Von allen Personen, die 2013 wegen illegaler Drogen eine Suchtberatung oder -behandlung aufsuchten, hatte die Hälfte ein Problem mit Cannabis. 1997 waren es erst 5,8 Prozent gewesen. Der Anstieg lasse sich in den ambulanten und stationären Einrichtungen beobachten, teilte Sucht Schweiz am Mittwoch mit.
Die Mehrheit der Cannabiskonsumenten, die sich Hilfe holen, sind junge Männer. Rund 60 Prozent von ihnen sind unter 20 Jahre alt, wie die Statistik des Monitoring-Netzwerks Act-info.ch zeigt. Über 80 Prozent sind Männer, 85 Prozent haben einen Schweizer Pass.
Überwiegend ein Männerproblem: Anzahl und prozentualer Anteil von Hilfe suchenden Männern und Frauen pro Substanz. (Grafik: Sucht Schweiz).
Jeder Dritte kifft täglich
Rund ein Drittel der Personen, die wegen Cannabis eine Beratung aufsuchen oder eine Behandlung antreten, kifft nach eigenen Aussagen täglich. 20 Prozent geben an, einmal in der Woche oder noch seltener Cannabis zu konsumieren.
Oft lassen sich die Cannabiskonsumenten nicht freiwillig beraten und behandeln: Fast die Hälfte von ihnen wurde im Zuge von gerichtlichen oder administrativen Massnahmen dazu gezwungen. Knapp ein Drittel gab an, wegen der Familie oder wegen Freunden Hilfe geholt zu haben.
Dass mehr Menschen wegen Cannabis bei der Suchthilfe anklopfen, erklärt Sucht Schweiz mit der Zunahme des Cannabiskonsums unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre.
Weniger Heroinsüchtige in Behandlung
Genau gegenteilig verlief die Entwicklung bei den Opioiden wie Heroin. Da die Zahl der Neukonsumierenden abnahm, sank auch die Zahl jener, die sich wegen Opioiden in Behandlung begaben. 1997 hatten 78 Prozent jener, die wegen illegaler Drogen Hilfe suchten, Opioide als Hauptgrund angegeben; 2013 waren es noch 24 Prozent.
Auch beim Kokain scheint die Spitze überschritten: Der Anteil der Behandlungsanfragen wegen Kokain, der zwischen 1997 (9,4 Prozent) und 2004 (28,4 Prozent) stark zugenommen hatte, nahm ab 2006 wieder ab. 2013 betrug er noch 16,5 Prozent.
Alkohol noch immer grösstes Problem
Die grösste Nachfrage nach Suchtbehandlung oder -beratung besteht in der Schweiz allerdings nach wie vor nicht im Zusammenhang mit illegalen Drogen, sondern mit Alkoholmissbrauch, wie Sucht Schweiz schreibt.
In der Statistik wurden 2013 knapp 8500 Personen, die eine Suchtbehandlung begannen, und rund 7500 Personen, die sie beendeten, berücksichtigt. Finanziert wurde die Statistik vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Bis zu rund einem Viertel der Hilfesuchenden konsumiert beim Eintritt in die Beratung nicht mehr: Konsumhäufigkeit nach Substanz. (Grafik: Sucht Schweiz) (rub/sda)
(Erstellt: 08.04.2015, 14:17 Uhr)