HRM Reserach Institute erklärt Peter Kruse zu den wichtigsten Köpfen Europas


Eydelstedt/Bremen - Von Anke Seidel. Vorbilder, Wegbereiter, Visionäre: Zu den wichtigsten 500 europäischen Köpfen in der Personalarbeit gehört der Psychologie-Professor Peter Kruse. Zu diesem Ergebnis kommt das HRM Research Institute in Mannheim nach einer Befragung von Experten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Zeitschrift „Personalmanager“ präsentiert den 59-jährigen Unternehmensberater aus Eydelstedt in der aktuellen Ausgabe als einen von zehn „Rockstars“ im Human Resource Management (HRM) – also in der Fähigkeit, das menschliche Kapital an Wissen, Fähigkeiten und Motivation in einem Unternehmen zu heben.

„Das hat mich verblüfft“, sagt Kruse. Denn er habe, um im Bild des Rockstars zu bleiben, „in Clubs gespielt und keine Platten produziert“. Will heißen: Kruse arbeitet abseits der Öffentlichkeit für Unternehmen wie Adidas, Daimler, Deutsche Bahn, Otto Group, Thyssen Krupp oder Volkswagen. Er ist geschäftsführender Gesellschafter des Bremer Beratungsbüros „nextpractice“ (40 Mitarbeiter) und Honorarprofessor für Allgemeine und Organisationspsychologie an der Universität Bremen. Sein Forschungsinteresse gilt dem Umgang mit Komplexität und der Funktionsweise intelligenter Netzwerke. Für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat er die Studie „Gute Führung“ erarbeitet. Grundlage dafür: 400 Tiefeninterviews mit Führungskräften.


Professor Kruse, schon vor sechs Jahren vom „managerSeminare“-Magazin zu „Deutschlands Querdenker Nr.1“ gekürt, widmet sich vor allem dem Führungsverständnis verschiedener Generationen – und weiß, dass sich die Anforderungen an Manager in der globalisierten und vernetzten Welt völlig verändert haben.

„Früher waren Geschäftsmodelle eine sichere Bank“, blickt der Psychologie-Professor zurück. Aber im Internet- und Globalisierungsalltag können sich Märkte und Erfolge im Handumdrehen verändern – tiefgreifend. „What‘s app hat die SMS vom Markt gefegt“, nennt der 59-Jährige ein konkretes Beispiel.

Wenn sich wirtschaftliche Prozesse mit Lichtgeschwindigkeit verändern, muss sich also auch die Führungskultur verändern: „Das Verstehen von Zusammenhängen ist in komplexen Situationen die einzig funktionierende Überlebensstrategie“, sagt Peter Kruse – und ist felsenfest überzeugt: „Komplexe Situationen kann man nur vereinfachen, wenn man das Muster dahinter versteht, die Zusammenhänge.“

Wer aber die Mechanismen des Marktes in der globalisierten Gesellschaft verstehen wolle, „der muss die innere Befindlichkeit besser verstehen“, erklärt der Psychologe, „weil soziale Medien bis in die Firma wirken“. Internet und Globalisierung hätten die Menschen gelehrt, „dass alles mit allem verbunden ist“. Genau deshalb hätten sich Führungsprinzipien grundlegend gewandelt: „Ich kann nicht mehr führen über Anweisung“, mahnt der Unternehmensberater – und betont: „Die Menschen wollen verstanden werden!“ Darum sei es für Unternehmen wichtig, „Dinge sichtbar zu machen, die das Verhalten von Menschen unbewusst beeinflussen“. Extrem wichtig deshalb: Achtsamkeit und Empathie.

Kruse spricht von einem „Kulturveränderungsprozess“, mit dem nicht wenige Führungskräfte enorme Schwierigkeiten hätten: „Sich auf offene Prozesse einzulassen und sich vom Ergebnis überraschen zu lassen, ist für Manager nicht ganz einfach, weil sie alles im Griff haben wollen.“

Wo sieht der Wegbereiter und Visionär in der Personalarbeit unsere Gesellschaft in 50 Jahren? Hierarchien in der klassischen Form werde es dann nicht mehr geben, antwortet der Experte. „Der gleichberechtigte Diskurs lässt sich nicht aufhalten!“ Will heißen: Nicht das Denken einer einzigen Führungskraft, sondern das Denken aller Mitarbeiter führt zum Erfolg. „Mich regt es am meisten auf, wenn Menschen für und nicht mit Menschen denken – und ihnen keinen Zugang zu den erforderlichen Informationen ermöglichen“, sagt der Professor. Maximale Transparenz und intensive Beteiligung sind für ihn der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft. Darum sei Bildung die elementare Voraussetzung für ein System, „dass es jedem ermöglicht, die Zusammenhänge zu verstehen“.

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