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Herr Professor Spinath, wie beschreiben Sie das Glück?
Spinath: Wir unterscheiden zum einen Glücksmomente. Das sind Situationen umschriebener Zeitdauer, und in den Genuss solcher Situationen, in denen wir mit starken positiven Gefühlen reagieren, kommen eigentlich alle Menschen irgendwann in ihrem Leben. In solchen Situationen empfinden wir oft Stolz oder einfach Freude und manchmal auch Erleichterung. In der psychologischen Forschung gibt es aber auch die Frage, wer denn längerfristig glücklich ist. Wer hat es leichter, glücklich zu sein? Das ist wichtig für das Verständnis von subjektivem Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit. Und das ist in der Psychologie auch bereits recht gut untersucht.
Wie lange gibt es Glücksforschung?
Spinath: Erstaunlicherweise gibt es positive Psychologie noch gar nicht so lange. Die Psychologie hat eine Tradition, sich für Krankheiten, Therapie und Fehlentwicklungen zu interessieren. Lange Zeit lag der Fokus auf negativen Dingen. Die positive Psychologie ist erst in den letzten zehn bis 15 Jahren richtig populär geworden. Da haben uns Soziologen etwas voraus. Hier wurden bereits seit den 1980er Jahren große Stichproben von Personen nach ihren Lebensbedingungen gefragt. Und danach, wie gut es ihnen geht.
Woran forschen Sie gerade?
Spinath: Ich bin von Hause aus Verhaltensgenetiker, mich interessieren Anlage- und Umwelteinflüsse auf psychologische Merkmale, wie etwa Intelligenz und Persönlichkeit. Wir haben zum Beispiel jüngst die interessante Verbindung zwischen Persönlichkeit auf der einen und Lebenszufriedenheit auf der anderen Seite untersucht, wobei Glück, Wohlbefinden oder Lebenszufriedenheit oft gleich gesetzt wird. Zwillingsstudien zum Wohlbefinden zeigen im Übrigen klassischerweise, dass eineiige Zwillinge, die 100 Prozent ihrer Gene teilen, deutlich ähnlicher glücklich sind als zweieiige Zwillinge, die etwa 50 Prozent ihrer Gene teilen. Das heißt nun nicht, dass die Eineiigen glücklicher oder weniger glücklich sind, sondern dass ein eineiiger Zwilling seinem Zwillingsgeschwister um einiges ähnlicher ist als ein zweieiiger Zwilling. Dies ist für Verhaltensgenetiker ein Hinweis auf genetische Einflüsse. Heißt das nun, es gibt „Glücks-Gene“? Unsere Studie kommt zu dem Schluss, dass dem nicht so ist. Vielmehr sind die genetischen Einflüsse auf das Glück über die Persönlichkeit vermittelt. Hier gibt es genetische Einflüsse auf Verhaltenstendenzen, also auf die „Brille“, mit der wir die Welt sehen. Ob wir dazu tendieren, Dinge eher als positiv oder als Schwierigkeit zu interpretieren. Ob wir gewissenhaft oder extrovertiert sind. Das sind Beispiele für Grundzüge der Persönlichkeit. Und Gene beeinflussen unsere Persönlichkeit. Je nachdem, was für eine Persönlichkeit wir haben, fällt es uns leichter oder schwerer, das Leben positiv oder weniger positiv zu sehen.
Gibt es eigentlich glückliche Länder? Ist das Saarland ein glückliches Land?
Spinath: Das kann ich so nicht beantworten. Ich habe jedoch recherchiert, wie es auf internationaler Länderebene ist…
…Bhutan wird da genannt?
Spinath: Ja, Bhutan wird immer wieder genannt. Das ist ein interessantes Beispiel, weil Bhutan in einer Liste mit beinahe 180 Ländern auf Platz 8 rangiert. Weit vor Deutschland, obwohl die Lebens- und Arbeitsbedingungen, die Gesundheitsversorgung in Bhutan nicht vergleichbar sind.
Muss man selbst glücklich sein, um über das Glück zu forschen?
Spinath: Nö. (lacht).
Sind Sie glücklich?
Spinath: (Lacht) Ja, ich habe mich das auch gefragt, weil ich gedacht habe, das werde ich bestimmt gefragt. Ich bin jemand, der sehr nachdenklich und grüblerisch sein kann. Ich kleide mich schwarz und ich beschäftige mich auch gerne mit Abgründigem. Beispielsweise Serienkiller und was einen Menschen auf Abwege führen kann. Der klassische Psychologe eigentlich. Es riecht alles ein bisschen nach Unglück.
Zum Thema:
Auf einen BlickAusgewählte Sendungen zur Themenwoche im SR: Am Donnerstag, 21. November, 20.15 Uhr im SR-Fernsehen: „mag's – Das Magazin Saar“.Die Suche nach dem Glück! -Wie diese ganz konkret aussehen kann, zeigt „mag's“ in seiner Spezialausgabe zur Themenwoche. Jugendliche Flüchtlingen sprechen über ihre Hoffnung auf ein glücklicheres Dasein. Auch geht es um Menschen, die nach Schicksalsschlägen ihr Glück wiedergefunden haben, oder auch um eine Frau, mit unkonventioneller Mission: Die ehemalige Domina schöpft die Kraft für ihre Arbeit aus der Überzeugung, andere damit glücklich zu machen. red
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