung 41 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren übergewichtig. Schuld sind zu einem guten Teil die Gene, wie Zwillings- und Familienstudien gezeigt hätten, schreibt das Team um Stanislav Dusko Ehrlich vom Französischen Institut für agrarwissenschaftliche Forschung (INRA) in Jouy en Josas und Oluf Pedersen von der Universität Kopenhagen (Dänemark) in «Nature». Doch nun zeige sich immer deutlicher, dass der Einfluss der Darmflora wohl der bedeutsamere Faktor sei. Belegt werde dies durch Genanalysen des Mikrobioms – der Gesamtheit aller Mikroben, die den Menschen besiedeln.

Die Wissenschaftler hatten die Darmflora von 292 Dänen untersucht. 123 von ihnen waren normal-, 169 übergewichtig. Die Probanden liessen sich in zwei Gruppen einteilen: solche mit vielfältigen Bakteriengenen und artenreicher Darmflora und solche mit bis zu 40 Prozent eintönigerer mikrobieller Besiedlung. Letztere, rund ein Viertel der Probanden, seien öfter übergewichtig gewesen und an Insulinresistenz oder einer Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie) erkrankt. Bei ihnen war zudem die Wahrscheinlichkeit für eine künftige Gewichtszunahme höher. Wie für den Regenwald, so gelte auch für die Darmflora: je mehr Diversität, desto besser, schreiben die Studienautoren.

Mit Vorsicht zu geniessen

Es genügten einige Genmarker typischerweise vorliegender Bakterienarten, um Menschen einer der beiden Gruppen zuordnen zu können. Bei Menschen mit vielfältiger Darmflora dominieren demnach unter anderem Faecali- und Bifidobakterien sowie Lactobacillen die Bakteriengemeinde. Bei den Menschen mit geringer Vielfalt im Verdauungstrakt sind es etwa Bacteroides, Parabacteroides und Ruminococcus, berichten die Wissenschaftler. Auffällig sei bei ihnen zudem das gehäufte Auftreten von Bakterien, die mit Entzündungsreaktionen des Körpers in Verbindung stehen.

Eine Korrelation zwischen geringer Darmflora und viel Bacteroides habe sein Team ebenfalls schon festgestellt, sagt Peer Bork vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg. Die Ergebnisse der «Nature»-Studie seien schlüssig, ihre absoluten Zahlen aber vorsichtig zu geniessen. Die Zahl der Probanden sei recht klein, zudem sei die Diversität der Darmflora graduell verschieden, nicht in deutlich abgetrennte Schritte unterteilt. Ein Viertel der Bevölkerung als auffällig einzustufen, könne deutlich zu hoch gegriffen sein. Auch seien kurzfristige Effekte etwa nach Antibiotika-Einnahme oder zeitweise anderer Ernährung nicht berücksichtigt.

Ehrlichs Team überwachte in einer zweiten Studie die Darmflora 49 übergewichtiger oder fettleibiger Menschen während einer fettarmen Diät. Die Probanden erhielten sechs Wochen lang eine auf Abnehmen und anschliessend eine sechswöchige auf Gewicht halten ausgerichtete Ernährung. Dabei zeigte sich, dass eine ballaststoffreichere Ernährung mit viel Gemüse und Früchten die Vielfalt der Darmflora anwachsen liess. Dies bestätige das Ergebnis früherer Studien, wonach sich die Ernährung auf das Mikrobiom auswirkt – und lasse hoffen, dass sich die Darmflora nachhaltig hin zu mehr Vielfalt verändern kann.

Uralte Ernährungsweisheiten

Die Studienergebnisse lieferten auch eine mögliche Erklärung dafür, warum viele Menschen trotz Übergewichts nicht an Herz-/Kreislauferkrankungen oder Diabetes litten, schreiben Sungsoon Fang und Ronald Evans vom Salk-Institut für biologische Studien in La Jolla (Kalifornien, USA) in einem Begleittext in «Nature». Dies könne daran liegen, dass sie zur Gruppe mit vielfältiger Darmflora gehörten. Geklärt werden müsse noch, ob die Vielfalt nur die Gesundheit des Stoffwechsels widerspiegelt – oder ob es möglich ist, über die Variabilität der Darmflora bremsend auf bestimmte Krankheiten einzuwirken.

Prinzipiell bestätigten die Ergebnisse uralte Weisheiten über gesunde Ernährung, sagt Bork. Wegen des hochkomplexen Zusammenspiels von Lebensgewohnheiten und Genetik sei vielfach noch unklar, was nun Wirkung sei und was Ursache. Bei aller gebotenen Vorsicht stützten die Studien aber auf jeden Fall die Hoffnung auf spezielle, auf einzelne Menschen abgestimmte Diäten. «Der Joghurt mit der individuellen Bakterienkultur wird kommen – aber nicht gleich morgen.»

Kanadische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kaiserschnitt und Säuglingsnahrung bei Babys den Aufbau der Darmflora stören und damit das Risiko für spätere Erkrankungen wie etwa Allergien steigern. Sie hatten Stuhlproben von Säuglingen auf die DNA von Bakterien untersucht. Die Resultate glichen sie mit Geburtsart, Ernährung und anderen Faktoren wie etwa der Einnahme von Medikamenten ab.

Bei per Kaiserschnitt geborenen Kindern war die Vielfalt der Mikroorganismen im Darm geringer, berichtete das Team um Meghan Azad von der Universität Albertas in Edmonton in der Fachzeitschrift «Canadian Medical Association Journal» (CMAJ). Kinder, die mit der Flasche gefüttert wurden, hatten zwar eine besonders hohe Keimfülle, darunter aber vermehrt den Erreger Clostridium difficile, der etwa mit Darmerkrankungen in Zusammenhang steht. Bei der Geburt ist der Darm eines Kindes noch keimfrei – beim Erwachsenen kommen die Mikroben dort auf ein Gesamtgewicht von rund eineinhalb Kilogramm.

Einfluss der Ernährungsgewohnheiten

Ein Vergleich der Darmflora von 14 Kindern aus Burkina Faso und 15 aus der italienischen Stadt Florenz lässt Forscher vermuten, dass auch die Ernährungsgewohnheiten in der westlichen Welt die Vielfalt in Magen und Darm negativ beeinflussen. Die Nahrung der afrikanischen Kinder sei mit viel Getreide und Gemüse reich an Stärke und Ballaststoffen, schrieb das Team um Carlotta De Filippo von der Universität Florenz in den «Proceedings» der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS). In Italien herrschten dagegen Zucker, Stärke, Fett und tierische Proteine vor.

Vor allem das Verhältnis von Firmicuten zu Bacteroides trenne die afrikanischen von den europäischen Kindern. Ähnliche Unterschiede gebe es zwischen übergewichtigen und normalgewichtigen Menschen. Vermutlich seien Kinder aus Industrienationen daher anfälliger für Übergewicht. Möglicherweise sei auch die Zunahme bei Autoimmunerkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen dort darauf zurückzuführen. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 15.10.2013, 17:15 Uhr


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