Gunther von Hagens’ letzter Streich




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Gunther von Hagens’ letzter Streich

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Der an Parkinson erkrankte Anatom wird 70. Nach seinem Tod will der Körperwelten-Aussteller die Besucher als Plastinat selbst begrüssen.

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Feiert seinen 70. Geburtstag: Der deutsche Anatom, Wissenschaftler und Unternehmer Professor Gunther von Hagens vor einem seiner Präparate. (Archiv, 9. Januar 2009)
Bild: Alex Grimm/Reuters


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Der Tod ist der ständige Begleiter des Leichenplastinators Gunther von Hagens. Durch seine Parkinson-Erkrankung ist das Thema auch an ihn persönlich näher herangerückt. Als er 2008 die Diagnose bekam, gab er sich noch fünf Jahre, wie von Hagens erzählt. «Jetzt bin ich mutiger. Mein Vater ist mit 98 noch sehr vital, er ist mein Vorbild. Wenn ich gut bin, halte ich bis 90 durch.» Am Samstag wird der umstrittene Anatom 70 Jahre alt.

Die moralische Debatte über seine Arbeit gehört ebenso zu seinem Leben wie die Faszination von Millionen Menschen für die Exponate. Von Hagens entwickelte die Plastinationstechnik in den 70er-Jahren in Heidelberg, wo er 1993 das Institut für Plastination gründete. Seine «Körperwelten» versteht er als Anatomie-Ausstellung.

Die Technik der Plastination erklärt. (Video: Youtube/KOERPERWELTEN)

Die präparierten Toten posieren in allen erdenklichen Positionen, mal als Basketballspieler, mal als Skateboarder oder Denker. Sie sind jung, alt, schwanger, krank oder gesund. Manche sind beim Sex zu sehen. Die Haut ist abgezogen, Muskeln und Nervenstränge sind gut sichtbar.

Nicht zuletzt die grossen Kirchen lehnen diese Art der Zurschaustellung ab. Die evangelische Kirche spricht von einem würdelosen Umgang mit Verstorbenen. Die deutschen Städte Augsburg und Köln verboten von Hagens, eine Sexszene mit Leichen darzustellen.

Proteste ein deutsches Phänomen

«Die grösste Kritik kommt immer von denen, die die Ausstellung nicht gesehen haben – sie denken: ‹Das kann nur skandalös sein›», sagt der Anatom. Er habe den Wirbel um seine Arbeit immer als zusätzliche Werbung gesehen. Seine Frau Angelina Whalley sagt: «Die Kritik an den ‹Körperwelten›-Ausstellungen ist ein rein deutsches Phänomen. Man problematisiert hier schon sehr gern.» In anderen Ländern wie Japan, Südkorea und den USA seien die Proteste ausgeblieben.

Einen Kampf hat von Hagens kürzlich in seiner Wahlheimat Berlin gewonnen: Er darf am Fusse des Fernsehturms ein «Körperwelten»-Museum eröffnen. Der Bezirk Mitte war gegen das Projekt Sturm gelaufen, unterlag aber kurz vor Weihnachten vor dem Verwaltungsgericht. Aus Bezirkssicht handelt es sich um Leichen, und deren Ausstellung sei nach dem Bestattungsrecht nicht zulässig.

Die Ausstellung ist zurzeit in Nürnberg. (Video: Youtube/Bayerischer Rundfunk)

Nach seinem Tod möchte der Anatom Museumsbesucher gern selbst als Plastinat am Eingang willkommen heissen – mit ausgestreckter Hand. Whalley ist skeptisch. «Na ja, über die Pose können wir ja noch mal reden», sagt sie. «Ich stelle ihn mir eher gestikulierend vor, so habe ich ihn immer erlebt.»

Warten in der Kühltruhe

Bei der Plastination seiner Leiche soll sie selbst Hand anlegen, so wünscht es sich von Hagens, der 1945 bei Posen (Poznan) im heutigen Polen geboren wurde. «Erst fand ich diese Vorstellung ganz schrecklich», sagt Whalley. «Je länger ich aber darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich es als einen Liebesbeweis am Partner gesehen.» Das müsse aber nicht sofort nach seinem Tod passieren. «Ein Jahr Zeit brauche ich schon vorher, solange ist er in der Kühltruhe.»

Von Hagens’ Frau fungiert inzwischen als seine Übersetzerin, da sein Sprachzentrum durch die Krankheit stark beeinträchtigt ist. Er ist kaum noch zu verstehen. «Wir kennen uns schon so viele Jahre. Bei vielen Fragen kenne ich seine Antwort», sagt sie. Ein spitzbübisches Lächeln huscht über von Hagens’ Gesicht, als er erwidert: «Du machst es gut – und wenn nicht, dann kann ich ja immer noch dazwischenfunken.»

Von Hagens’ Markenzeichen ist und bleibt sein Hut, den er so oft wie möglich trägt – sogar zu Hause, wie seine Frau sagt. «Die Anatomen trugen in der Renaissance einen Hut», erläutert Whalley. «Der Hut ist für ihn auch ein Symbol für das Selbstverständnis, anders zu sein.» Und das sei er schon immer gewesen, nicht zuletzt wegen seiner Bluterkrankheit.

«Er hat daraus gelernt, Kraft aus sich selbst zu schöpfen.» Das habe ihm auch für andere Situationen Stärke gegeben. «Kaum jemand in der Anatomie hat ihn ernst genommen. Aber er brauchte das Schulterklopfen der Kollegen nicht.» (jym/sda)

Erstellt: 10.01.2015, 11:58 Uhr


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