Hürden berücksichtigen

17. September 2015

Positives Denken reicht nicht, um Ziele zu verwirklichen. Vielmehr sollte man auch die Hürden auf dem Weg dahin berücksichtigen. Die vier Schritte dieses mentalen Kontrastierens – Wunsch formulieren, Zielerreichung imaginieren, Hürden aufschreiben, Plan festlegen – haben sich als erfolgreich erwiesen, wenn Ziele angepeilt werden.

Gabriele Oettingen lehrt Psychologie an der Universität Hamburg und der New York University. Diesen Monat erscheint ihr Buch „Psychologie des Gelingens“, in dem sie ihre Forschung zur Wunscherfüllung zusammenfasst. In der Septemberausgabe der Psychologie Heute finden sich dazu ein Vorabdruck und ein Interview mit ihr. Hier sei ihr grundlegendes WOOP-Prinzip vorgestellt, das auch Managern und Mitarbeitern helfen kann, ihre Ziele besser zu erreichen.

Dabei geht es ums mentale Kontrastieren, wie es Gabriele Oettingen nennt, um den Vorgang, „unsere Zukunftsträume mit den Hindernissen der Realität anzureichern“ (S. 40). Die vier Schritte dazu, die mit ihren Anfangsbuchstaben das WOOP-Prinzip ergeben, sind:

  1. Wunsch formulieren. Der Wunsch oder das Ziel wird formuliert. Beispiel: „Ich will einen neuen Job.“
  2. Outcome (Zielerreichung) imaginieren. Man stellt sich möglichst konkret das Schönste vor, das eintritt, wenn sich der Wunsch erfüllt. Beispiel: „Ich habe ein luftiges Büro, tue mehr Dinge, die mir Spaß machen und verdiene 4.000 Euro im Monat.“ Wichtig ist, dass diese Zielerreichung gedanklich richtig durchlebt wird. Das aktiviert und gibt Kraft.
  3. Obstacles (Hürden) aufschreiben. Aufschreiben, was einen davon abhält zu handeln oder was dem Ziel entgegensteht. Beispiel: „Ich sollte 50 Bewerbungen schreiben und mir dafür wöchentlich fünf Stunden Zeit nehmen. Dann kann ich nicht mit meinem Sohn oder mit meiner Freundin zusammen sein. Das muss ich klären.“
  4. Plan festlegen. Man hält fest, welche Hürden genommen werden können und was genau getan wird. Beispiel: „Ich vereinbare mit meiner Freundin, dass ich Mittwochabend und Samstagmorgen Bewerbungen schreibe. Diese Woche teste ich, wie es läuft und passe nächste Woche gegebenenfalls meinen Plan an.“

In vielen Studien haben Gabriele Oettingen und ihr Forscherteam herausgefunden, dass es hilft, vor allem an Hürden zu denken. Wer diese vor Augen hatte, war energischer, tat mehr und erreichte mehr als jene, die nur von einem angenehmen Ziel träumten. Außerdem (S. 41):

„Beim Woopen wird klar, was ich wirklich will, was sich realisieren lässt und wofür es sich zu kämpfen lohnt.“

© Wirtschaftspsychologie aktuell, 2015. Alle Rechte vorbehalten.

Weiterführende Informationen:

Gabriele Oettingen (2015). Träume machen träge [Abstract]. Psychologie Heute, September 2105, 36-39.

Yvonne Vávra (2015). Mentales Kontrastieren: Der Weg zum Ziel (Interview mit Gabriele Oettingen) [Abstract]. Psychologie Heute, September 2015, 40-41.

Gabriele Oettingen (2015). Psychologie des Gelingens [Verlagsseite]. München: Pattloch.

Eine Studie zeigt, wie Personalmanager mit mentalem Kontrastieren ihre Alltagsprobleme besser in den Griff bekommen.

Der Themenschwerpunkt „Mobil, flexibel und gestresst“ zu Stressbewältigung, Smartphone-Nutzung, Berufspendeln, psychischen Belastungen, Gefährdungsbeurteilung, Teilzeit-Tandem und Super-Leadership.

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