Inspirationsquelle Biedensand

Von Oliver Lohmann

PORTRÄT Literaturwissenschaftler Helmut Möck schreibt schon als Kind Gedichte



„Wie ist Ihr Name? Ah, ja. Wussten Sie, was der Ursprung Ihres Namens ist? Nein? Ich erkläre es Ihnen.“ So könnte eine lehrreiche Konversation mit Helmut Möck beginnen. Und wenn er und Sie Zeit haben, kann es ein langes Gespräch mit zahlreichen Aha-Effekten werden. Denn Helmut Möck kann viel erzählen: über Literatur, Psychologie, Philosophie, Geschichte, die Menschheit, über Männer und Frauen.

Geboren ist Helmut Möck 1944, kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in Lampertheim. Sein Vater war Verleger der Lampertheimer Zeitung. „Ich bin aufgewachsen zwischen Druckerschwärze und Zeitungspapier“, sagt der heute ergraute Mann mit rauchiger Stimme und einem zufriedenen Lächeln. Als Bub habe er schon mit den Druckmaschinen „spielen“ dürfen. Er sei anders gewesen als sein älterer Bruder, der später die Zeitung weiterführte. „Ich habe viel gelesen, war verträumt und bin hinaus in die Natur gegangen, um mich zu Gedichten inspirieren zu lassen“, erzählt Helmut Möck. Letzteres hat funktioniert. Bereits mit zwölf Jahren veröffentlichte Verleger Möck erste Gedichte seines Sohnes in der Lampertheimer Zeitung.

Die Druckerei seines Vaters war auch sehr nützlich, als Helmut Möck am Gernsheimer Gymnasium die Schülerzeitung „Eulenspiegel“ 1962 herausgab. Denn hier konnte das Werk, auf das er noch heute stolz ist, gedruckt werden. Stolz ist er vor allem, weil er darin einen persönlichen Brief von Thomas Manns Gattin Katja abdrucken konnte. Nach dem Abitur 1963 studierte Möck an der Goethe-Universität in Frankfurt Literaturwissenschaft, Psychologie und nach vier Semestern Medizin noch Philosophie. Zwischen 1970 und 1990 war er Dozent, verdeutlichte seinen Studenten psychologische Zusammenhänge, damit sie Literatur besser verstehen. Oft gab er auch Schreibseminare, um die Kreativität der jungen Menschen zu wecken. „Die Studenten mochten mich“, sagt Helmut Möck rückblickend und ganz unbescheiden. Aber man glaubt es dem geistig noch immer sehr rüstigen 68-Jährigen mit dem oft wiederkehrenden verschmitzten Lächeln aufs Wort. Nicht ohne Stolz verweist er darauf, dass einige seiner ehemaligen Studenten Karriere gemacht haben: Einer sei Literaturchef beim HR, eine andere leite die Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek.

Ja, der Humor. Den hat er in seine Seminare gebracht. „Man lernt siebenmal schneller, wenn etwas einen humoristischen Beiton hat“, versichert er. Und der Humor hat ihn nicht losgelassen, nach dem Ende seiner Tätigkeit als Dozent - nebenbei deutete er im HR-Radio viele Jahre lang Träume von Hörern - hat er ein witziges Buch getextet: „Zurück in der Zukunft“ - ein Literatur-Comic mit Zeichnungen seines Freundes August Krasa. Darin sind Max und Moritz, die berühmten Figuren von Wilhelm Busch, die Enkel von Goethe. Und die dürfen allerlei verrückte Abenteuer erleben. Näheres dürfen die Lampertheimer bei einer Lesung erfahren, die für den 7. November um 19 Uhr im „Bücherschiff“ geplant ist.

„Ich bin mit Wilhelm Busch groß geworden, und es regte mich auf, dass Max und Moritz ihr Ende in einer Mühle finden. Also habe ich das über zwei Jahre hinweg umgetextet. Jetzt sind die beiden rehabilitiert“, erklärt Möck, natürlich lächelnd. Inzwischen sind sogar zwei Nachfolgebände fertig. Veröffentlicht sind sie bislang noch nicht. „Es handelt sich aber nicht um Kinderbücher“, betont er, denn es gebe frivole Andeutungen. Da ist es wieder, das verschmitzte Lächeln.

Möck sprüht vor weiteren Ideen: Er könne sich an weiterführenden Schulen in Lampertheim und Bürstadt einen „Poetry-Slam“ (Dichterwettbewerb) vorstellen. „Dabei tragen zwölf Leute auf der Bühne jeweils fünf Minuten etwas vor, und das Publikum entscheidet über den Sieger“, erläutert der in Frankfurt lebende Mann - voller Vorfreude auf das, was sich hier im Ried literarisch bieten wird.

Hin und wieder ist Helmut Möck in seiner Heimatstadt Lampertheim, beispielsweise um seine Nichte zu besuchen. Immer wieder kommen ihm dabei Kindheitserinnerungen in den Sinn. Sein Lieblingsort? Ganz klar, der Biedensand - ein Ort zum Träumen und Dichten. Übrigens, selbstverständlich kann Möck seinen eigenen Familiennamen erklären und muss dabei lachen: Der stammt vom keltischen „Mochius“ ab, das war der Gott der Wildsau…


Leave a Reply