Hat Merkel den Bezug zur Realität verloren?

Von Psychologie aktuell Politikexperte Maximilian von Thalen.

Der Volksmund sagt: Wenn alle, die einem entgegenkommen, Geisterfahrer sind, könnte es daran liegen, dass man selbst auf der falschen Spur unterwegs ist. Und das Licht am Ende des Tunnels können immer auch die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Zuges sein.

Welche Logik beherrscht das Denken unserer Regierungschefin?

Wer Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei Anne Will und danach zugehört hat, könnte den drängenden Impuls verspüren, Frau Dr. Merkel auf diese einfachen Weisheiten hinzuweisen. Denn die Kanzlerin hat nun endgültig offenbart: sie regiert mit selektiver Wahrnehmung und einem manisch gefärbten Optimismus.

Wer lebt in einer anderen Welt?

Als die Ukraine-Krise 2014 entflammte, soll Merkel über Russlands Präsidenten Vladimir Putin gesagt haben, er lebe „in einer anderen Welt". Dieser Satz stimmt, jedoch heute in Bezug auf die Kanzlerin selbst. Während die Kanzlerin die Lage weich redete, eskalierte am selben Tag die Lage im Land weiter.

Alexander Kissler listete die wahre Realität im CICERO wie folgt auf: „Der CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt gab bekannt, die ‚Belastungsgrenze' seines Landes sei ‚definitiv erreicht', drohte der CSU-Ministerpräsident von Bayern mit einer ‚Notwehr' gegen die Flüchtlingsströme und forderte von Berlin ‚Realismus statt Illusionen', wurde in Rheinland-Pfalz eine nach Geschlechtern getrennte Unterbringung der Asylbewerber angekündigt, um Frauen und Kinder vor übergriffigen Männern zu schützen, bereitete der Main-Taunus-Kreis den offiziellen Katastrophenfall vor, weil er der Flüchtlinge nicht mehr Herr werde, kapitulierte der Präsident des Bayerischen Roten Kreuzes namens seiner Helfer und verlangte von der Kanzlerin, sie müsse ‚sagen, ob sie das so will und wie das geschafft werden soll', veröffentlichten 34 Landespolitiker der CDU einen Beschwerdebrief an Angela Merkel wider den ‚ungesteuerten Zustrom von täglich mehreren Tausend Flüchtlingen'".

Alles kein Thema, weil "wir schaffen das" ja?

Kein einziges dieser Probleme nahm die Bundeskanzlerin im Anne Will Interview ernsthaft auf. Die Antworten von Frau Merkel waren durchweg gefärbt von ihrem neuen Lieblingsmantra: "Wir schaffen das."

Vor allem aber hat sie einen Plan: Sie will die "Fluchtursachen bekämpfen" und auf europäischer Ebene allerlei Feineinstellungen der Politik vornehmen. Folgt man ihrer Logik, wären die Bundesregierung und ihre Chefin eine reine Verwalterin alternativloser, schicksalhafter Ereignisse.

Wäre sie ein Arzt, man müsste über den Entzug der Approbation aufgrund Überforderung nachdenken. "Schau mer mal, dann sehn mer scho", kann Franz Beckenbauer vor einem Fußballspiel sagen - nicht jedoch die Regierungschefin der viertgrößten Volkswirtschaft der Erde.

"Ich weiß auch nicht, was morgen ist."
(Angela Merkel)

Was bedeutet das?

Unterstellen wir der Kanzlerin freundlicherweise einmal keinen kompletten Realitätsverlust, so muss man auch mit viel Wohlwollen feststellen: Deutschland ist immer noch eine souveräne Nation und Frau Merkel ist jener Mensch, der dieses Land führen und gestalten muss.

Das ergibt sich aus der Jobbeschreibung als Bundeskanzlerin. Stattdessen, und das ist das eigentlich Beängstigende, scheint die Kanzlerin Deutschland als handlungsfähiges Subjekt längst aufgegeben zu haben. Sie setzt voll auf „Brüssel", auf die EU, als wäre Deutschland tatsächlich bereits ein Bundesland eines europäischen Superstaates. Doch weder existiert bislang ein solcher, noch hat Frau Dr. Merkel das Mandat der deutschen Wählerschaft, einen solchen herbeizuführen.

"Als Kanzlerin habe ich die Aufgabe, alles daran zu setzen und den Optimismus und auch die innere Gewissheit zu haben, dass diese Aufgabe lösbar ist. So gehe ich da ran."

(Angela Merkel)

Es bleiben nur zwei bedrückende Alternativen

So bleiben am Ende nur zwei Diagnosen: entweder die Bundeskanzlerin leidet unter einem partiellen Realitätsverlust erheblichen Ausmaßes, oder aber sie ist tatsächlich eine „Überzeugungstäterin", die Deutschland als Nation schon längst hinter sich gelassen hat und nur noch europäisch und international denkt.

So oder so ergeben sich weitreichende Konsequenzen. Es wäre kein Wunder, wenn das Wahlvolk sie bald in Rente schickt - sollte es Herr Seehofer nicht schon früher erledigen.

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