Hoffnung für Schlaganfall-Patienten

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsstörung können von einem speziellen Gehirntraining profitieren. Ob die Methode auch bei Schlaganfall-Patienten wirkt, wollen Psychologen der Universität Würzburg herausfinden. Für ihre Studie suchen sie Teilnehmer, berichtet Professorin Andrea Kübler vom Lehrstuhl für Psychologie.

Die meisten Kinder mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) haben große Schwierigkeiten damit, sich längere Zeit auf etwas zu konzentrieren. Im Schulunterricht zum Beispiel fällt es vielen schwer, auch nur eine Schulstunde lang gedanklich bei der Sache zu bleiben.

Bei dieser Problematik könne ein Training mit Gehirn-Computer-Schnittstellen helfen. Dabei erfassen Elektroden auf dem Kopf die Gehirnströme und leiten sie an einen Computer weiter. Der erkennt anhand charakteristischer Muster, was die Versuchsperson am Rechner machen will. So lassen sich – allein mit der Kraft der Gedanken – Texte schreiben oder Bilder komponieren.

„Bei Kindern mit ADHS lässt sich damit die Aufmerksamkeit verbessern“, sagt Psychologie-Professorin Andrea Kübler. Wenn die Kinder mit einer Gehirn-Computer-Schnittstelle am Bildschirm einen Kreis vergrößern oder verkleinern müssen, wird nämlich genau die Hirnregion trainiert, die für Aufmerksamkeit zuständig ist. „Nach mehreren Sitzungen können sich die Kinder viel besser konzentrieren, und dieser Effekt hält mindestens zwei Jahre an“, so Kübler.

Ob dieses Training bei Schlaganfall-Patienten ähnlich gut funktioniert, will Küblers Team jetzt in einer Studie herausfinden. Denn die Konzentrations- und Merkfähigkeit ist auch nach einem Schlaganfall oft eingeschränkt – vielen Patienten fällt es zum Beispiel schwer, längere Zeit einem Gespräch zu folgen. „Wenn die Arbeit mit einer Gehirn-Computer-Schnittstelle diesen Patienten hilft, könnte man sich das vielleicht in der Reha zunutze machen“, hofft die Professorin.

Für die Studie suchen die Würzburger Wissenschaftler nun Schlaganfall-Patienten, die Probleme mit der Konzentrationsfähigkeit haben. Die Teilnehmer sollen dazu bereit sein, zehn einstündige Sitzungen an einer Gehirn-Computer-Schnittstelle zu absolvieren. Vorkenntnisse mit Computern sind nicht nötig. Die Teilnehmer bekommen ihre Fahrtkosten erstattet und 100 Euro als Aufwandsentschädigung. Sie müssen so mobil sein, dass sie ans Institut für Psychologie in die Marcusstraße 9-11 kommen können. Für Rollstuhlfahrer ist das Gebäude barrierefrei.

Die Studie gehört zu einem Forschungsprojekt, das von der Europäischen Union mit rund 3,2 Millionen Euro gefördert wird. Es heißt „CONTRAST“ (Cognitive Enhancement Training for Successful Rehabilitation after Stroke – Training der kognitiven Fähigkeiten für eine erfolgreiche Rehabilitation nach einem Schlaganfall).

Andrea Kübler koordiniert das Projekt. Neben ihrem Team sind daran Forschungsgruppen und Unternehmen aus Italien, Österreich, Luxemburg, Spanien und den Niederlanden beteiligt.

Interessierte sollen sich bei Dr. Sonja Kleih melden, um mehr Informationen zu bekommen und um Termine zu vereinbaren: Tel. (09 31) 318 69 81, sonja.kleih@uni-wuerzburg.de. Auf dem Anrufbeantworter kann eine Nachricht hinterlassen werden, die Wissenschaftlerin ruft schnellstmöglich zurück.

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