HINTERGRUND: Komplexe Vergaberegeln bei US-Vorwahlen

Im Vorwahlkampf der US-Republikaner nehmen die Experten auf den Nachrichtenkanälen verschiedene Größen zur Hand, um den Erfolg der Präsidentschaftsbewerber zu messen. Dabei geht es oft um Psychologie, um das Momentum nach einem symbolischen Sieg, oder um die gesammelten Spendenmillionen. Am Ende zählen allerdings nur die Delegiertenstimmen beim Nominierungsparteitag Ende August. Ein genauer Zwischenstand ist wegen des komplexen Wahlsystems aber nur schwer ermittelbar. Die in US-Medien genannten Zahlen weichen daher je nach Zählweise voneinander ab.

Jeder Bundesstaat hat eigene Regeln für die Vergabe der Delegierten. Dabei gibt es verschiedene Arten von Wahlmännern: So darf jeder Bundesstaat drei Vertreter der örtlichen Parteiführung entsenden, die in ihrer Entscheidung meist ungebunden sind. Der Großteil der Delegierten hängt dagegen von der Bevölkerungsstärke ab. Einige Staaten wie Florida vergeben die Stimmen dabei als Gesamtpaket an den Sieger, in den meisten Fällen werden sie aber auf Grundlage des Wahlergebnisses unter den Bewerbern aufgeteilt.

"Die Leute haben den technischen Regeln bisher nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt", sagt Politikexperte Michael Heaney von der University of Michigan. "Sie haben sich mehr für das symbolische Ergebnis der Vorwahlen interessiert." Je näher der Nominierungsparteitag rücke, desto mehr werde das Interesse an der Delegierterzahl aber in den Mittelpunkt treten.

Insgesamt gibt es 2286 Parteitagsdelegierte. Um im Spätsommer zum Herausforderer von Präsident Barack Obama gekürt zu werden, muss ein Bewerber mindestens 1144 Wahlmänner hinter sich bringen. Berechnungen des Fernsehsenders CNN zufolge war selbst Favorit Mitt Romney nach dem sogenannten Super-Dienstag mit knapp mehr als 400 Delegierten von dieser Schwelle noch ein gutes Stück entfernt. Sollte kein Bewerber die Mindestzahl erreichen, würde die Kandidatenfrage auf dem Parteitag hinter den Kulissen ausgehandelt.

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