Glatte Haut macht seriös

Selbst kleine Einzelheiten im Aussehen – wie etwa das Hautbild – beeinflussen unser Urteil über unser Gegenüber. Dies zeigt eine Studie der Jacobs University Bremen.


Der erste Eindruck zählt: Bei einer ersten Begegnung schließen wir unter anderem aus dem Gesicht des anderen auf dessen Vertrauenswürdigkeit und Charakter. Dabei braucht unser Gehirn nur den Bruchteil einer Sekunde, um ein Urteil zu fällen. Doch welche Merkmale wirken sich auf den ersten Eindruck aus? Um der Antwort auf diese Frage näherzukommen, untersuchten Psychologen der Jacobs University Bremen nun den Einfluss eines einzelnen Merkmals – des Hautbilds.

„Schönheitsfehler“ entfernt

Um nachzuweisen, wie kleine Makel der Haut – beispielsweise Hautrötungen oder Pickel – die persönliche Wirkung verändern, bearbeiteten sie Fotos von menschlichen Gesichtern: Am Computer entfernten sie alle Muttermale, Unreinheiten und auch sonstige „Schönheitsfehler“ der Haut. 130 Probanden bekamen die Gesichter dann entweder in ihrer natürlichen Erscheinung oder in der makellosen Version zu sehen. Ihre Aufgabe war es, die Glaubwürdigkeit, Kompetenz, Attraktivität und Gesundheit der abgebildeten Personen zu bewerten.

Direkter und indirekter Effekt glatter Haut

Es zeigte sich, dass das Hautbild tatsächlich einen wichtigen Einfluss auf den ersten Eindruck hatte: Glatte Haut ließ die betrachteten Personen nicht nur gesünder und attraktiver wirken, sondern auch glaubwürdiger und kompetenter.
Die Forscher nehmen an, dass es einen direkten und einen indirekten Effekt gibt: Einerseits wirke glatte Haut gesünder als unreine. Andererseits suggeriere sie aber auch Reife und Sachverstand, da im Umkehrschluss unreine Haut häufig mit Unreife – zum Beispiel durch Akne in der Pubertät – und Armut – zum Beispiel durch das Unvermögen, sich gute Hautpflegeprodukte zu leisten – verknüpft würde.

Eigene Urteile kritisch hinterfragen

Angesichts dieser Ergebnisse sei es wichtig, sich bewusst zu machen, wie an sich irrelevante Merkmale unsere Einschätzungen beeinflussen, und das eigene Urteil über Fremde kritisch zu hinterfragen. Es sei dringend geboten, den Druck auf Menschen mit Hautproblemen nicht weiter zu erhöhen, betonen die Forscher.

Literatur

Tsankova, E. Kappas, A. (in press). Facial skin smoothness as an indicator of perceived trustworthiness and related traits [Abstract]. Perception.

21. Dezember 2015
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Foto: © Jacobs University

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