Von Psychologie aktuell Autor Ben Weber.
Menschen mit zwei Gesichtern oder mehreren Persönlichkeiten. Ist das nur ein Phänomen aus Hollywood-Filmen wie Fight Club? Keineswegs! Im echten Leben heißt das Phänomen Dissoziative Störung.
Darunter versteht man eine psychische Fehlfunktion, die sich durch eine Aufspaltung von Identität, Gedächtnis und Bewusstsein auszeichnet. Die Schizophrenie hat damit übrigens rein gar nichts zu tun. Warum der Volksmund zu solchen Aufspaltungen sagt, sie seien "schizophren", bleibt ein Rätsel.
Das Wort "schizophren" streicht man also am besten, wenn es um Menschen mit mehreren Persönlichkeiten geht!
Keine Einbildung, sondern eine echte Krankheit!
Sein eigenes Verhalten, seine Gefühle, Vorstellungen und Handlungen kontrollieren zu können, ist überlebensnotwenig. Diese Einheitlichkeit der Wahrnehmung ermöglicht erst die Fähigkeit zur Selbstkontrolle.
(Foto: ambroochizafer/pixabay/cc0)
Wer bin ich?
Gerät jemand in den Zustand einer dissoziativen Störung der Persönlichkeit gibt er diese Konsistenz und Kontinuität seines Selbst auf und gerät damit schnell in äußerst prekäre Situationen.
Teilweises Vergessen?
Bei der so genannten dissoziativen Amnesie können sich die Erkrankten nicht mehr an wichtige Erfahrungen und Erlebnisse erinnern. Leidet jemand an einer dissoziativen Identitätsstörung (auch: multiple Identitätsstörung), dann existieren in ihm tatsächlich mehrere, voneinander unabhängige Persönlichkeiten. Also exakt das, was die Hollywood-Filme uns immer wieder auftischen. Das gibt es wirklich, aber es ist im echten Leben selten.
Was passiert da bloß?
Im Rahmen der dissoziativen Identitätsstörung verfügt jede Einzelpersönlichkeit über eine eigene Identität, einen eigenen Namen und eigene Verhaltensmuster.
Ja, es geht sogar noch verrückter! Es sind sogar Fälle beschrieben, bei denen die einzelnen Persönlichkeiten verschiedene körperliche Krankheiten haben, die verschwinden, wenn eine andere Persönlichkeit "übernimmt".
Wissenschaftlich ist das völlig unerklärbar und weil es zudem so selten ist, wird dieses krasse Phänomen von der Forschung freundlich ignoriert. In den meisten Fällen ist es so, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt stets eine der in der Psyche vorhandenen Persönlichkeiten dominiert.
Komplett paradoxe Charaktere!
Die einzelnen Persönlichkeiten können stark varrieren. Sie stehen meist in einem kontrastierenden Verhältnis zum ursprünglichen Selbst des Betroffenen. Ist dieses ursprünglich eher schüchtern, handelt es in der anderen Persönlichkeit selbstbewusst und dominant, ist es eigentlich in sexuellen Dingen ängstlich, kann es sich in der anderen Persönlichkeit als sexuell dominant erweisen.
Selbst die Forscher streiten noch!
In der psychologischen Forschung ist die Existenz dieser Erkrankung immer noch umstritten. Wobei sie eigentlich nicht zu übersehen ist. Aber es ist auch nur allzu verständlich, dass kein Wissenschaftler sich mit einer Krankheit beschäftigen will, bei der es kaum Lorbeeren zu ernten gibt. Doch die Betroffenen brauchen dringend Hilfe.
Denn was ist die Alternative? Den Betroffenen zu sagen, sie hätten nichts? Oder einen Priester zum Exorzismus zu rufen? Natürlich nicht!
Ein paar spezialisierte Therapeuten!
Es lohnt sich also, nach den wenigen auf diese Erkrankung spezialisierten Therapeuten und Ärzten zu suchen. Die Behandlung dissoziativer Störungen verlangt nämlich neben sehr viel Können auf der Seite des Therapeuten auch nach Geduld auf der Seite des Patienten. Aber am Ende lohnt es sich, denn ohne Dissoziation lebt es sich deutlich besser. Und auch wenn kompetente Hilfe noch selten ist - es gibt sie.
Buchtipp:
Psychiatrie für Laien. Auf Augenhöhe mit dem Arzt kommen. (ISBN 9783734783289)
Lesenswert:
Ihr habt auch ein spannendes Thema?
Die Huffington Post ist eine Debattenplattform für alle Perspektiven. Wenn ihr die Diskussion zu politischen oder gesellschaftlichen Themen vorantreiben wollt, schickt eure Idee an unser Blogteam unter
blog@huffingtonpost.de.
Video:Psychologen enthüllen: Wenn Sie auf diese neun Dinge verzichten, werden Sie sofort erfolgreich
Open all references in tabs: [1 - 7]